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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 11.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.13558#0295

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Inhalt.

Abhandlung: Einige wichtige Punkte in der Frage über die Reorganisation Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Nürnberg, München, Hamburg,
der Akademien und Kunstschulen in Preußen, von Dr. M. Sr. (Schluß.) Wien, Boulogne, Marseille, London, Manchester, St. Petersburg.

Korrespondcnzcn: München, den 1. Oktober. (Ausstellung des Müll- Kunstgcschichtc: Ein Tag in Pisa. (Forts.)

chener Kunstvereins.) — s^s St. Petersburg, 25./13. September. Kunstkritik: Die akademische Künst-Ansstellung in Berlin. II. Genre.

(Tod Flawitzki's.) Briefkasten.

Linige wichtige Punkte in der Jrage über die Reorganisation der
Akademien und Kunstschulen in Arenßen.

(Schluß.)

:ls den zweiten für die Reorganisation der
) Akademie wichtigen Punkt bezeichneten wir
Pie sogenannten akademischen Konkur-
renzen, namentlich die um den Staats-
preis, welcher in einem dreijährigen Stu-
^rdienaufenthalt in Italien besteht. Beides —
■j sowohl der Modus der Konkurrenz selbst
.wie der Zweck derselben, die „Studienreise",
- beruht auf unrichtigen Principien und
Wm1 Voraussetzungen.

Was zunächst den Zweck, die obligate
Nomfahrt, betrifft, so ist dieselbe von den verständigeren unter den
Künstlern selbst längst als veraltet und zwecklos erkannt worden;
wenigstens wenn cs sich um die Konkurrenz für Malerei handelt.
Für den Bildhauer mag Rom durch den Rcichthum an Antiken frucht-
bare Bildungselcmcnte besitzen, obgleich ein wirklich ersprießlicher Auf-
enthalt in Rom ganz andere umfassende kunsthistorische und selbst
antiquarische Vorkenntnisse erfordert, als sie einem Schüler der Aka-
demie zu Gebote stehen. Was dagegen die Maler betrifft, so weiß
jeder Künstler aus eigener Erfahrung, meistentheils auch zum eige-
nen Schaden —, daß ein Aufenthalt in Italien zum Studium
der alten Meister nur dann erst wahrhaft fruchtbringend für die
künstlerische Ausbildung wird, wenn diese einen gewissen Grad tech-

nischer Sicherheit erreicht hat. Einen Schüler der akademischen Mal-
klasse nach Rom schicken ist ungefähr dasselbe, als wenn man einen
Quartaner mit Ueberspringung der höheren Klassen auf die Univer-
sität senden wollte. Das Resultat kann nur eins sein: Hemmung
der naturgemäßen Entwicklung durch die unausbleibliche Verwirrung,
welche der Versuch eines Studiums, das so bedeutende Vorkenntnisse
in technischer, kunstgeschichtlicher und ästhetischer Beziehnng voraus-
sctzt, nothwendig zur Folge haben muß. Das Beste, was daher
die jungen Leute aus Rom mit zurückbringen, ist eine gewisse Fertig-
keit im Kopiren und die aus derselben nur zu oft entspringende
Schablone, welche den in ihnen etwa liegenden Keim originaler
Anschauung bis ans Jahre hinaus in der Entwicklung hemmt
oder Wohl auch ganz unterdrückt.

Soll und muß einmal eine Konkurrenz sein, so gewähre man
ihnen die Prämie, aber nicht um nach Rom zu reisen, sondern mit
der Verpflichtung, noch einige Jahre in dem Atelier eines berühmten
Meisters zu arbeiten, oder man sende sie allenfalls nach Paris oder
Brüssel, wo sie nicht minder, falls sie das Bedürfniß dazu fühlen,
die Werke der alten Meister studiren können, wo sie aber vor allen
Dingen sich mit den nothwendigcn Requisiten des moder-
nen Kunstschaffens vertraut machen können; vor Allem aber ge-
währe man ihnen Zeit und Mittel, um beim Austritt aus der Aka-
demie neben der Fortsetzung ihrer Studien sich damit zu beschäftigen,
 
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