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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 11.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.13558#0071

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I nh al t.

Korrespondenzen: Königsberg. Ende Februar. (Die neueste Richtung Kuiistilidustrie und Technik: Die kunstgewerblichen Vorbilder und ihre Ver-
ven Scherres und ein^ Bild von Behrendsen). — 2 Berlin, den werthung für die Veredlung der deutschen Kunstindustrie, von — s. —

20. Februar. (Die Thätigkeit der Königl. Glasmalerei-Anstalt). Wissenschaft und Kunst im Gewerbe und in der Industrie, von

Kunsi-Chroiiik: Lokalnachrichten aus Berlin, Kassel, Basel, Rom, Paris. Dr. Karl Richter. (Fortsetzung.)

Kunstgeschichte und Antiquitäten: lieber die nationale Herkunft der Stein- Kiiustlitcratur: Die Schule der Holzschneidekunst u. s. f., von vr. Max
metzfamiüe Arler, genannt „Prager Jmigherrn." — Verhandlungen Schasler. (Forts.) — Proportionslehre u. s. f. von Trost,

der Archäologischen Gesellschaft in Berlin. Ausstcllnngskalciidcr.

Korrespondenzen.

Es liegt nahe, hier nicht nur eine bestimmte Intention, sondern auch
eine Uebertragung derselben vorauszusetzen. In der That schien den
nicht blos äußerlich in Danzig vereinten Freunden zuletzt die höchste
Wirkung erreicht, wenn der Lokalton, zur Zufälligkeit herabgesetzt,
die Klarheit der Gesammttönung nicht mehr „beeinträchtigte."
In allem Ernste bestrebten sic sich, „farbig ohne Farbe zn malen."
Minder tüchtigen Künstlern konnte bei dieser asketischen Behandlung
alles Farbigen leicht die Farbe selbst abhanden kommen: es war
eine rein technische Prätension, welche in die künstlerische Empfindung
schließlich gar nicht mehr aufgeht. Scherres hat aber sein reiches
und poetisches Natnrgefühl, trotz alledem und bis zu welchem Punkte
der Selbstentfremdung sein ächt künstlerisches Streben ihn geführt
haben mochte, nie soweit verkümmern lassen, daß seine Bilder keinen
Anklang mehr gefunden hätten. Es ist dem Geiste nicht möglich,
bei dem gegebenen oder erreichten Inhalt stehen zu bleiben. Selbst
die Heiligen, vor deren Werken man sich nur andächtig zu verneigen
hat und die in einer wissenschaftlichen Kritik nur Anfeindung, Ab-
gunst oder gar Bosheit sehen, werden, wenigstens wenn ein Bild
unverkauft zurückkommt, mit sich uneins und knüpfen wieder bei dem
allgemeinen künstlerischen Dasein an. Der geistvolle Künstler aber
muß sich durch unausgesetzte Kritik stets neu bestimmen, sei es aus
sich selbst, sei cs durch Reception. Im Streben nach Objektivität
der Naturdarstellung findet der Landschaftsmaler die Schranke in
seiner eigenen Auffassung; jede Erörterung Derselben zwingt ihn,
auch den Kreis seiner Darstellungsmittcl zu erweitern, neue zu er-
finden oder im Anschaucn fremder Kunstwerke zu gewinnen. So

vniqsberg. Ende Februar. (Die neueste
.Richtung von Scherres und ein Bild
von Behrendsen.) Seit längerer Zeit
hatten unsere danziger Maler hier nichts von
sich sehen lassen. O. Bransewet.ter, der
inzwischen nach Königsberg zurückgekehrt ist,
stellte um Weihnackten wieder einige Archi-
tekturbilder aus: „Der Schusterhos bei Danzig" und „Die Braut-
Pforte an der Sebalduskirche in Nürnberg", C. Scherres, der
ans dem Punkte steht, ebenfalls zurückzukehren, vor Kurzem zwei
Landschaften, ein kleines, dem 1864 in Berlin ausgestellten ähnliches
Bild: „Nach dem Regen auf der Dorfstraße" und eine größere
Arbeit: „Drohendes Gewitter."

Das letztere Bild bezeichnet nun einen so bedeutsamen Wendepunkt
im Schaffen dieses (und vielleicht nicht blos dieses) Künstlers, daß
davon zum Verständnis; weiterer Bestrebungen Notiz genommen
werden muß. Sie haben von Scherres' letzten Bildern den Ein-
druck „einer gewissen Manierirtheit" empfangen (Diosknren 1864,
S. 426.) und auck bei Striowski etwas davon gemerkt. In den
Formen war eine fast stereoskopische Klarheit und Schärfe, im Ko-
lorit eine gewisse absichtliche Nüchternheit und ein ebenso absichtlicher
grauer oder weißlicher Grnndton wahlzunehmen. Nun haben wir
von Brausewetter, noch ehe er nach Danzig ging, Bilder ma-
geren und trockenen Kolorits gesehen und von R. Fischer, den
die jüngeren Künstler dort schon fanden, Landschaften, die auf den
ersten Blick an eine Vermittelung durch die Objektivlinse erinnerten.
 
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