Inhalt.
Abhandlung: Eine Wanderung durch das Rauch-Museum von M. Sr. schweig, Lübeck, Stockholm, München, Jnspruck, Venedig, Genf, St.
(Schluß.) Nikolas, Brüssel, Edinburg, London.
Korrespondenzen: K. Paris, Anfang Juni. (Der Pariser Salon. Forts.: Kunstkritik: Die Holbein'sche Madonna und ihre Ausleger.
II. Historisches u. s. f. Genre.) Kunstinstitute und Kunslvrrcinc: Kaiserl. Akademie der Künste in St. Peters-
Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Weimar, Dresden, Braun- bürg. — Ausstellungskalcndcr. — Briefkasten.
Line Wanderung durch das Manch-Museum
von M. L>r. (Schluß.)
ienn ich diesen unsterblichen Meisterwerken
Rauch's aus dem Kreise der Jdealgestal-
tung sogleich die späteren, in dasselbe Ge-
biet gehörenden Werke anreihe, so geschieht
dies lediglich der Vollständigkeit halber und
F um damit abzuschließen, da er in denselben jene
Höhe der plastischen Vollendung nicht wieder er-
tr reichte. Namentlich gilt dies von dem ziemlich
nüchtern ausgefallenen Seitenstück zu dem Grab-
Denkmal der Königin Luise, der ruhenden „Gestalt des Königs
Friedrich Wilhelm III." im steifen Soldatenmantel (1843). In
diese Zeit fällt auch das obenerwähnte „Grabdenkmal der Königin
von Hannover", eine besonders in der Gewandung großartiger
und reicher als das Luisendenkmal angelegte, übrigens mit allein
Liebreiz weiblich schöner Gestaltung ausgestattete Figur. Aber
ein gleich schroffer Gegensatz wie zwischen den beiden Gestalten
des charlottenburger Mausoleums herrscht auch zwischen denen
des Mausoleums zu Herrenhausen. Der König von Hannover,
welcher noch bei seinen Lebzeiten die Ausführung seines Grab-
Monuments als Seitenstück zu dem seiner verstorbenen Ge-
mahlin bei Rauch bestellte, liegt ebenfalls in der unschönen und
unmonumentalen Gardehusarenuniform, welche nur durch den die
unteren Theile bedeckenden Hermelinmantel etwas verdeckt wird.
Das letzte größere Jdealwerk ist die nach des Künstlers
Tode von Alb. Wolfs in Marmor ausgeführte, für die Vor-
halle der Potsdamer Friedenskirche bestimmte Gruppe „Moses'
Gebet in der Schlacht gegen die Amalekiter". Das Museum
besitzt einen vollständigen Abguß dieses Bildwerks. Wenn man
sich von keinem Vorurtheil befangen lassen will, was einem be-
reits der Kunstgeschichte angehörenden Meister wie Rauch am
wenigsten gerechtfertigt erscheint, so muß man sich sagen, daß
ein solches, den ernstesten Styl heroischer Großartigkeit erfor-
derndes Werk nicht der klaren, etwas kühlen Objektivität Ranch's
gemäß war. Eher konnte diese Idee in der Ausführung etwas
michelangelesk Titanenhaftes, energisch Maaßloses vertragen, als
das ruhige Jnsichselbst-Verharren der Rauch'schen Auffassung.
Dennoch bleibt es ein großes und selbst mit einem gewissen
Schwünge der Phantasie ausgestattetes Werk, welches sich be-
sonders durch eine vollendete Reife in der Disposition der linea-
rischen Verhältnisse, durch eine ernste, fast strenge Einfachheit
in dem Aufbau der einzelnen Theile zum Ganzen und doch auch
wieder durch eine große Mannigfaltigkeit der Form auszeichnet.
Abhandlung: Eine Wanderung durch das Rauch-Museum von M. Sr. schweig, Lübeck, Stockholm, München, Jnspruck, Venedig, Genf, St.
(Schluß.) Nikolas, Brüssel, Edinburg, London.
Korrespondenzen: K. Paris, Anfang Juni. (Der Pariser Salon. Forts.: Kunstkritik: Die Holbein'sche Madonna und ihre Ausleger.
II. Historisches u. s. f. Genre.) Kunstinstitute und Kunslvrrcinc: Kaiserl. Akademie der Künste in St. Peters-
Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Weimar, Dresden, Braun- bürg. — Ausstellungskalcndcr. — Briefkasten.
Line Wanderung durch das Manch-Museum
von M. L>r. (Schluß.)
ienn ich diesen unsterblichen Meisterwerken
Rauch's aus dem Kreise der Jdealgestal-
tung sogleich die späteren, in dasselbe Ge-
biet gehörenden Werke anreihe, so geschieht
dies lediglich der Vollständigkeit halber und
F um damit abzuschließen, da er in denselben jene
Höhe der plastischen Vollendung nicht wieder er-
tr reichte. Namentlich gilt dies von dem ziemlich
nüchtern ausgefallenen Seitenstück zu dem Grab-
Denkmal der Königin Luise, der ruhenden „Gestalt des Königs
Friedrich Wilhelm III." im steifen Soldatenmantel (1843). In
diese Zeit fällt auch das obenerwähnte „Grabdenkmal der Königin
von Hannover", eine besonders in der Gewandung großartiger
und reicher als das Luisendenkmal angelegte, übrigens mit allein
Liebreiz weiblich schöner Gestaltung ausgestattete Figur. Aber
ein gleich schroffer Gegensatz wie zwischen den beiden Gestalten
des charlottenburger Mausoleums herrscht auch zwischen denen
des Mausoleums zu Herrenhausen. Der König von Hannover,
welcher noch bei seinen Lebzeiten die Ausführung seines Grab-
Monuments als Seitenstück zu dem seiner verstorbenen Ge-
mahlin bei Rauch bestellte, liegt ebenfalls in der unschönen und
unmonumentalen Gardehusarenuniform, welche nur durch den die
unteren Theile bedeckenden Hermelinmantel etwas verdeckt wird.
Das letzte größere Jdealwerk ist die nach des Künstlers
Tode von Alb. Wolfs in Marmor ausgeführte, für die Vor-
halle der Potsdamer Friedenskirche bestimmte Gruppe „Moses'
Gebet in der Schlacht gegen die Amalekiter". Das Museum
besitzt einen vollständigen Abguß dieses Bildwerks. Wenn man
sich von keinem Vorurtheil befangen lassen will, was einem be-
reits der Kunstgeschichte angehörenden Meister wie Rauch am
wenigsten gerechtfertigt erscheint, so muß man sich sagen, daß
ein solches, den ernstesten Styl heroischer Großartigkeit erfor-
derndes Werk nicht der klaren, etwas kühlen Objektivität Ranch's
gemäß war. Eher konnte diese Idee in der Ausführung etwas
michelangelesk Titanenhaftes, energisch Maaßloses vertragen, als
das ruhige Jnsichselbst-Verharren der Rauch'schen Auffassung.
Dennoch bleibt es ein großes und selbst mit einem gewissen
Schwünge der Phantasie ausgestattetes Werk, welches sich be-
sonders durch eine vollendete Reife in der Disposition der linea-
rischen Verhältnisse, durch eine ernste, fast strenge Einfachheit
in dem Aufbau der einzelnen Theile zum Ganzen und doch auch
wieder durch eine große Mannigfaltigkeit der Form auszeichnet.