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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 11.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.13558#0111

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Inhalt.

Abhandelnder Artikel: Ueber die gegenwärtige Restaurirungsweise mittel- Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Düsseldorf, Darmstadt, Men.

alterlicher Bauwerke, von Karl Köhler. Kunstkritik: Die Gemäldesammlung des Baron von Schack in München,

Korrespondenzen: Karlsruhe, 26. März. (Ausstellung in der großher- von Ernst Förster.

zoglichen Kunsthalle.) — (H Düsseldorf, 20. März. lPermanente Kunstgeschichte und Antiquitäten. Das christlich-archäologische Museum der

Ausstellungen von Schulte und von Bismeyer u. Kraus. Schluß.) — berliner Universität. — Aus den Verhandlungen des „Vereins sür die

* Bremenim März. (Die Kunstausstellung des norddeutschen Cyklus, Geschichte Berlins."

Nutzen der. Vereins-Ausstellungen. Genrebilder. Fortsetzung.) — Kunstindustrie und Technik: Preisaufgaben des „Vereins zur Beförderung
F. München, 26. März. (Neue Cartons von Kaulbach.) des Gewerbefleißes in Preußen" zu Berlin.

Ueöer die gegenwärtige Westamirungsweise mittelalterlicher Wauwerke.

^ie verdienstvoll und anerkennenswerth das
s jetzt fast allenthalben herrschende Bestreben,
unittelalterliche Bauwerke durch sogenannte
^Restaurirung vor dem ihnen drohenden Unter-
^ gange zu schützen, an sich ist, so wird doch
s leider in den meisten Fällen die Restaurirung
'so gänzlich verkehrt durchgeführt, daß es oft besser
gewesen wäre, dieselbe gänzlich zu unterlassen.

Vor Allem wird nämlich der Hauptzweck der
Restaurirung: „Zurückversetzen des Ge-
bäudes in seinen ursprünglichen Zustand" häufig in-
sofern außer Acht gelassen, als man nicht nur bei neu für das
Bauwerk anzufertigenden Stücken gar keine Rücksicht auf die
zur Zeit der Errichtung des Gebäudes übliche Technik nimmt,
sondern sogar noch ganz brauchbare alte Theile, meist Bänke,
Chorstühle, Altäre u. dergl. entfernt und durch neue, in der
Regel mit dem Charakter der Gebäudes gar nicht harmonirende,
ersetzt. Dieses meist der heut zu Tage herrschenden „Ver-
schönerungssucht" entspringende Verfahren ist aber um so ta-
deln swerther, als es selbst den geschicktesten Handwerkern und
Künstlern schwer fällt, sich in die Gefühlsweise der Alten hin-
einzuarbeiten und daher die neugefertigten Stücke auf den ersten

B lick ihren späteren (aus der neuesten Zeit datircnden) Ursprung
verrathen.

Eben so verwerflich ist das Ueberarbeiten theilweis ver-
witterter Steinstatuen, indem hierbei meist das Charakteristische
derselben (z. B. das Scharfgebrochene des Faltenwurfes in den
Gewändern) gänzlich verloren geht.

Außer diesen, dem Bestreben zu verschönern und zu ver-
bessern, entspringenden Fehlern kommen beim Restauriren aber
auch häufig solche vor, welche zeigen, daß den die Restaurirung
leitenden Persönlichkeiten eine gründliche Kenntniß der früheren
Ausstattungsweise der betreffenden Gebäude mangeln.

Hierher gehört vor Allein die Weglassung (resp. Nicht-
Erneuerung) des farbigen Anstriches bei den verschiedenen Skulp-
turen, als den Statuen, den zugehörigen Konsolen, Baldachinen
u. s. w. In den meisten Fällen lassen sich die Spuren der
früheren Bemalung und Vergoldung an denselben noch ganz
gut erkennen, und wo dies nicht mehr der Fall sein sollte, die
richtigen Farben (bei nur einiger Kenntniß in der Archäologie)
sehr leicht bestimmen. — Diese Farben an den Skulpturen
sind aber durchaus nicht unwesentlich, sie tragen im Gegentheil
sehr viel dazu bei, dem Bauwerke seinen ursprünglichen Cha-
rakter wiederzugeben.
 
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