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Comenius, Johann Amos; Bötticher, Wilhelm [Übers.]
Die Schule als Spiel — Langensalza, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.16743#0180

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Der Sprachcnpforte dramatische Darstcllung. Teil IV.

Erat.: Wozu bildest Du sie?

Buchstabierl.: Zur Frömmigkeit, zu guten Sitten, uud dazu,
dasz sie die Buchstaben kennen, malen und richtig aussprechen.

Erat.: Wie übst Du sie iu der Frömmigkeit?

Buchstabierl.: Jch lehre sie durch Wort und Beispiel, vor
und uach der Schule, bor und uach der Mahlzeit, beim Schlafengehen
und Aufstehen zu Gott beten und zwar auf den Knieen, mit ge-
falteten Händeu, den Blick aufwärts, die Haltung ruhig zu völliger
Audacht. Oft eriunere ich sie auch, daß alles Gute von dem guten
Gott komme unserem Schöpfer, daher er immer gelobt werden müsse,
solange es uns gnt geht; auch müßten wir ihn, damit es uns nicht
schlecht crgche, um seine Gnade anflehen und dem Zorne Gottes
durch Gottesfurcht und ernstes Streben nach seinem Wohlgefallcn
zuvorkommcn. Damit ihnen aber Gottes Wille ja nicht unbekannt
sei, wiederhole ich mit ihneu täglich die zehn Gebote, dann zum Troste
das Glaubensbekenutuis, und Ähnliches. Jch führe sie auch zu den
gottesdienstlichen Versammlungen und lehre sie, sich dort audächtig
als vor dem Angcsichte Gottes und der Engel zu verhalten. Denn
wenn auch der ösfentliche Gottesdienst über ihr Verständnis hinaus-
geht, so gewöhnen sie sich doch, dies Heiligtum Gottes zu lieben und
sich als Glieder der Kirche und Gottes Hausgenossen zu betrachten.

Erat.: Das ist fromm gehandelt. Wie bringst Du ihnen
Sitten bei?

Buchstabierl.: Wiederum durch Übung, indem ich sie durch
meiu Beispiel und durch häufiges Erinnern gewöhne an Mäßigkeit
im Essen und Trinken, au Sauberkeit in der Kleidung, an Ehrfurcht
gcgen Höherstehende, uud an einen stets bereitwilligen Gehorsam bei
Befehlen ebenso wie chei Verboten, danu zur Wahrhaftigkeit, damit
sie niemals durch Lügen täuschen, und znr Gerechtigkeit, damit sie
uiemals fremdes Gut durch Aneignung oder auch uur durch Ver-
stecken entwendeu, auch zur Arbeit und zu beständiger Bcschäftigung,
sei es crnster, sei es heiterer, immer zu dem Zwecke, sie zu allem
aufgelegt und gegen Müßiggaug unduldsam zu machen. Sie dagegen
duldsam bei Beleidigungen zu machen (eine Haupttugend des Christen-
tums), versuche ich auf mannigfache Weise, und daß sie endlich lieber
einem fremden Willen als ihrem eigenen die Herrschaft übcrlassen,
suche ich durch beständige Übungen im Gehorsam zu erreichen.

Erat.: Schöne Übungen! Du scheinst tief in jenes Wort Scnekas
eingedrungen zu sein: Zuerst lerue Sitten, dann Wissenschaft, die ohne
Sitten schlecht gelernt wird. Aber sag', was lehrst Du jene von
Wissenschaft?

Buchstabierl.: Wenn noch nicht die Wissenschaft selbst, so ebne
ich doch vor ihnen den Weg zu ihr, indem ich sie die Buchstabcn
 
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