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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 11.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.13558#0063

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Abhaiidelndcr Artikel: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der
Gegenwart. XIXL. Lroyon.

Korrespondenzen: □ St. Petersburg, 27./15. Januar. Jahresbericht
der Akademie, Künstlerstipendien und Kasteneintheilung; Permanente Aus-
stellung. Schluß.)

Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Köln, Dresden, Gotha, Weimar,
München, Paris.

Kunstindustrie und Technik: Wissenschaft und Kunst im Gewerbe und in
der Industrie, von vr. Karl Richter. (Fortsetzung.)

a l t.

Kunstvcrkchr: Der Plan einer internationalen Aquarcllausstellung in Berlin.
— lieber die Nothwendigkeit eines großen Auctionsinstituts für Kunst-
sachen in Berlin. (Schluß.) — Die Entschädigungs-Pflicht eines Kunst-
vereins und ein bayerischer Rechtsspruch über dieselbe. (Schluß.)

Kunstliteratur: Die Schule der Holzschneidekunst u. s. s., von vr. Max
Schasler. (Forts.) — Globus, Zeitschrift für Länder- und Völker-
kunde, von Karl Andree. — Westermann's Jllustrirte Monats-
hefte u. s. f. — Unsere Tage, Revue u. s. f.

Ausstellungskalcndcr. — Briefkasten.

Studien zur Kharakteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.

XIXL. Troyon.

'er berühmte französische Landschafts- und
Thiermalcr Trohon, dessen Tod im März
) vorigen Jahres erfolgte, gehörte zu den eigen-
fthümlichsten und selbstständigsten Künstlern
W' Frankreichs. Die bevorstehende Versteigerung
(- seines künstlerischen Nachlasses und die der-
selben vorausgehende Ausstellung seiner hinter-
! lassenen Werke giebt uns Veranlassung, einen
Rückblick aus seine künstlerische Entwicklung
zu werfen, indem wir die Daten über seine
äußeren Lebensumstände der von Burty ver-
faßten Biographie entnehmen, welche dem
Ausstellungskatalog vorangestellt ist.

Constant Troycn ist am 28. August 1810 zu Sevres
geboren, wo sein Vater bei der kaiserlichen Porzellanmanufaktur
-angestellt war. Seine Mutter, die den Schmerz hatte, ihren
Sohn, den sie niemals verlassen hatte und aufs Innigste liebte,
zu überleben, war mit einem angebornen künstlerischen Sinn
hegabt, den sie in gesteigertem Grade auf ihren Sohn vererbt
hat. Sie beschäftigte sich nach dein Tode ihres Gemahls mit
der Ausführung kleiner Werke, die sie mit unglaublicher Geduld
und großem Geschmack aus den farbenglänzenden Federn aus-
ländischer Vögel zusammensetzte und welche von den Fremden
sehr bewundert wurden. Aus dem Ertrage derselben erhielt sie

längere Zeit ihre beiden Söhne, Constant und dessen jüngeren
Bruder, und machte es möglich, ihnen eine gute Vorbildung zu
gewähren. Unser Künstler erhielt von seinem Pathen Riocrenx,
dem kunstkundigen Konservator des keramischen Museums zu
Sevres, den ersten Zeichnenunterricht, zugleich mit seinem Bruder,
einem talentvollen und vielversprechenden Knaben, der sich der
Stilllebenmalerei gewidmet hatte und im Alter von 19 Jahren
starb. Riocreux malte indessen nur Blumen, und da er sah,
daß sein Zögling hauptsächlich zur Landschaft Neigung hatte,
so vertraute er seine Ausbildung einem, ebenfalls in der Por-
zellanmanufaktur beschäftigten Freunde, Achille Poupart, an,
welcher Schüler von Victor Bertin war.

Damals herrschte der sogenannte „klassische Styl" in
seiner ganzen Trockenheit und Nüchternheit; und wenn Trohon
von deren Einfluß frei blieb, so hat er dies seinem eignen, auf
gesunde Naturwahrheit gerichteten Geschmack zu danken. Seine
ersten, öffentlich zur Ausstellung gekommenen Arbeiten, die noch
im Atelier von Poupart ausgeführt waren, erschienen im Salon
von 1833. Es waren „Der Parc von St. Cloud", „Das
Fest zu Sevres" und einige andere Bilder, welche längst ver-
gessen sind. Unter der Leitung eines Lehrers, wie des ge-
nannten, welcher den akademischen Zopf der klassischen Schule
noch mit vollem Behagen trug, würde Trohon vielleicht noch
lange in Unkenntniß über sein eigenes Talent geblieben sein,
 
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