22
Kreis Mühlhausen.
indess den Namen Gleichen stein nicht vor dem J. 1162 geführt haben, wenn es
nicht etwa erst damals erbaut worden sein sollte, worüber nichts bekannt ist.
Das Schloss (s. den Situationsplan Fig. 8) liegt auf dem nach Norden, Westen
und Süden steil abfallenden langen und schmalen Felsplateau, das den westlichen
Absturz der Dingelstedter Hochebene bildet, und die östliche Angriffsfront war
durch einen Wallgraben gesichert, der in seinem verfallenen, verwachsenen Zu-
stande noch sichtbar ist. Hinter dem überbrückten Graben befand sich früher
Fig. 8.
Nord.
das Thor und an der südlichen Seite desselben ein viereckiger Vertheidigungs-
thurm, von welchem die äussere Burgmauer am Rande des Bergabsturzes hin-
läuft und hinter den Schlossgebäuden einen schmalen Zwinger frei lässt. Letzterer
wird weiter westlich durch ein rundbogiges Thor abgeschlossen, über dem sich
das Mainzer Wappen mit der Jahreszahl 1740 und ein Inschriftstein mit dem
Namen und Titel des damaligen Erzbischofs Philipp Carl (Freih. von Elz) befindet.
Von hier aus gelangt man in den jetzigen Wirthschaftshof und über eine rechts
steil ansteigende, verfallene Rampe nach dem inneren, zum Herrenhause führenden
spätgothischen Spitzbogenthor. Geber demselben ist ein anscheinend älteres Relief
eingemauert, das den h. Martin (den Patron des Erzstifts) zu Ross darstellt und
den bettelnden Krüppel hinter ihm, nebst zwei verwitterten Wappen; rechts das
Mainzer Rad und links ein quadrirter Schild. Das jetzige Herrenhaus ist • ein
unansehnlicher, verbauter Fachwerkbau, und ausser einigen Spitzbogenthüren im
Innern ist der äusserlicli nicht sichtbare, in einem Schuppen verborgene, bis auf
einen Stumpf abgetragene Rundthurm der einzige mittelalterliche Ueberrest.
Dieser Thurm, der seiner Stellung nach als Reduit gedient haben dürfte, ist so
baufällig, dass ihn niemand zu betreten wagt, und er ganz unbenutzt steht.
Militärischen Zwecken hat das Schloss zuletzt im 30jährigen Kriege gedient.
Es war der festeste Punkt des Eichsfeldes und wurde 1643 erst nach harter
Gegenwehr der kurmainzer Besatzung von den Schweden erobert und bis auf den
noch gegenwärtig die Spuren der schwedischen Kugeln zeigenden unteren Stock
abgetragen. Die jetzigen Baulichkeiten datiren im wesentlichen aus der Zeit nach
dem westfälischen Frieden.
Eine Ansicht des Schlossberges s. hei Duval zu S. 272.
Kreis Mühlhausen.
indess den Namen Gleichen stein nicht vor dem J. 1162 geführt haben, wenn es
nicht etwa erst damals erbaut worden sein sollte, worüber nichts bekannt ist.
Das Schloss (s. den Situationsplan Fig. 8) liegt auf dem nach Norden, Westen
und Süden steil abfallenden langen und schmalen Felsplateau, das den westlichen
Absturz der Dingelstedter Hochebene bildet, und die östliche Angriffsfront war
durch einen Wallgraben gesichert, der in seinem verfallenen, verwachsenen Zu-
stande noch sichtbar ist. Hinter dem überbrückten Graben befand sich früher
Fig. 8.
Nord.
das Thor und an der südlichen Seite desselben ein viereckiger Vertheidigungs-
thurm, von welchem die äussere Burgmauer am Rande des Bergabsturzes hin-
läuft und hinter den Schlossgebäuden einen schmalen Zwinger frei lässt. Letzterer
wird weiter westlich durch ein rundbogiges Thor abgeschlossen, über dem sich
das Mainzer Wappen mit der Jahreszahl 1740 und ein Inschriftstein mit dem
Namen und Titel des damaligen Erzbischofs Philipp Carl (Freih. von Elz) befindet.
Von hier aus gelangt man in den jetzigen Wirthschaftshof und über eine rechts
steil ansteigende, verfallene Rampe nach dem inneren, zum Herrenhause führenden
spätgothischen Spitzbogenthor. Geber demselben ist ein anscheinend älteres Relief
eingemauert, das den h. Martin (den Patron des Erzstifts) zu Ross darstellt und
den bettelnden Krüppel hinter ihm, nebst zwei verwitterten Wappen; rechts das
Mainzer Rad und links ein quadrirter Schild. Das jetzige Herrenhaus ist • ein
unansehnlicher, verbauter Fachwerkbau, und ausser einigen Spitzbogenthüren im
Innern ist der äusserlicli nicht sichtbare, in einem Schuppen verborgene, bis auf
einen Stumpf abgetragene Rundthurm der einzige mittelalterliche Ueberrest.
Dieser Thurm, der seiner Stellung nach als Reduit gedient haben dürfte, ist so
baufällig, dass ihn niemand zu betreten wagt, und er ganz unbenutzt steht.
Militärischen Zwecken hat das Schloss zuletzt im 30jährigen Kriege gedient.
Es war der festeste Punkt des Eichsfeldes und wurde 1643 erst nach harter
Gegenwehr der kurmainzer Besatzung von den Schweden erobert und bis auf den
noch gegenwärtig die Spuren der schwedischen Kugeln zeigenden unteren Stock
abgetragen. Die jetzigen Baulichkeiten datiren im wesentlichen aus der Zeit nach
dem westfälischen Frieden.
Eine Ansicht des Schlossberges s. hei Duval zu S. 272.