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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 11.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.13558#0231

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Inhalt.

Abhandlung: Studien zur Charakeristik bedeutender Künstler der Gegenwart. lnng u. s. f. (Schluß.) — E. Prag, 24. Juni. (Vorläufiges über

Eli. Wilhelm Schirmer. (Schluß.) die Vorgänge im hiesigen deutschen Geschichtsverein.)

Korrcspondcnzcn: Düsseldorf, Ans. Juli. (Wanderung durch die Per- Kunst-Chronik: Lokalnachrichtcn aus Berlin, Düsseldorf, Wien, Brüssel,
maueuten Ausstellungen.)— R. Paris , Ans. Juni. (Der Pariser Salon. Utrecht, Paris, London, Rashult.

(Schluß.) — ?—? Venedig, 12. Juni. (Die Permanente Ansstel- Kunstkritik: Die Holbein'sche Madonna und ihre Ausleger. (Forts.)

Ausstcllungskalcndcr.

Studien zur Hljarakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart.

LII. Wilhelm Schirmer.

(Schluß.)

>ür die berliner Akademie, zu deren hervor-
ragendsten und ältesten Mitgliedern er
zählte, sondern für die deutsche Kunst
überhaupt ist der Tod Schirmer's ein
schwerer, fast unersetzlicher Verlust. Dies
sprechen wir aus nicht als eine bloß kon-
ventionelle Phrase, wie man sie Todten
nachzusenden pflegt, sondern als ein auf
Thatsachen begründetes kritisches Urtheil.
Schirmer zählte zu den heut zu Tage
immer seltener werdenden Künstlern, welche
als Maler vor allem Dichter sind, indem
sie sich ganz in den dichterischen Inhalt
der Kunst versenken; er gehörte zu jenen
Elitenaturen, denen die Kunst eine Herzenssache, ein Priester-
thum ist, dem sie sich rückhaltslos, in fortgesetztem Streben und
unter harten Kämpfen geweiht.

Schirmer schließt sich — obschon eine durchaus eigen-
artige Natur und in völlig, ja bis zur Jsolirtheit originaler
Richtung — den großen Landschaftern der neueren und älteren

Zeit an, welche, wie Blechen, Rottmann, Claude Lor-
rain, Poussin, der Natur ihre tiefsten Geheimnisse abzu-
lauschen und sie nur in ihrer einfachen Größe darzustellen
strebten. Nie galt ihm daher die Technik mehr denn als eine
handwerkliche Handhabe zum Ausdruck der Idee; gleich weit
entfernt von der Handfertigkeit eines die „geniale Mache" über
Alles stellenden Virtuosenthums, wie von dem ängstlichen Ab-
schreiben des dem profanen Blick allein sichtbaren Naturäußern,
versenkte er sich ausschließlich, ja mit einer gewissen Abstraction,
welche zuweilen bis zur Unterordnung der Naturrealität unter
den mystischen Zauber subjektiver Gefühlspoesie ging, in die
Quelle des geheimnißvollen Reizes, den die Natur auf das
poetisch empfängliche Gemüth ausübt und suchte diesen inneren
Reiz zum vorherrschenden Ausdruck zu bringen. Fast märchen-
haft klingen daher oft die Akkorde, welche er in seinen Bildern
anschlägt. Es ist niemals der äußere Apparat der Natur, was
er malte, sondern er verwandelte die Erscheimmg in ein lyrisches
Gedicht und suchte den Gefühlsinhalt desselben mit dem gegebenen
Naturobjekt zu vermitteln. Harmonie, und zwar eine wesentlich
subjektiv gefärbte Harmonie in Farbe und Linie, ist daher das-
 
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