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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 11.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.13558#0199

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Inhalt.

Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Bunzlau, Bromberg, Kiel,
LI. Hippolyte Bellange. Köln, Tübingen, Wien, Pesth, Brüssel, Konstanz, Paris.

Korrespondenzen: Venedig, im Mai. (Die Permanente Ausstellung der Kunstkritik: Die Holbein'sche Madonna und ihre Ausleger. (Forts.)

8oeietL venotn proinotrioo äi Belle Arti.) — £l Stuttgart, Kunstindustric und Technik: Ueber den Zweck des Zeichnen-Unterrichts an

10. Juni. (Die neue evangelische Kirche am Feuersee. Württ. Kunst- den Gymnasien.

Verein und seine Ausstellung.) — li. Paris, Anfang Juni. (Der Pa- Kunstinstitute und Klinstvcreine: Kaiser!. Akademie der Künste in St. Peters-

riser Salon. Forts.: II. Historisches u. s. f. Genre. Forts.) bürg. (Schluß.) — Briefkasten.

Studien zur Htjarakteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.

w LI. Hippolyte Bellange.

(Nekrolog.)

uf und wirkliche Bedeutung sind be-
kanntlich zwei sehr verschiedene Dinge.
Nur die kritische Geschichtsschreibung
hat darüber zu entscheiden, wie
weit die letztere dem ersteren
entspricht. Personen und Tha-
ten aber, welche entweder ganz
in die Gegenwart fallen oder
gehören sie gleich ihrer Entwick-
lung nach schon der Vergangenheit
an — doch in ihren letzten Lebens-
Aeußerungen in die Gegenwart noch
hinübergreifen, sind ihrem objektiven Werthe nach kaum
schon richtig zu beurtheilen. Alle Nekrologe daher, selbst
wenn sie nicht die Tendenz eines bloßen Paneghrikuö
mit dem wohlfeilen Motto: „De mortius nil nise bene“ ver-
folgen, sondern wirklich nach vorurtheilsfreier Charakteristik stre-
ben, werden stets nach der einen oder anderen Seite in's Extrem
gehen. —

So ist es auch mit Hippolyte Bellange, einem der

letzten Illustratoren des französischen Kaiserreichs, geschehen. Er
wird von französischen Journalen und, in bequemer Nachäffung,
auch von deutschen hoch gepriesen, ja mit Horace Vernet in
eine Linie gestellt, und doch war er wenig mehr als ein mili-
tairischer Genremaler, der sich in sein zieinlich beschränktes Ge-
biet hineingearbeitet hatte und durch fortwährende Uebung sich
der militairischen Typen mit derselben Leichtigkeit wie der Setzer
der Lettern bediente, um sie bald in dieser bald in einer anderen
Weise zu einer „Komposition" zu kombiniren. Eigentliches Schaf-
fen, künstlerische Komposition — ohnehin in seiner Sphäre auf
ein Minimum sich reducirend — dichterische Anschauung: Dinge,
die uns als unumgängliche Erfordernisse einer wahren Künstler-
Natur gelten, lagen ihm fast ganz fern.

Welche typische Bedeutung bei Bellange das „Komponiren"
hatte, beweist am besten ein Urtheil, das der große Arago
über den „grand artiste“ — wie ihn der Moniteur des Arts
und ihm nachsprechend das durchaus unkritische, phrasenhaft in-
haltslose Journal des Beaux-Arts in Brüssel nennen — noch
bei Lebzeiten des Künstlers ausgesprochen hat, indem er, wider
Willen einen Beweis gegen seine wahrhafte Künstler-Natur
 
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