Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0210

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
12

Kreis Weissenfels.

eigenthümlicherweise noch ein besonderes geschmiedetes Kreuz aus verschlungenen
Eisenstäben aufgesteckt. Ein Taufstein kleinerer Form vom Jahre 1641, mit der
Inschrift:
LASSET DIE KINDLEIN ZV MIR KOMMEN, SOLCHEN IST DAS
REICH GOTTES,
ist noch im Gebrauch. An den Wänden der Kirche befinden sich mehrere, nicht
besonders erhaltene Grabsteine mit seltner vorkommenden Wappen: v o n Stentzsch
(?bei Pegau) und von Quetz (?Quesitz bei Droyssig), ausserdem von Stangen,
von Landwüst.*)
Auf dem Thurm sind 3 Glocken von 0,79, 0,66 und 0,43m Durchmesser. Die
grosse ist 1840, die mittlere 1836 von Heinrich Ulrich in Laucha gegossen. Auf
der kleinen steht in Minuskeln
-I- Ijtlf 4- Nt + mitnit + bgr -f *pf
was anscheinend heissen soll: Hilf got maria berath. Christus.
Das Rittergut, welches sich im 15. Jahrh. im Besitz der v. Frankleben,
dann der v. Hagenest, v. Landwüst, v. Frizsch, Grafen Vizthum v. Eck-
st ädt befand, ist durch Wallgräben gegen die häutigen Ueberschwemmnngen des
Wethauflusses geschützt.
* Gladitz.
Rittergutsdorf mit einer Pfarrkirche, 15,5 Km. südöstlich von der Kreisstadt,
auch Gladis und Glatitz geschrieben. Im J. 1238 kommen in - einer päpstlichen
Bulle die beiden Brüder „Conradus et Conradus fratres de Gladicz“ als Vögte im
Zeitzer Stiftsbezirke vor, und imJ. 1258 wird urkundlich ein Conradus Silex dictus
de Gladiz als Besitzer zweier hiesiger Hufen erwähnt. —- Besitzer des ehemals mit
Wallgraben und Zugbrücke versehenen Rittergutes waren seit dem Mittelalter nach
einander v. Haugwitz, Pflug, Bresem, Puster, Lichtenhain, Landwüst.
Die unansehnliche, stillose Patronatskirche ist ohne alles Interesse. In dem
kleinen Thürmchen befinden sich 2 Glocken von 0,76 und 0,58m Durchmesser; die
grössere hat oben herum in grossen lateinischen Buchstaben die Inschrift:
Anno 159g eo tempore Hans Jhan a Pvster collator et hujus ecclesiae
Erasmus Kretzmar pastor h. m. Naumburg.
Auf der kleinen Glocke sind nur 7 kleine, sehr undeutliche Heiligenbilder, von
denen allein Petrus zu erkennen ist.
Goldschau.
Pfarrkirchdorf, ursprünglich mit 2 später vereinigten Rittergütern, 16 Km.
südlich von Weissenfels, an dem Leunebache gelegen, 1375 Kulischau, sonst auch
Kolzschau geschrieben. Der offenbar wendische Harne ist vielleicht von gola -
Heide, Wald abzuleiten. Es war das Stammgut derer von Kullschow, und seit

*) Nach Otto S. 381 besass die Kirche zwei silberne, vergoldete Kelche aus dem M. A.,
ein Geschenk der edlen v. Hagenest.
 
Annotationen