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Comenius, Johann Amos; Bötticher, Wilhelm [Übers.]
Die Schule als Spiel — Langensalza, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.16743#0325

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Erster Auf;ug. Sechster Auftritt.

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die erste Guttin hatte heimführen sollen, Jhr wißt, wie nlltig es war,
dic Verlobnng aufzuhebcn. Die ich abcr später heimgeführt und noch
in meinem Hause habe, von der sehe ich mich genlltigt mich schciden
zu lassen.

Der wicder heiratet: Worüber grämst Du Dich denn jetzt?

Der sich scheiden läßt: Ach, es ist nicht meiue Schuld. Jch
berabschcue diese rohe Gewohnheit maucher Völker oder derjenigcn,
die aus kcinem andercu Grunde die Geheiratete wieder vcrstoßen,
weil es ihnen nicht mehr gefällt, mit ihr ein ehelichcs Leben zu
führen. Mein Scheidungsgrund ist eiucr, deu Gott sclbst besiegelt
hat, die Befleckung des Ehebettes. Aber!

(Er Lricht ab, indem er schwer atmend und scufzend die Hiinde faltet.)

Der enterbt: Das Schicksal möge Dir ein besseres Los ver-
leihen! Jch bin voll Kummer wcgen meiner cutarteteu Kinder. Deu
ältesteu vou ihnen habc ich schon ivegen ehrloser Handluugeu enterbt,
ja auch aus dem Hause verwiesen, damit er sich ja nicht mehr nach
meinem Namcn nenne oder von meinen Söhnen und Töchtern als
Bruder angesehen werde.

Der ein Kind annimmt: Das ist zu strcng.

Der enterbt: Strenge war gegen den lknverbesserlichen nötig,
damit die anderen, meine und fremde, sich fürchteten und so leichter
gebessert werdcn könnten.

Der ein Kind annimmt: Bei mir verwandclt sich das Ver-
hältnis ins Gegcnteil. Du hast Deinen eigcnen Sohn vom Recht der
Erbschaft ausgeschlossen, ich nehme eincn fremden ins Beerbungsrecht
auf. Weil es mir uämlich bisher beschieden ist, in unfruchtbarer Ehe
zu lebcn und keine Aussicht auf einen Nachkommeu mehr vorhandeu
(eine Ehe aber ohne Nachkommeu, eine Welt zu sciu ohue Souue,
das ist traurig, Jhr wißt es), so habe ich mir von ärmeren zwar,
aber ehrenwerten Eltcrn ein Jungchen von recht guten Anlagen und
mir schon bekanntcr Tugend erwählt, damit ich noch bei Lebzeiten
weiß, wer sich nach meinem Ende an meinen Güteru freuen wird.
Diescs will ich vor Euch als Zeugen an Kindesstatt annehmen. Soll
er kommen?

Der ein Kind annimmt: Heda Du, Knabe! (Es steht vou
ferne ein zu diesem Zwecke bestellter Knabe.) Komm her! (Er
kommt.) Kenust Du einen Peter Ärmlich hier in der Nachbarschaft?

Knabe: Ja, Herr!

Der ein Kind annimmt: Lauf! Grüße ihn von mir, und cr
möchte mit seinem Sohne Amandus gleich hicrhcr kommen.

Knabe: Jch weiß (und läuft).

Ärmlich, etwas ärmlich gckleidet, wie auch seiu Sohu: Seid
gegrüßt, hochzuverehrende Herren nnd Nachbarn!

Comenius H.

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