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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 11.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.13558#0079

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Inhalt.

Abhandelnder Artikel: Der künstlerische Charakter des Aquarells, mit be- Kunstgeschichte und Antiquitäten: Aus den Verhandlungen des „Vereins
sonderer Beziehung auf die Aquarellen Non Karl Werner, von für mittelalterliche Kunst."

M. Sr. Kunstvcrkchr: Die Haftungspflicht der Kunstvereiue dem Künstler gegenüber.

Korrespondenzen: 2 Weimar, im Februar. (Aus der großherzoglicheu Kunstlitcratiir: Prvportionslehre u. s. f. von Trost. — Zur Abwehr gegen
Kunstschule.) . Hrn. Lübke und Konsorten.

Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Worms, Wien, Florenz, London. Ausstcllungekalcndcr. — Briefkasten.

Per künstlerische Charakter des Aquarells,

mit besonderer Beziehung auf die Aquarellen von Karl Werner.

m Lokal des Kunstvereins ist aber-
mals eine Specialausstellung zu Gunsten
des Künstlerunterstützungs-Bereins ver-
anstaltet worden, welche die allergrößte
Aufmerksamkeit verdient. Sie besteht aus
einer umfangreichen Sammlung von grö-
ßeren und kleineren Aquarellen des als
geistvollen Aquarellisten rühmlichst be-
kannten Karl Werner, die zum größ-
ten Theil figürliche, architektonische und
landschaftliche Naturstudien aus Unter-
ägypten und Palästina darstellen. In-
dem ich nächsteits in der kunstkritischen
Abtheilung unseres Journals noch Ge-
legenheit nehmen werde, auf einzelne
der Hauptblätter näher einzugehen,
will ich mich heute darauf beschränken,
über den künstlerischen Charakter des
Aquarells überhaupt einige Worte zu
sagen und, daran anknüpfend, den Total-
Eindruck dieser durchweg bedeutenden, theilweise genialen Meister-
werke einer bei uns leioer viel zu wenig geübten und noch
weniger gekannten Kunsttechnik zu schildern.

Zunächst ist an den Werner'schen Aquarellen überaus hoch
zu schätzen das überall sichtbare, echt künstlerische Bestreben, inner-
halb der dem Aquarell eigenthümlichen Wirkungssphäre zu blei-
ben, d. h. nirgend auf einen Effekt zu tendiren, der etwa dem
der Oelmalerei Konkurrenz zu machen geeignet wäre. Es
ist dies ein Punkt, der bei der künstlerischen Behandlung des
Aquarells von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit ist. Um
meine Ansicht hierüber, die ich unten näher motiviren werde,
durch ein Beispiel aus einem andern Kunstgebiete zu erläutern,
erinnere ich an die sogenannte Stahlstichmanier, mit welcher in
England der Holzschnitt behandelt zu werden pflegt. Es ist
durchaus irrig, die Leistungsfähigkeit einer Technik nach der
Vielseitigkeit derselben abzuschätzen, d. h. nach der Leichtigkeit,
womit sie auch andere fremdartige Techniken nachzuahmen und
dadurch scheinbar zu ersetzen fähig scheint. Wie der Holzschnitt
seine wahre und von keiner anderen Technik erreichbare Kraft
in der Wiedergabe der freien Federzeichnung besitzt,
und wie hierin sich sein eigentlicher Charakter am meisten und
bedeutungsvollsten offenbart, so hat auch das Aquarell, im
Verhältniß zur Oelmalerei, einen besondern Wirkungscharakter,
welcher durch eine andere Technik nur vermittelst Künstelei an-
näherungsweise wiedergegebcn werden kann. Anderntheils aber
darf die Aquarellmalerei, wenn sie sich nicht von ihrem wahren
 
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