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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0082

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Kunststatistische Uebersicht.

so gering sie sein mögen, verdienen daher sorgsame Conservirung. — Als gleich-
zeitig mit Bosan darf der saubere Ban des Kirchleins in dem Dorfe Schkauditz
(der kleinsten Landkirche des Kreises) um so mehr angesehen werden, als sich an
beiden Denkmalen das nach dem System der Zahnschnitthäufung ausgeführte
sogenannte Schachbrettgesims, wenngleich etwas verändert, doch im wesentlichen
identisch angewandt findet. — Das Alter des romanischen Kerns der Michaelis-
kirche und der Schlosskirche in Zeitz wird sich kaum näher bestimmen lassen;
doch dürfte' der romanische Kreuzbau der letzteren sicher nicht früher entstanden
sein, als bis die von Bischof Wahr am 1108 zur Förderung des fast vernichteten
Gottesdienstes gewährten neuen Dotationen sich nutzbar erweisen konnten (Lepsius
a. a. 0. S. 32 u. 236). — Ebensowenig lässt sich die Entstehung der acht ursprüng-
lich romanischen Dorfkirchen bestimmen, von deren ehemaliger Existenz nur noch
die erhaltenen Absiden zeugen: letztere, niedrig in der Höhendimension und gering
von Durchmesser, haben in der Regel ah der Plinthe eine Schräge und als Haupt-
gesims Rundstab und Hohlkehle; im Innern finden sich am Oeffnungsbogen
Kämpfergesimsstücke, und die Fenster sind kleine Mauerschlitze. — Ausser den
Absiden erscheinen mehrfach dicke Glockenthürme als Ueberreste aus der roma-
nischen Periode und bilden das gewöhnliche Hinderniss, sobald es darauf ankommt,
die für die Gegenwart zu klein befundene Kirche unter Mitbenutzung des Altar-
raumes zu vergrössern. In Masnitz steht der Thurm zwischen Schiff und Absis.
- Bemerkenswerth sind die an der Langseite mehrerer Dorfkirchen (Aue, Ossig,
Salsitz, Schkauditz) erhaltenen romanischen Portale, namentlich wegen der Relief-
darstellungen in dem halbkreisförmigen Thürbogenfelde, unter denen der bekleidete
Crucifixus zu Aue besonders hervorgehoben zu werden verdient.
Die gothische Periode schuf wegen Zunahme der Bevölkerung sowohl in der
Stadt als auf dem platten Lande grössere Kirchengebäude. Aus der früheren Zeit
des Styls ist indess nur die westliche Hälfte der einschiffigen Klosterkirche zu
Zeitz zu erwähnen, sowie anscheinend der Chorschluss der Schlosskirche und der
Kreuzgang daselbst. Alle übrigen Bauten der Stadt datiren erst aus der Zeit
nach dem Hussitenkriege, meist aus der zweiten Hälfte des 15. und aus dem
16. Jahrhundert. Die beiden grössesten Kirchen in Zeitz, S. Michael und die
•Schlosskirche, sind verbreiterte Umbauten basilikaler, romanischer Kreuzkirchen,
erstere mit beibehaltener Basilikenform und mit plattem Chorschluss, letztere in
Form einer dreischiffigen Halle und (wie auch die Klosterkirche) im halben Zehneck
geschlossen. — Die gothischen Landltirchen sind alle nur einschiffig und dreiseitig
aus dem Achteck geschlossen; besondere Erwähnung verdient unter ihnen die ganz
überwölbte Kirche in Zipsendorf von 1407, obgleich auch in mehreren anderen
Ortschaften (Crossen, Falkenhavn, Haynsburg, Heukewalde, Langendorf, Masnitz,
Ossig, Predel, Profen, Rippicha, Wittgendorf und Wuitz) mit gerippten Gewölben
überspannte Altarräume Vorkommen.
S acr am eil ts sch reine (Wandschränke, zum Th eil mit Wimbergen über-
setzt) sind in Heukewalde, Rippicha, Schkauditz und Zipsendorf, an letzterem Orte
auch eine besonders bemerkenswerthe Steinkanzel vom Jahre 1512.
Geschnitzte und bemalte Altar sch re ine, zum Th eil defect und ausser
Gebrauch gesetzt, sind in Brökau, Kayna, Ossig, Predel, Rasberg, Rehmsdorf,
Schkauditz, Silbitz, sowie in der Michaelis- und in der Stephanskirche zu Zeitz.
 
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