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Comenius, Johann Amos; Bötticher, Wilhelm [Transl.]
Die Schule als Spiel — Langensalza, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.16743#0326

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306 Der Sprcichenpfvrte drcnncitische Tarstcllnng. Teil VII.

Der eiu Kind cinnimmt: Gegrüßt auch Dn, mein Frennd!
Setze Dich zn uns! Jch habe etwas mit Dir dor diesen Freunden
frenndschaftlich zu verhandeln (cr setzt sich also, und der, welcher das
Kind annehmen will, fährt fort): Lieber Freund Ärmlich, Dir hat
Gott Erben ohne große Erbschaft, mir ein hübsches Erbgut ohne
einen Erben geschenkt. Denn ich lebe kinderlos, wie Du weißt. Jst
es Dir nun recht, daß wir diese so oerschieden derteilten Güter anf
irgend eine Wcise ausgleichen und unseren beiderseitigen Mangel er-
gcinzcn'? Daß Du nämlich diesen Deinen Sohn mir zum Erben
giebst, ich aber Deinem und alsdann meinem mein Erbgut. Gefällt
Dir das Anerbieten?

Ärmlich (breitet wie voll Verwnnderung die Hände aus und
blickt zuni Himmel auf): Hochverehrter Herr, wenn Dir Gott dies
ins Herz gegeben hat, daß Du mich armen Ärmlich an Deinem Glück
teilnehmen läßt, wie gliicklich ist daun mein Sohn!

Der das Kind annimmt: Amandus, mein Sohn, komme hcr!

Amand.: Hier bin ich, Herr (beugt das Kuie).

Der an Kindesstatt annimnit: Weil Dn mir wegen Deiner
Tugcnd und Deines Fleißes im Lernen empfohlen wurdest, so habe
ich Dich einige Male zu mir holeu lassen und mit Büchern, einer
Karte und wessen ich Dich bedürftig sah, beschenkt. Jetzt gedenke
ich Dir Größeres zum Geschenk zu geben. Jch will Dich in mein
Haus aufnchmen, Dich schön kleiden, will für Dich einen gelehrten
Erzieher halten, dann Dich auf Reiseu schicken in ferne Länder, damit
Du ein gelehrter und verstündiger uud fein gebildeter junger Mann
werdest. Nimmst Du es an?

Amand. (kiißt den Saum seines Mantels): Bester Herr, das
habe ich nicht verdient; doch ich will mich bestrebcn, es mit den
niedrigsten Diensten zn verdienen, so lange ich lebe.

Der an Kindesstatt annimmt: Wenn ich das sehe, so werde
ich noch auf Größeres denken, nämlich Dich zum Erben meiner Giiter
zu machen. Mein Haus, mein Acker, meine Weinberge nnd alles,
was ich besitze, soll Dein sein, ansgenommen das, was ich zu fromnien
Zwecken aussetzen werde. Du, Ärmlich, giebst Du mir diesen Deinen
Sohn?

Ärmlich: Ja, und trete Dir mein väterliches Recht ab.

Der an Kindesstatt annimmt: Bekräftige dies durch Hand-
schlag vor diesen Zeugen! Sieh!

Ärmlich (reicht die rechte Hand): Abgemachl! Seht!

Der an Kindesstatt annimmt: Auch Du empfange nieine
rechte Hand, Amandus, mein Sohn! (Er reicht sie, und so, Hand
in Hand, spricht er weiter:) Jch nehme Dich au Kindesstatt an und
setze Dich zum Erben aller meiner Giiter. Jch werde dieses Ver-
 
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