Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 11.1866

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13558#0215

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Inhalt.

Abhandlung: Die Gothik und ihre Bedeutung für die Wiedergewinnung Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Karlsruhe, Wien, Chur, Flo-
eines nationalen Baustils. renz, Riga, Paris.

Korrespondenzen: Wien, 15. Juni. (Juni-Ausstellung des österreichischen Kunstkritik: Die Holbein'sche Madonna und ihre Ausleger. (Forts.)
Kunstvcreins.) — R, Paris, Ans. Juni. (Der Pariser Salon. Forts.: Ausstclluiigskalendcr.

III. Landschaft.) — CI St. Petersburg, Mitte Mai. (Die Monu- Briefkasten,
mentalplastik in Rußland. Forts.)

Die Hothik und ihre Bedeutung für die Wiedergewinnung
eines nationalen Baustils.

nter dem Lärm des jetzt überall
in unserm guten Deutschland
losgebrochenen Kriegsgetümmels
dürfte zwar die Hoffnung nur
'geringe sein, daß unsere Leser der im Titel aus-
gedrückten wichtigen Frage einige Aufmerksamkeit
zuwenden werden. Gleichwohl liegt sie nicht so
gar weit ab von der Frage über die zu gewin-
nenden Ziele des gegenwärtigen Krieges. Ist es doch auch hier
die Hoffnung auf eine nationale Umgestaltung Deutschlands,
mit welcher alle wahren Patrioten auf den begonnenen Kampf
schauen, ist es doch auch hier die Wiedergewinnung der alten
Größe, Einheit und Macht des Vaterlandes.

Denn wie auf dem politischen Gebiet, so ist auch auf dem
der Kunst eine solche Einigung und Einheit, eine Rückkehr aus
der Zersplitterung und principlosen Zerfahrenheit zur charakter-
wollen Größe und zur Klarheit des Bewußtseins über die na-
tionalen Aufgaben der Kunst nothwendig zu erstreben. — Ja,
wir glauben nicht fehl zu greifen, wenn wir grade in dem ge-

sinnungs- und richtungslosen Eklekticismus, in der buntscheckigen
Sthl-Mengerei, die sich namentlich auf dem Gebiete der Bau-
kunst kund giebt, in der Jdeenarmuth und dem Mangel an
innerer Größe, welche in den Motiven der Skulptur und
Malerei sich offenbaren, nur das Spiegelbild jenes Grundmangels
an nationaler Größe und Einheit erblicken.

Es scheint uns daher im besten Sinne „zeitgemäß", gerade
jetzt auf diese inneren Schäden der deutschen Kunstthätigkeit
hinzuweisen, und auf alle verwandten Erscheinungen aufmerksam
zu niachen, welche ebenfalls diesen Punkt ins Auge fassen. Einer
der unermüdlichsten und geistvollsten Vorkämpfer für die Regne-
ration der deutschen Kunst ist bekanntlich vr. August Rei-
che nsperger. Wenn wir auch auf einem andern Standpunkt
stehen, als dieser Forscher*), wenn wir auch nicht mit ihm
darin übereinstimmen, daß die Kunst wesentlich an die Religion,

*) Ueber die Verschiedenheit dieses Standpunkts haben wir uns bereits
öfter ausgesprochen. Siehe Dioskuren Nr. 34, 35, 1865 „Aphorismen aus
A. Reichcnspcrger's Schrift „Die Kunst Jedermanns Sache" und den Lite-
raturbericht über genannte Broschüre.
 
Annotationen