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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 11.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.13558#0023

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Inhalt.

Abhandelndcr Artikel: Die Illustration III ihrer kulturgesch. Bedeutung. (Forts., Kunst-Literatur und Albuin: I. Kunstliteratur. R. Baumeister: Archi-

Korrcsboudcuzcn: 8 Berlin, im Januar. (Ein Fußtritt dem tobten tektonische Formenlehre für Ingenieure. — II. Album. Uhlaud'S Ge-
Löwen.t — 2 Wien. (Tie Waldmüller - Ausstellung. Schluß.) — dichte. — III. Novitäten des Knust- und Buchhandels,

ch Karlsruhe, Anfangs Januar. (Ausstellung in der Kuusthalle.) Kunstiustitutc und Kunstvcrcinc: Das Gedächtnißfcst Winckelmauns in
Kunst-Chronik: Berlin. — München. — Wien. — Oldenburg. — Petersburg. Berlin und Rom.

— Florenz. — London. — Briefkasten.

Kunstkritik: Berliner Kunstschau. (Ausstellung bei Lepke.) Auestcklungskalcuder.

Die Mlstration in ihrer kutturgeschichMchen Bedeutung.

Aus deni bei I. I. Weber in Leipzig kürzlich erschienenen Werke: „Die Schule der Holzschneidekunst" von M. Sr.

(Fortsetzung.)

, us dieser etwas langen, aber für unseren
^ Zweck nothwendigen Erörterung geht
»'nun, wie wir glauben, mit Bestimmt-
*1 heit hervor, daß die Zeichnung es
W ist, und nicht die Architektur, die Plastik,
'"h(chie Malerei, worauf das populäre Be-
^stdürfniß der heutigen Zeit sich richtet.
^ Bauwerke, Statuen, Gemälde sind der
MvLuxus des gebildeten Kunstgefühls;
die Zeichnung oder genauer gesprochen:
die "Illustration ist das tägliche
V Brod des künstlerischen Geschmacks des
Volks. Die Anschauung haftet an dem reinen Bilde Dessen,
svas die Natur oder die Phantasie schafft, die Hinzuthat der Farbe
'st angenehm, aber sie ist nicht nothwendig. Es ist auch angenehm,
Vrem zu trinken, aber man kann ihn entbehren: reines Wasser
aber befriedigt ein Lebensbedürfniß. Dasselbe Lebensbedürfniß
der geistigen Existenz wird durch die Illustration befriedigt.
Detsen kann sich Niemand, wie hoch oder niedrig gebildet er
sei, entschlagen.

Wenn nun aber die Illustration wirklich so zum täg-
lichen Brod des allgemeinen Geschmacks geworden ist, so bedarf
es wohl kaum noch einer Hindeutung darauf, um wie viel
höher der Einfluß derselben als allgemeinen Bildungselcments

anzuschlagen ist, als beispielsweise der Einfluß der Malerei der
Gegenwart und aller Zeiten zusammengenommen, geschweige
denn der Plastik oder der Architektur. Höchstens könnte man
den Einfluß der tektonischen Kunstindustrie damit vergleichen,
wenn diese (was leider nicht der Fall ist) sich unabhängiger von
der Mode gehalten und einen größeren Umfang in der Ge-
staltung der uns umgebenden Dinge des täglichen Lebens ge-
wonnen hätte. Da dies nicht der Fall ist, so steht die
Illustration als Herrscherin im Reiche der allgemeinen Ge-
schmacksbildung ohne Rivalin da.

Eine einfache statistische Betrachtung würde dafür die un-
umstößlichsten Beweise liefern. Dank unseren Kunstvereinen
werden alljährlich einige Tausend mehr oder weniger guter
Bilder in die Welt, d. h. ans die Ausstellungen geschickt, welche
den Geschmack eines verhältnißmäßig kleinen Publikums —
und auch dies nicht immer — zu bilden geeignet sind. Die
meisten davon sind Mittelgut. Entsteht dann und wann ein
Meisterwerk, so kommt es wohl in der Residenz einigen
bevorzugten Kunstkennern vor die Augen, aber wenn die
illustrirten Zeitungen nicht davon Abbildungen gäben, so
würde das Volk nichts davon erfahren. Was aber unsere
Museen betrifft, die sich ja übrigens meist auf die größeren
Residenzen beschränken, so hat der Verfasser immer die Beob-
achtung gemacht, daß der Laie für die Werke der älteren Malerei
nur soweit ein Interesse hat, als sie seine sinnliche Anschauung
 
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