76
Kreis Sangerhausen.
Valentin Fuchs (f 1558) mit dessen ganzer Figur in flachem Relief; im Kreuzes-
arme : die beiden bemalten Hochreliefbilder des Bürgermeisters Gebigke und seiner
Gattin (f 1577), Steinmetzarbeit; in der sogenannten Gruft: Grabmal Wolffs von
Morungen und seiner Gemahlin Anna von Bendeleben. Unter einer Renaissance-
architektur, die aus zwei Säulen mit Gebälk besteht, kniet die geharnischte Figur
des Verstorbenen und die seiner Gattin in Witwentracht vor einem Crucifixus;
im Giebelfelde liesst man die Jahrzahl 1588, Pilaster und Säulen sind belegt mit
zahlreichen Wappenschilden thüringischer Adelsfamilien. Auf der Rückwand illu-
strirt ein Relief den Spruch: „lasset die Kincllein zu mir kommen und wehret
ihnen nicht,“ durch eine Anzahl Frauen mit Kindern, welche Jesum umringen, ein
Mann sucht eine Frau zurückzuhalten. Das Ganze erhebt sich nicht über eine
ganz handwerksmässige Steinmetzarbeit, die Bildnisse sind etwas besser.
Die Kanzel ist um das Jahr 1620 auf Kosten der Witwe des Bürgermeisters
Koch im reichsten Barockstyle mit vorherrschender Vergoldung errichtet worden-
Etwas überladen geschmückt mit den Hoch- und Freirelieffiguren der vier Evan-
gelisten und des Apostels Paulus, ruht sie auf der überreich vergoldeten Statue des
Moses. An der Thür ist ein geringes Oel-
bild, Porträt Luthers in ganzer Figur, ange-
bracht. Staffirt wurde die Kanzel, wie schon
bemerkt, durch den Maler Georg Pottschild.
Der Fig. 72 abgebildete broncene Tauf-
kessel ist, wie die folgende Umschrift be-
zeugt, ein Geschenk des Landesherrn
Sangerhausens, des Herzogs Magnus:
„MdR 60TOS GGBORT DRI-
Zail Ii2II?DGRS IRR RI? DGR1 I?2I-
oi? vi?d saaiiazicassei? voi?
6I?RDG IiORaZOUa MR6I?I DOS
MIJ6GRI? VO BPt?II?EW9 VI? GR-
BOIS dgr iiaysai? aai?DHOR
vi? iiayi?a BaaROR
(RLTOR LOSG)
Modellirt und gegossen ist derselbe
anscheinend von Heyse Cendner und Heyne Becker, wahrscheinlich in Braun-
schweig, wo damals so wie in Halberstadt und Magdeburg, die Giesskunst blühte.1
Verziert ist die äussere Fläche mit einem Crucifixus mit übereinander ge-
schlagenen Füssen, zu dessen Rechten wie gewöhnlich Maria, links aber der
Evangelist Johannes steht, diesen folgen, von links nach rechts: Judas Thaddeus
(mit Keule), Paulus (mit aufgerichtetem Schwerte), Bartholomäus (mit Messer), ein
Heiliger mit einem Patriarchenkreuze, sechs männliche Figuren, welche Bücher
1Ein dem unsern sehr ähnlicher Taufkessel in der Marktkirche zu Halle trägt die Um-
schrift: „9(111110 tiomiiii mttcm per nie Xbbolfiig lia lirujjtaiß tmöc £in *Sonc öintift gcgljotc to
nifigöcßotclj." Nach //?CX.£i!£i.'t %(LtCc£// ist ein leerer Raum gelassen worden, wohl um an Ort
und Stelle die Namen der „Altarleute“ nach tragen zu können; was freilich nicht geschehen ist.
Fig. 72.
Kreis Sangerhausen.
Valentin Fuchs (f 1558) mit dessen ganzer Figur in flachem Relief; im Kreuzes-
arme : die beiden bemalten Hochreliefbilder des Bürgermeisters Gebigke und seiner
Gattin (f 1577), Steinmetzarbeit; in der sogenannten Gruft: Grabmal Wolffs von
Morungen und seiner Gemahlin Anna von Bendeleben. Unter einer Renaissance-
architektur, die aus zwei Säulen mit Gebälk besteht, kniet die geharnischte Figur
des Verstorbenen und die seiner Gattin in Witwentracht vor einem Crucifixus;
im Giebelfelde liesst man die Jahrzahl 1588, Pilaster und Säulen sind belegt mit
zahlreichen Wappenschilden thüringischer Adelsfamilien. Auf der Rückwand illu-
strirt ein Relief den Spruch: „lasset die Kincllein zu mir kommen und wehret
ihnen nicht,“ durch eine Anzahl Frauen mit Kindern, welche Jesum umringen, ein
Mann sucht eine Frau zurückzuhalten. Das Ganze erhebt sich nicht über eine
ganz handwerksmässige Steinmetzarbeit, die Bildnisse sind etwas besser.
Die Kanzel ist um das Jahr 1620 auf Kosten der Witwe des Bürgermeisters
Koch im reichsten Barockstyle mit vorherrschender Vergoldung errichtet worden-
Etwas überladen geschmückt mit den Hoch- und Freirelieffiguren der vier Evan-
gelisten und des Apostels Paulus, ruht sie auf der überreich vergoldeten Statue des
Moses. An der Thür ist ein geringes Oel-
bild, Porträt Luthers in ganzer Figur, ange-
bracht. Staffirt wurde die Kanzel, wie schon
bemerkt, durch den Maler Georg Pottschild.
Der Fig. 72 abgebildete broncene Tauf-
kessel ist, wie die folgende Umschrift be-
zeugt, ein Geschenk des Landesherrn
Sangerhausens, des Herzogs Magnus:
„MdR 60TOS GGBORT DRI-
Zail Ii2II?DGRS IRR RI? DGR1 I?2I-
oi? vi?d saaiiazicassei? voi?
6I?RDG IiORaZOUa MR6I?I DOS
MIJ6GRI? VO BPt?II?EW9 VI? GR-
BOIS dgr iiaysai? aai?DHOR
vi? iiayi?a BaaROR
(RLTOR LOSG)
Modellirt und gegossen ist derselbe
anscheinend von Heyse Cendner und Heyne Becker, wahrscheinlich in Braun-
schweig, wo damals so wie in Halberstadt und Magdeburg, die Giesskunst blühte.1
Verziert ist die äussere Fläche mit einem Crucifixus mit übereinander ge-
schlagenen Füssen, zu dessen Rechten wie gewöhnlich Maria, links aber der
Evangelist Johannes steht, diesen folgen, von links nach rechts: Judas Thaddeus
(mit Keule), Paulus (mit aufgerichtetem Schwerte), Bartholomäus (mit Messer), ein
Heiliger mit einem Patriarchenkreuze, sechs männliche Figuren, welche Bücher
1Ein dem unsern sehr ähnlicher Taufkessel in der Marktkirche zu Halle trägt die Um-
schrift: „9(111110 tiomiiii mttcm per nie Xbbolfiig lia lirujjtaiß tmöc £in *Sonc öintift gcgljotc to
nifigöcßotclj." Nach //?CX.£i!£i.'t %(LtCc£// ist ein leerer Raum gelassen worden, wohl um an Ort
und Stelle die Namen der „Altarleute“ nach tragen zu können; was freilich nicht geschehen ist.
Fig. 72.