Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0222

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
24

Kreis Weissenfels.

Taufstein,*) der oben mit einem vergoldeten, mit Lilien gefüllten, spätgothischen
Zackenbande verziert ist. An die Stelle desselben trat 1681 ein neuer Taufstein
mit einer kupfernen, inschriftlich von 1652 datirten Taufschüssel. An dem Rat.hs-
chore von 1693 sind einige allegorische Embleme mit lateinischen und deutschen
Devisen gemalt, die man bei Heydenreich S. 280 abgedruckt findet. Die gleich-
zeitig errichtete Orgelempore ist mit 10 neutestamentlichen Scenen geschmückt,
als deren Maler inschriftlich ein
„Michael Hofmann, Pictor“
genannt wird. — Die Malerei an der Holzdecke der Kirche datirt erst von 1718.
Auf dem Thurme hängen 3 Glocken von 1,15, 0,90 und 0,75m Durchmesser.
Die weitläufige Inschrift in deutschen Reimen auf der grossen, nach dem Brande
von 1639 von Georg Schessler in Leipzig gegossenen Glocke von 32 Ctr. Gewicht
s. bei Heydenreich S. 281. Auf der zweiten Glocke von 1679 stehen ausser
dieser Jahreszahl nur die Kamen des Pastors, des Bürgermeisters und des Giessers
„Joh. Jac. Hoffmann in Halle“. Die kleine Glocke ist von Joh. Heinr. Ulrich in
Laucha erst neuerlich gegossen.

Hollsteitz,
auch Holstitz, Holsteiz geschrieben, ein Ritterguts dort mit einer Filialkirche von
Gladitz, 14,5 Km. von Weissenfels. Das Rittergut hatten die Reussen zu Gera
von den Bischöfen in Naumburg zu Lehn, thaten es aber 1479 als Afterlehn an
Heinrich v. Hagewitz (Haugwitz) aus; später waren die v. Puster, im 17. Jahrh.
die v. Ponik.au und v. Land wüst Afterlehnsträger.
Die sehr vermögende Patronatskirche, die 1743 neu gebaut wurde, hat sich
1843 ein neues von Friedrich Gruhl in Klein welke gegossenes Geläute erworben,
welches aus 3 Glocken von 0,99, 0,77 und 0,61 m Durchmesser besteht. Dieselben
sind mit den Hummern 542 — 544 bezeichnet und mit schön ciselirten Reliefs
geschmückt; die grosse mit einem Christuskopfe en face, die mittlere mit dem
Porträtkopfe Luthers und die kleine mit dem Kopfe Melanchthons en profil.
Jaucha.
Kirchdorf, 11 Km. südöstlich von der Kreisstadt, früher Juch, gehörte im
Mittelalter dem Peterskloster in Merseburg, welches hier ein Yorwerk besass, das
nach der Reformation aufgelöst wurde. — Das Erbrichtergut hiess ehemals „die
Supanei.“
Die Krclie S. Martini, welche im Mittelalter unter dem Patronate des Merse-
burger Petersklosters einen eigenen Pfarrer hatte, wurde 1552 mit der Pfarre zu
Zembschen combinirt. Es ist ein nach dem Schema der niedersächsischen, roma-
nischen Landkirchen organisch gegliedertes Gebäude, welches aus dem östlich mit
halbrunder Absis schliessenden quadratischen Presbyterium, dem breiteren und
höheren (etwas jüngeren) Schiff und dem westlich in gleicher Breite mit diesem
vorgelegten Sattelthurme besteht und von Hord- oder Südost gesehen in seinem

') Dieser Taufstein ist dem in der Kirche zu Meineweh (unten Fig. 15) sehr ähnlich.
 
Annotationen