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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0045

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Predel. Profen.

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kaum zufällig, da der fromme Kurfürst den Cultus dieser Heiligen in den sächs.
Landen besonders gefördert hatte. (Otte, Kunstarchäologie S. 926.) Die mittlere
Glocke zeigt in langschäftigeren Minuskeln mit dickeren Enden den Yers: „dum
trador * *) audite ad sacra rogo venite anno dm mcccclxxix.“ An der einen Seite
der Glocke steht ein gekröntes grosses M in fast Canzlei-Eractur, dicht daneben
in derselben Zeile in Minuskeln der Name hans Ttyme und hinter diesem ein reich
verziertes Kreuz (Fig. 22); der Karne Hans Tyme bezeichnet wahrscheinlich den

Fig. 22.


Glockengiesser, da die Kamen der Giesser nach der Mitte des 15. Jahrhunderts auf
Glocken bereits häufiger Vorkommen; das grosse M ist verschieden gedeutet worden,
entweder als „Meister“ oder = Maria, **) Die kleinste Glocke ist der Form nach
sehr alt und ohne Schrift.
Profen.
Grösseres Kirchdorf, 10 Km. nordöstlich von Zeitz, am Rande der Elster-
niederung; in einer Urkunde von 1286Provin. Manche entlehnen den Kamen vom
wendischen Götzen Provo, wahrscheinlicher ist die Ableitung von dem wendischen
pre-owe „über der Aue.“
Die Kirche mit verzierten Spitzbogenfenstern und gerippten Gewölben im
Altarraum rührt aus verschiedenen Zeiten des späteren Mittelalters her. An einem
südlichen Aussenpfeiler steht die Inschrift in Minuskeln mit Majuskel-Anfangs-
Buchstaben, wie folgt:
„Anno . Dm . nt° | acc° xcr fotnij | mtd) rorpotö *piu. | (1495).
An einem andern Steine die Inschrift:
„Anno gm mttcc\x | — rummt . oitc iri cclc |
.... krocc ifilrfi ntorifi j . . .. muin ucit moUcr lo | cno örciljcut . Ij . k
Einige Stellen daran sind verwittert, der Sinn ist verständlich: Anno Dni 1509
fuerunt vitrici ecclesiae . . . (folgen die Kamen).


*) Offenbar statt trahor.
*0 "Vgl. N. M. II, 811. Osterländ. Mitthl. 7, 186. Correspondenzbl. des Gesammtvereins
1867 S. 94. — Gegen Lobe, der das gekrönte M als Maria deutet, bleibt der Yerf. bei der
Deutung „Meister“ stehen, da man den Namen der Himmelskönigin nicht selbander dicht neben
den Glockengiessernamen gestellt haben würde.
 
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