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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 5.1888

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Sambeth, Johann Georg: Bilder aus der Geschichte Mergentheims, [9]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20203#0020

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15

es dem Orden freistehe, die Bewilligung zu jeder Zeit
^ückznnehmen. 1634 wurde der Platz um Morgen, 1664
"^eder um einen halben Morgen vergrößert.
^ Unter der Statthalterschaft des nachmaligen Hoch- und
Deutschmeisters Johann Eustach von Westernach 1621 mußte
^ber Jude jährlich 4 fl. fränkisch als Schntzgeld zahlen.
, Gar merkwürdig ist ein Dekret vom 13. August 1664,
unter dem Hoch- und Deutschmeister Johann Kaspar von
stunpringen auf einem Kapitel des Ordens erlassen wurde.
heißt da, wegen der Synagoge seien besondere und satt-
!"nie Bedenken vorgekommen. Darum werde besohlen, wofern
dieselbe in der Stadt ferner haben und gebrauchen wollen,
Müssen sie entweder alle Sonn- und Feiertage aus jedem
Hause, so gemeldte Synagoge zu genießen pflege, wie zu Nom
geschieht, bei uamhafter Strafe Einen und Eine zur
Hörung der christliche« Predigt, wohiu sie gewiesen werden,
Dicken, auch den dazu verordueten Prediger besolden, oder
Anstatt dessen ein- für alleuml 1000 fl. für die hiesige Stadt-
Bche oder jährlich 100 fl. zum gleichen Zweck zur Salvieruug
wver Synagoge ganz still und ohne einige Klage unfehlbar
^'segeu. Auch mußten sie ihren Schutzbrief binnen Monats-
O'ist erneuern lassen. Bei Empfang eines solchen Schntzbrieses
Mußten sie unter andern: auch geloben, sich gänzlich zu ent-
halten, von dem christlichen Glauben, bevor ab aber von un-
Ikrm Erlöser und Seligmacher Jesu Christo zu reden, auch
M Soun- und Fest- und Feiertage sonderlich während dem
Gottesdienst, Amt und Predigt in des Ordens Städten, Flecken
^ud Dörfern ohne notwendige Ursache nicht ans der Gasse
Uinherzulausen, besonders aber vom Palmtag an bis aus
^as hl. Osterfest sich in ihren Häusern ganz still und einge-
^gen anfzuhalten und in keinem Stück jemand ein böses
H'empel und Ärgernis zu geben.
Bei all dem war es den Juden wohl, sie wurden immer
Zahlreicher und wohlhabender; auch die K. württ. Negierung
sichtete ihnen am 17. Juli 1832 ein Nabbinat in der alten
^entschherren-Stadt, und als am 4. Januar 1840 die neu
^bante Synagoge „eingeweiht" wurde, trat nach dem Rabbi-
ner Wassermann als Redner im schwarzen Fracke aus der
Damalige katholische Stadtpfarrer und Dekan E. zur Verherr-
stchnng des jüdischen Festes und der Toleranz! Da herrschte
'K'ende im Hanse Israel!

10. Die Schmalkaldner.
Der .Eoch- und Deutschmeister Walter von Kronberg
Musste auch die Entstehung des Schmalkaldner Bundes, d. h.
her Bereinigung vieler protestantischer Fürsten gegen den Kai-
ser und die katholische Kirche erleben 1531 und 1535. Schon
Hegen die Franzosen hatte er dem Kaiser Karl ein Fähnlein
hon 120 Reitern gestellt, dann im Beginn der Schmalkaldi-
Ichen Unruhen 1500 Pferde. Aber diese Anhänglichkeit an
Kaiser und Reich wie an die katholische Kirche mußte der
O'vinme Fürst schwer büßen: die Brandschatzungen, Plündernn-
Hen n. s. w. verursachten dem Orden einen Schaden von mehr
clls 600 OOl) fl., für die damalige^Zeit gewiß eine außer-
ordentlich große Summe. Doch der ^rod enthob ihn schwererer
beiden, st 4. April 1543.
Schlimmer erging es seinem Nachfolger im Hoch- und
4eutschmeistertnm Wolsqang Schützbar, genannt Milchling,
1543—1566.
Nachdem Ellingen und das Ordensgebiet in jener Gegend
ivwie das deutsche Hans in Nürnberg von Markgraf Albrecht
bvn Brandenburg schon hart waren mitgenommen worden,
Helüstete es die Schmalkaldner auch nach der dentschyerrischen

Residenz. Ans die Nachricht ihres Anmarsches hatte der
Deutschmeister die wertvollsten Gegenstände seines Schlosses
Nenhans wie seiner Residenz Mergentheim samt dem Hanpt-
archiv nach Altshausen gesandt, wohin er selbst auch floh.
Vor der Abreise hatte er noch Befehl gegeben, die Stadt,
soviel es in der Eile thunlich war, zu befestigen. Wie Nen-
haus von den Schmalkaldnern eingenommen und niedergebrannt
wurde, haben wir schon gehört. Ende Juni 1552 rückten sie
vor Mergentheim und verlangten die Übergabe der Stadt. Ans
die abschlägige Antwort hin ließen sie ihre Rache die nahen
Dörfer Hgersheim und Markelsheim fühlen. Dann wurde
die Stadt 9 Tage belagert und unaufhörlich beschossen, wobei
auch die Dominikanerkirche in einen Trümmerhaufen verwan-
delt wurde. Als nirgendwo ein Rettungsanker sich zeigte,
mußte sich die Stadt ans Gnade und Ungnade ergeben. Der
Feind ergoß sich in die Stadt, raubte, plünderte und miß-
handelte die Einwohner derart, daß alles floh und die Häuser
leer stehen ließ. Es wurde eine Brandschatzung von 40 000 sl.
erhoben und auch das Schloß rein ausgeplündert. Der ganze
Schaden wurde ans 250 000 fl. berechnet. Welche Mittel
aber damals den deutschen Herren zu Gebot standen, haben
wir schon beim Nenhans gesehen. So that auch der Hoch-
meister Wolsgang alles, die treue Stadt, die so viel gelitten,
wieder emporzubringen. Unter anderem ließ er ans den drei
Marktplätzen die ersten laufenden Brunnen errichten. Die
dankbaren Bürger setzten auf den mittleren Marktbrunnen
seine Statue in Lebensgröße, die noch heute dort zu sehen ist.
Ferner konnte derselbe Deutschmeister den Johannitern
ihren Hof samt allen Rechten und Lasten abkaufen 1554,
und damit auch das Patronatsrecht an der Pfarrkirche, das
jenen Albert von Hohenlohe am 27. Sept. 1207 geschenkt
hatte.
Der thatkräftige Fürst starb, von Sorgen erdrückt, am
11. Februar 1566 in Mergentheim und liegt in der Schloß-
kirche begraben. Am Abende seines Lebens mußte er seine
Residenzstadt fast zum zweitenmal protestantisch sehen. In
seinem Todesjahre nämlich hatte die Neuerung schon wieder
festen Fuß zu fassen angefangen. Der Pfarrer Kaspar Suf-
fian, der verheiratet war, teilte das Abendmahl unter beiden
Gestalten aus, wie sein Nachfolger Gabriel Biber, ebenfalls
verheiratet. Sie predigten die lutherischen Grundsätze und
hatten sich schon bedeutenden Anhang verschafft. Die fort-
währenden Kriege, Reichstage n. s. w. gestatteten den Hoch-
und Deutschmeistern nicht, das notwendige Augenmerk ans
diese zudem noch geheim gehaltenen Einflüsse zu richten.
Dazu kam noch das in den Urkunden mit Recht so genannte
lntnle et perniciosum Interim (Wahr' dich vor dem Interim,
es hat den Schalk hinter ihm). Doch, da schenkte die Vor-
sehung der Stadt, die sich von Anfang unter den Schutz der
Mutter Gottes, der Vernichterin aller Irrlehre, gestellt, statt
der genannten zwei beweibten Pfarrer zwei thatkräftige, glan-
benseifrige, den Bartholomäus Vigillins und den Elias Stotzin-
ger. Ihnen gelang es mit Hilfe der Dominikaner, die Stadt
wieder zur katholischen Religion zurückznführen.
Unter der Regierung des Milchling, 1564, wnrde auch
das neue Nathans vollendet.
Auch der Nachfolger des Milchling Georg Hund von
Wenckheim, vorher Statthalter der Ballet Franken, that alles,
um die alten Wunden zu heilen. Gleich beim Beginn seiner
Regierung, am 20. Juni 1566, erließ er eine Verordnung,
worin er alle Unterthanen zum fleißigen Besuche des Gottes-
dienstes aufforderte, die Geistlichen und Seelsorger zn gewissen-
hafter Pflichterfüllung ermunterte, die Notwendigkeit der Buße
 
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