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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0088
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Echohalle (Tafel XLIX —LI).

zwei gleich schmalen Streifen und einem Kymation; der
völlig unscheinbare Fries endigt mit einem einfachen
Ablauf. Das Geison zeigt Hä'ngeplatte und Zahnschnitt,
die Unterglieder erscheinen geradezu verkümmert. Wie
der obere Abschluss gestaltet gewesen ist, war nicht zu
ermitteln, ebenso bleibt es fraglich, wie die Verbindung
mit dem Stufenbau der Schatzhäuserterrasse beschafsen

war. Da die Wandquadern an ihrer nördlichen Schmal-
seite Anschlussflächen aufweisen, ist eine Fortsetzung der
Mauer nach jener Richtung gesichert und anzunehmen,
dass sie bis zur Durchdringung mit den Stufen der
Terrasse verlängert gewesen sei. Die Unterkante des
Gebälks fällt etwa mit der Fussbodenhöhe vor den
Schatzhäusern zusammen.

XIV. Echohalle.
Tafel XLIX—LI.
Erläutert von W. Dörpfeld

a. Erklärung der Tafeln.
Auf Tafel XLIX ist ein ganzer Grundriss der Echo-
halle im Massstabe i : 250 und ein Stück ihrer ergänzten
Vorderansicht im Massstabe 1 : 50 dargestellt. Auch der
Grundriss ist vollständig ergänzt, soweit es auf Grund
der erhaltenen Reste möglich war. Von den beiden
hinter einander liegenden zweischiffigen Säulenhallen
ist die vordere jünger als die hintere, welche bei Er-
bauung der anderen zerstört und von der Erde des
Stadionwalles verschüttet worden zu sein scheint.
Tafel L giebt das Gebälk der vorderen Halle und
zwar der Rück- und der Vorderwand, oben in geo-
metrischer, unten in perspektivischer Ansicht. An der
Rückseite haben die Triglyphen keine Einschnitte und
das Gesims keine Nagelköpfe wie an der Vorderfront.
Überhaupt ist der Triglyphenfries der Rückwand in
mancher Beziehung so unregelmässig gebildet, dass er
erst später an die Wandquadern angearbeitet sein muss
In der perspektivischen Ansicht ist einer der starken
hölzernen Deckbalken gezeichnet, deren Lagerlöcher
hinter beiden Triglyphenfriesen noch messbar sind.
Tafel LI zeigt oben einen ergänzten Querschnitt
durch die vordere Halle. In Ermangelung sicher zu-
gehöriger Innensäulen ist eine Säule des Leonidaion als
Träger der Decke gezeichnet worden; wir haben gerade
diese Säule dazu gewählt, weil eine so grosse Anzahl
von Fragmenten dieser Säulen bei der Halle gefunden
ist, dass wir lange Zeit die Echohalle für ionisch hielten.
Es scheint mir auch jetzt noch nicht ganz unmöglich,
dass in sehr später Zeit einige Säulen des schon zum
Teil zerstörten Leonidaion im Innern der Stoa verwendet
worden sind. Darunter ist auf der Tafel ein Durch-
schnitt durch die Fundamente der beiden Hallen ge-
zeichnet. Die gründliche Zerstörung, welche die Bauten
erlitten haben, fällt gerade hier sehr in die Augen; die
Mauern sind zum Teil nicht einmal bis zur Höhe des
antiken Fussbodens erhalten. Die dunkele Tönung
der Erde bezeichnet die Tiefe, bis zu welcher die
Ausgrabungen hinabgeführt sind. Im unteren Teile der
Tafel veranschaulichen verschiedene Zeichnungen den
Stufenbau der Vorderseite und seine Einzelformen.

b. Baubeschreibung.
Eine kurze Beschreibung der Echohalle und die
Beweise für diese Benennung des Baues finden sich im
IV. Bande der «Ausgrabungen« S. 48. Beim Erscheinen
jenes Bandes war aber weder die hintere Halle bekannt,
noch das dorische Gebälk der Vorderseite gefunden.
Auch in anderen Punkten hat sich unsere Kenntnis der
ganzen Anlage seitdem erweitert. Wir mussen daher
jene Beschreibung in manchen Punkten berichtigen und
ergänzen.
Die zuerst aufgedeckte Vorderstoa bildet ein lang
gestrecktes Viereck von etwa 98 m Länge und 12,50 m
Tiefe, dessen Umfassungsmauern in ihren erhaltenen
Teilen aus Porosquadern bestehen. Die nach Westen
gerichtete Vordermauer hat im Fundament eine Dicke
von 2 m, die anderen sind höchstens 1,30 m stark. Schon
hieraus geht hervor, dass die weltliche Mauer Säulen
und Stufen, die übrigen nur geschlossene Wände ge-
tragen haben. Thatsächlich sind nun auch am nördlichen
Ende der Vordermauer mehrere Stufen des Stylobats
und in ihrer Mitte mehrere Steine der Unterstufe an
ihrer alten Stelle vorgefunden worden. Diese Unter-
stufe sowohl als die oberen Stufen, einschliesslich des
Stylobats, bestehen aus weissem grobkörnigem Marmor
und sind sehr sorgfältig an einander gefügt. Ihre Glie-
derung und ihre Abmessungen sind aus den Zeich-
nungen auf Tafel LI zu ersehen. Die kleinen Fascien
an der Unterkante der Stufen haben augenscheinlich
einen künstlerischen Zweck, sie sind nicht mehr, wie
z. B. beim Unterbau des Parthenon, lediglich des-
halb vorhanden, weil der grobe und der feinere Werk-
zoll noch nicht abgearbeitet waren. Der entscheidende
Beweis hierfür liegt in dem Vorhandensein des kleinen,
auf jener Tafel gezeichneten Kymas am Ende des Stufen-
baues.
Die sämtlichen Steine aus Marmor, die Stufen und
die Stylobatplatten, haben dieselbe Länge, nämlich
1,075 m. Abweichungen hiervon kommen nur, wie es
der Fall sein musste, an den beiden Enden vor. Darf
man schon hieraus schliessen, dass die Axenweite der
Säulen gleich dem Doppelten dieses Längenmasses,
 
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