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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0229

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Krossuin. Köstritz. Langendorf.

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Flügeln sind in zwei Reihen über einander je 6 Heilige, 9 männliche nnd 3 weib-
liche angebracht, deren Attribute zum Theil zerstört sind; kenntlich sind noch
S. Georg und S. Christoph, S. Barbara und S. Katharina, Auf der Predella sind
die vier Kirchenlehrer in Brustbildern dargestellt.
In dem 1695 gefertigten Glockenstuhle des Thurmes hängen 3 Glocken von
1,17, 1,12 und 0,71 m Durchmesser. Die grosse ist 1802 von Gebr. Ulrich in
Laucha gegossen, die beiden andern stammen aus dem 15. Jahrh. Auf der mitt-
leren steht in Minuskeln:
88 nmtfl 88 m 88 in0 + rrcc0 8h m 8h 0 ttx 8h gloric 8h unü 8h
rum 8h pure 88 nme 8h uinriii
und auf der kleinen:
8h (|ilf 0ot marin berat an na iutt m°rrrc0rniti°.
Bei dem in Küstritz eingepfarrten Rittergutsdorfe Pretzsch hat der Weissen-
felser Alterthumsverein neuerlichst einen heidnischen Begräbnissplatz aufgraben
lassen.

Langendorf.
Stift- Naumbnrgisches Kirchdorf, (2,5 Km. südlich von Weissenfels) als solches
urkundlich 1228, und als zum Gerichtsbezirke des „rotlien Grabens“ gehörig 1286
erwähnt. Ein Konnenkloster daselbst (monasterium sanctimoniahum in Langen-
dorf) kommt bereits in einer Urkunde von 1230 vor und war vermuthlich eine
Stiftung des Markgrafen Dietrich des Bedrängten (f 1220), welcher, ehe er zum
Besitze der Ostmark gelangte, in Weissenfels residirte. (Yergl. Lepsius, Gesell,
der Bischöfe des Hochstifts Kaumburg 1, 167). Die Geschichte des Klosters liegt im
Dunkeln; es brannte im Jahre 1501 ab, und die letzten vier Können starben nach
Einführung der Reformation bis 1560 aus. Das Klostergut wurde von Kurfürst
August 1562 verkauft, aber 1665 von der Herzogin Anna Maria von Sachsen-
Weissenf eis wieder erworben, fiel es nach dem Aussterben dieser herzoglichen
Linie 1746 wieder an die Hauptlinie zurück. Ein auf demselben 1758 errichtetes
weltliches Fräuleinstift hatte bei übler Verwaltung keinen langen Bestand; dagegen
besteht das von dem Langendorfer Bauernsohn Christoph Buche 1710 gegründete
Waisenhaus noch jetzt in Segen fort.
Die nach dem Brande von 1501 unter der Aebtissin Anna von Hagenest
1505 wiederhergestellte Kirche (gegenwärtig Filial von von Unter-Greislau) bildet
ein Rechteck, im Lichten von 31,7 m Länge, 9,9m Breite und 9,4m Höhe und ist mit
einer Holzdecke versehen. Sie hat an der Südseite zwei, an der Kordseite sechs
und in der östlichen Giebelwand zwei schlanke, zweitheilige Spitzbogenfenster,
doch sind die beiden östlichen Fenster der Kordseite bei einer späteren Erwei-
terung dreitheilig gemacht worden. Mehr als ein Drittel der inneren Länge nahm
der westliche Konnenchor ein. Derselbe war von aussen zugänglich und wurde
(ähnlich wie in der Kirche des Claraklosters zu Weissenfels; s. d.) von vier qua-
dratisch gestellten, mittleren Pfeilern getragen, zwischen denen und den Kirchen-
mauern sechs grätige Kreuzgewölbe den Fussboden bildeten. Der in dieser Weise
 
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