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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0416

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Kreis Mühlhausen.

Nachkommen dieser Familie (von H an stein -Knorr). Einen langwierigen Rechts-
streit derer von Knorr mit der Stadt Mühlhansen über das Jurisdictionsrecht ent-
schied zuletzt 1580 das Reichskammergericht zu Gunsten der letzteren.
An der Aussenseite der anscheinend aus neuerer Zeit stammenden Kirche
ist ein Grabstein, dessen nur noch bruchstücksweise zu entziffernde Inschrift be-
sagt, dass „am 16. IHiirj 1619 Frau., gdi. turn Btitlnr im :>T flcu Aaljrc iljrcö
Alters in (Galt euiid)lafen ift.“ Von den auf dem Steine befindlichen Wappen sind
die der Familien v. Knorr, v. Buttlar und von Hanstein noch zu erkennen.
Auf dem Thurme hängen zwei von Ulrich in Apolda 1875 gegossene Glocken
von 0,68 und 0,58m Durchmesser.
Nordwestlich vom Dorfe beginnt der Landgraben, und hier finden sich die
Rudera einer Warte; vergl. oben S. 1.
Struth.
Pfarrkirchdorf im Eichsfelde, 11 Km. westlich von Mühlhausen, sehr hoch ge-
legen. Das Dorf Struet war ein Reichslehen, welches im J. 1273 die damaligen
Besitzer Heinrich de Drivordia und sein Schwestermann Günther von Saltza an
das Kloster Zella verkauften (Wolf, Polit. Gesch. I. Nr. 54). Im Bauernkriege
fraternisirten die Eingesessenen mit den Münzerschen Haufen, und es sollen 1525
zwei Bauern aus dem Dorfe nach Mühlhausen gekommen sein, um zwei Fässer
voll heiliger Geräthschäften und fünf Glocken zu verkaufen. Im 30jährigen
Kriege wurde Struth 1632 von den Mühlhäusern geplündert.
Die Kirche S. Jacobi maj. ist erst 1793 erbaut. In derselben finden sich ganz
ähnliche, reich in Eichenholz geschnitzte Stuhlwangen wie in Silberhausen (S. 116).
Dieselben, von denen Fig. 81 einige Muster darstellt, sollen zwar erst 1800 von
dem Tischler Schlothauer in Struth verfertigt sein, aber nach Zeichnungen aus
dem 17. Jahrh., welche angeblich von den Nachkommen des Meisters als ein kunst-
gewerblicher Schatz noch aufbewahrt werden.
Auf dem Thurme hängen zwei Glocken von 0,87 und 0,77m Durchmesser;
die grössere ist 1754 von Joh. Heinr. Brauhoff in Nordhausen, die andere 1850 von
den Gebr. See in Kreuzburg gegossen.

Trefurt
(einschliesslich Schloss Normannstein).
Kleine Stadt von etwa 2000 Einwohnern, 17 Km. südwestlich von Mühlhausen
am rechten Ufer der Werra, an einer Stelle gelegen, wo dieser Fluss aus dem
felsigen Gebirge, das er einige Meilen in vielen Krümmungen durchlaufen, auf
eine Strecke ein weiteres, etwa 1 Stunde breites Thal betritt und hier „drei Furten“1
bot, wovon der Name des Ortes „Drivordia“ abgeleitet wird, den man in neuerer
Zeit, lediglich nach der gangbaren Aussprache, unrichtig Treffurt zu schreiben
pflegt. Da hier zwischen Kreuzburg und Wanfried der einzige Uebergang über
den Fluss war, wurde zur Sicherung desselben unmittelbar oberhalb der an steilem

1 „Tria Werrac vada.“ Vergl. IT Waldmann, der Hülfensberg. Heiligenst. 1852. S. 9.
 
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