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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 11.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.13558#0039

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Inhalt.

Abhandelndcr Artikel: Monumentale Projekte für Berlin von M. Sr. Kunstkritik: Berliner Kunstschau. (Berliner Centralausstellung von Karfunkel.)
Korrespondenzen: Z Wien, Ende Januar. (Die Januarausstellung des (Schluß.)

Oesterreichischen Kunstvereins.) — ? Düsseldorf, 16. Januar. (Die Kmisllitcratur: Baumeister, Architektonische Formenlehre für Ingenieure,
permanente allgemeine Kunstausstellung von Bismeper und Kraus.) (Fortsetzung.) — Novitäten des Buch- und Kunsthandels.

Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Düsseldorf, München. Turin. Kunstinstitute und Kunstverrine: Königliche Akademie der Künste zu Berlin.
Kunstgeschichte: „Wer hat die Cartons zu den Raphaelischen Teppichen Programm der Knnstansstellnng von 1866.

kolorirt"; von Jul. Hübner. (Schluß.) — Die deutschen Maler- Briefkasten.

Radirer des neunzehnten Jahrhunderts. AuSstcllmigskalciidcr.

Monumentale Projekte für Werlin

von Sr.

seit das Projekt über die malerische und
? plastische Ausschmückung des neuen Rath-
! Hauses, von welcher man, beiläufig gesagt,
18^ lange nichts gehört hat, durch die von
dem ,,Verein für Geschichte Berlins" gewählte
Kommission ausführlich begutachtet und der
öffentlichen Prüfung zugänglich gemacht worden
ist, scheint das Interesse für solche Aus-
. schmückungsfragen etwas inehr als bisher an-
<j geregt zu sein.

Die officielle Kommission freilich, d. h. das
aus der Mitte des Magistrats und der Stadtverordneten her-
vorgegangene Semite, welches speciell mit der Ausschmückungs-
frage betraut ist, hat in den 2 bis 3 Jahren, seitdem sie be-
steht, unsers Wissens noch kein Lebenszeichen von sich gegeben,
ja sogar, wie verlautet, noch nicht einmal eine Sitzullg gehalten.
Jndeß rückt der Bau, ohne auf die etwaigen nöthigcn Modi-
fikationen des Wäsemmin’fdien Entwurfs Rücksicht zu nehmen,
immer weiter vor; namentlich wird an den Balconbrüstungen
durchaus so verfahren, als ob das „Gutachten" der obengenannten
Kommission des berliner Geschichtsvereins, dessen Vorsitzender
zugleich der Vorsitzende der officiellen Kommission, nämlich der
Herr Oberbürgermeister, ist, gar nicht existire, als ob
vielmehr das Wäsemann'sche Projekt allein maaßgebend sei.

Nicht lange wird es dauern, so werden auch die inneren Räume
soweit sein, daß eine Berücksichtigung der von dem Gutachten
in allseitig anerkannter, wohldurchdachter Form in Vorschlag
gebrachten Darstellungsmotive allmählig unmöglich geworden
sein wird: allerdings ein bequemer Beweis post testnm für
ihren Mangel an Ausführbarkeit. Es wird dann in dem zu-
künftigen Sitzungsprotokoll der städtischen Sachkommission heißen:
„So sehr wir die lichtvolle Klarheit, den Gedankenreichthum,
die künstlerisch-wirkungsvolle Bedeutung der von dem „Gutachten"
vorgeschlagenen Darstellungschklen anerkennen, so sind wir doch
in Betracht der zur Ausführung derselben nöthigen
bedeutenden Veränderungen in architektonischer Bezie-
hung u. s. f. leider nicht mehr in der Lage u. s. f. . ."

Leider gehören Fragen, wie die der „malerischen und plasti-
schen Ausschmückung des Rathhauses" nicht in die Kategorie
derjenigen, welche in den Bezirksvereinen ventilirt zu werden
pflegen. Es scheint, als ob jeder Schusterlehrling besser über
die verwickeltsten Fragen der hohen Politik orientirt sei, als
unsere intelligenten, liberalen Wortführer über Das, was wirk-
lich das sociale Leben berührt, nämlich die Ausbildung des
Sinnes für geschmackvolle Form im Volke, die An-
regung des Interesses für öffentliche Kunstschöpfun-
gen. Hic Rhodus! möchten wir ihnen Zurufen, wenn sie mit
ihren Phrasen von kommunaler und socialer Wohlfahrt des
 
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