Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0199

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Einleitung.

ie es bei vielen anderen landräthlichen Kreisen hiesiger
Provinz der Fall ist, so weist auch der Bezirk des
Kreises Weissenfels auf ältere Landeseintheilungen zu-
rück. Derselbe wurde 1815 im wesentlichen aus dem
früheren königl. (kurfürstl.) Sächsischen Gerichtsamte
gleiches Namens gebildet, welches in der Zeit von .1656
bis 1746, mit anderen Landestheilen vereinigt, unter der
Oberhoheit des Kurhauses als besonderes Herzogthum
Sachsen-Weissenfeis mit der Residenz Weissenfels bestand.
Das Amt Weissenfels wiederum war aus der alten Grafschaft dieses Namens hervor-
gegangen, welche als solche zwar erst unter Otto dem Reichen um 1180 in die
urkundlich beglaubigte Geschichte tritt, aber nachweislich ihren Ursprung schon
in der frühen Zeit gehabt hat, wo die slawischen Eindringlinge von den siegreich
in die sorben-wendischen Marken vorrückenden Deutschen wieder zurückgetrieben,
durch Errichtung von Burgwarten im Zaum gehalten und durch die Gründung
von Bisthümern zum Christenthume übergeführt wurden.
Unter der Wendenherrschaft war der Gau Tuchurin zwischen Saale und
Elster (mit dem Hauptorte Teuchern) der Kern und Mittelpunkt des heutigen
Kreises. Ton. den 176 Ortschaften (6 Städten und 170 meist kleinen Dörfern)
desselben, die in dem südlichen und östlichen Theile viel dichter als im nördlichen
Districte, überhaupt aber meist in Gruppen vereinigt hegen, haben 121 ganz
wendische Namen, nur 23 (darunter Weissenfels selbst) tragen ganz deutsche und
32 ursprünglich wendisch gewesene, jetzt gemischte oder corrumpirte Namen.
Dasselbe Yerhältniss findet auch bei den Namen der Wüstungen statt.*) Nicht
so dauernd wie die geographischen Namen (mit- Ausnahme der beiden Flüsse
Saale und Elster haben auch die Bäche fast ausnahmslos nur slavische oder-
gemischte Benennungen) konnte sich erklärlicher Weise die wendische Anlage
der Ortschaften (s. Kr. Zeitz S. 2) erhalten, die sich indess dennoch in Greislau,
Kösslitz, Kopsen und Ober-Werschen in ihrer ganzen Reinheit vorfindet, während
in vielen anderen Dörfern wenigstens noch die Trapezform der Wohnhöfe auf die

*) Yergl. das Verzeichniss derselben in den N(euen) M(ittheilungen des Thüring.-Sachs.
Geschichts- und Alterthumsvereins) I. 1, 63 nach Otto, Gesell, der Pflege Weissenfels S. 532—
562. — (Wir citircn diese Zeitschrift weiter unten stets nur abgekürzt: N) M.)


Kr. Weissenfels.

1
 
Annotationen