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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 5.1888

DOI Artikel:
Kirchenbaukunst in der württembergischen Residenz, [10]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20203#0050

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loztsan-Archiv
von Schwaben
— zugleich Org.ui für deutsche Aircheugeschichte —
mit periodischer kirchengeschichtlicher N)eltschau.
Regelmäßige Beilage zum Pastoralblatt für die Diözese Nottenbnrg.


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: lungen, sowie gegen Ein- 1
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Mit einem Vereine von Geistlichen und in Verbindung mit Geschichtsgelehrten heransgegeben
oon Op. Engelbert Hvfele, Pfarrer in Ummendorf.
Korrespondenzen wollen gefl. direkt an vr. Engelbert Hofelc, Pfarrer in Uminendorf b. Biberach, gerichtet werden.

Nr. 12. Stuttgart, den 15. Juni 1888. 5. Jahrgang.

Inhalt: Kirchenbaukunst in der württeinbergischen Residenz. (Fortsetzung.) — Bilder ans der Geschichte Mergentheims. Von Prof. Sanibeth
in Ailingen. (Fortsetzung.) 13. Mariahilf. — Die Galerie Landauer in Stuttgart. Bon Amtsrichter a. D. P. Beek. — Miszellen. —
Lausende Litteratnr-A'otizen über neue einschlägige Veröffentlichungen in Zeitschriften re. (Fortsetzung.) — Beilage: Augsburger „Nefor-
matoren". Historisch-kritischer Beitrag zur Geschichte der „Reformation" von I)r. Patrizins Witlmann, Ritter des päpstlichen St. Gregorins-
Ordens. (Fortsetzung.)

I. Kirchenbaukunst in brr wiirttembergischrn
Residenz.
(Fortsetzung.)
Unser prächtiges Bildwerk ist eine Stiftung eines frommen
Ehepaars, des Jakob Walther, genannt Kühhorn ans der
Familie des erwähnten (oben bei der Beschreibung der Stifts-
kirche) Steinmetzen Walther und seiner Gattin Klara Mager.
Es stammt ans dem Jahr 1501, welche Jahrzahl deutlich
hinten am Kreuzesstamm zu lesen ist. Wie erwähnt, hat es
allen Unbilden der Zeit und des Wetters ziemlich getrotzt und
ist namentlich jetzt (1885) nach einigen Restaurationen (1839
und 1880) in ganz würdigem Zustande. Fast wäre es aber
in der für Kunst und ihre Pflege so traurigen bnreaukratischen
Zeit des Anfangs unseres Jahrhunderts vergessen worden, und
der Zahn der Zeit hatte allmählich angefangen, es zu zer-
bröckeln. Denn nach der Beschreibung des Nev. Th. Fregnall
Dibdin in dem III. vol. seiner ,,Lid1io§rapllicu1 ^.ntiHuu-
ririn und Uiucturescjue Tour in Trance and Oermuii^,
Uoiidon 1821" und dem dort befindlichen schönen Stich des
von ihm einfach als Erucitix ut Ltutt§urd" bezeichnten Bild-
werks fehlte damals der rechte Fuß des Heilandes und das
Gesicht von Johannes war ebenfalls verstümmelt. Stuttgart
lobt er nicht, er nennt es sogar: ,,u Uiorou^l^ dull pluce,
d. h. einen höchst langweiligen Ort, aber sein Urteil über das
Kruzifix schließt mit den Worten: ,,In 8lioit, I look upon
U115 draxvinA U8 u §em of it8 Kind", d. h.: „Kurzum, ich
sehe dieses Kunstwerk als einen Edelstein in seiner Art an."
(Der Ausdruck „druzvin^ bezeichnet zunächst eine „Zeich-
nung", also vielleicht den Stich, allein das würde hier in keiner
Weise passen.) Die Erinnerung hieran frischte im Jahr 1831
der von R. Lohbauer redigierte „Hochwächtcr", Volksblatt für
Stuttgart und Württemberg in seiner Nummer 72 ans, indem
er selbst einen Abzug des genannten Stiches dem Blättchen,
dem Vorgänger des demokratischen „Beobachters", beifügte.
Voll Scham weist er daraus hin, daß die Besitzer des Bild-
werkes nichts für dasselbe thun, ein Fremder es aus dem
Schutt habe hervorziehen müssen u. s. w.
Im Jahre 1839 folgte hieraus die erste Restauration,
welche einzelne beschädigte Teile wieder herstellte und das ganze
mit einem spätgotisch gehaltenen eisernen Gitter umgab. Die

zweite, vollständigere Restauration folgte im Jahre 1880 mit
der der Kirche, ans Kosten der Stadt. Auch der Pfarrge-
meinderat hat durch freiwillige Beiträge den Platz um den
Ölberg in eine kleine Anlage umgestaltet. Während noch
Heidelofs bezw. Professor Fr. Müller sagt (H. S. 27), die
Wappen auf den beiden Wappenschilden unter den Statuen
der hl. Mutter Gottes und des hl. Johannes seien nicht mehr
genau zu erkennen, so sieht man heute deutlich auf dem rechten
(heraldisch gesprochen) Schilde ein Kühhorn, von drei Sternen
flankiert. Das ist sicher (ein Kühhorn!) das Wappen des
Stifters Walther, und der Schluß von diesem auf das linke,
welches freilich nicht ganz deutlich einen Bären anfweist, daß
es das Wappen der Klara Mager sei, wird auch nicht zu
gewagt sein.
Der Meister, welcher diese schöne Gruppe geschaffen, ist
direkt nicht bekannt, doch stimme ich dem Herrn Dr. Klemm
vollkommen bei, wenn er in seinen „Württemb. Baumeistern"
S. 120 ff. ans der Notiz, der betreffende Meister sei wahr-
scheinlich derselbe, der den Ölberg des Speyrer Doms ge-
schaffen, nachweist, das sei Hans von Mingolsheim, auch.Hans
von Heilbronn genannt, (der Erbauer der dortigen Kilians-
kirche) gewesen.
Das Monnment stellt die Schädelstätte dar. Auf
ihr liegen Menschenknochen und Schädel umher, an ihr kriechen
Schlangen, Eidechsen und anderes Gewürme hinan. Hoch
anfsteigt das steinerne Kreuz, an diesem hängt Christus,
eine edle, würdevolle Gestalt, von herrlichem Ebenmaß des
Gliederbanes.
Professor Fr. Müller fährt in seiner Darstellung folgen-
dermaßen fort (H. S. 27):
„In dem ernsten, mit dem Dornenkranze umwundenen
und geneigten Haupte ist die ergreifende Tiefe eines alle Teile
des Körpers durchzuckenden Schmerzes, aber von erhabenster
Seelengröße gemildert und geadelt, zum Ausdruck gebracht.
Mit Geschmack ist das Gewand um die Lenden gelegt, mit
überraschender Kühnheit frei in die Luft gehängt. Zn beiden
Seiten des Kreuzes stehen: rechts die Mutter Gottes,
gebeugten Hauptes, mit der Rechten das Gewand unter der
Brust zusammenhaltend, mit der Linken ein anderes Ende
desselben über dem Herzen erfassend; links der Lieblings-
 
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