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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 11.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.13558#0121

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Unter den übrigen ganz guten, aber weder durch Technik noch
durch besonders sinnreiche Motive ansprechenden Genrebildern haben
wir nur noch ,die Arbeiten von E. Stammet, Minna Keeren
und H. Ewers in Düffeldorf, von F. Schlesinger iu München,
Zeppenfeld in Hamburg und B. de Loose zu erwähnen. —
Stammel's Bilder sind in der Malerei recht tüchtig, scheinen aber
im Vergleich mit seinen sonstigen Arbeiten nur llors d’oeuvre zu
sein. — Dem Bilde von M. Keeren „Auch ein Aschenbrödel" man-
gelt es an Freiheit und Leichtigkeit der Zeichnung; die Figuren haben
etwas Gezwungenes.— Recht gut ist in der Malerei das „Motiv aus
dem Schwarzwalde" von Evers, aber so gänzlich gedankenleer, daß
es unmöglich zu fesseln vermag. — F. Schlesinger bringt uns einen
„Sonntag-Morgen" in einer Bauernstube, dem es ebenfalls an der
rechten Gemüthlichkeit der Personen fehlt; dagegen hat Zeppenfeld
in der „Genesung" ein hübsches Motiv behandelt. Der gute Phi-
lemon weiß seiner noch im Bette liegenden, aber sichtbar in der
Genesung begriffenen Baueis keine bessere Erheiterung zu verschaffen,
als daß er sich an ihr Bett setzt und ihr ein lustiges Stückchen
vorgeigt. — Bastle de Loose weiß in der Regel anziehende, hübsche

Motive zu behandeln, obwohl seine Hauptstärke stets in der technischen
Ausführung der Stoffe und der glatten und dabei doch naturgetreuen
Malerei des Nebensächlichen lag. Von diesen Vorzügen ist in seinen
drei neuen Bildern: „Die Schaukel", „Knabenstreiche" und „Die
Unterhaltung" nur noch die Glätte übrig geblieben. Die Gestalten
sind weder durch Bewegung, noch durch Ausdruck anziehend, und der
Mangel daran nicht einmal durch Virtuosität der Behandlung verdeckt.

Bevor ich zur Landschaft übergehe, habe ich nachträglich noch
zwei später hinzugekommene Genrebilder zu nennen, von denen eins,
Ad. Schrötter's „Don Quixote in seiner Bibliothek", nur eine
nicht neue Wiederholung eines alten, längst bekannten Bildes ist.
Das andere ist nur klein, aber von meisterhafter Arbeit. Ich meine
den „Ordonnanz-Ritt" von Ca mp hausen: ein einzelner Reiter,
der mit seiner Ordonnanz in der Rechten, vontrs ä torro, mit vor-
gebeugtem Oberkörper, fast gerade auf den Beschauer losjagt, während
hinten vom Feinde auf ihn angelegt wird. Roß und Reiter sind voll
Leben und Bewegung, so vollendet in Zeichnung und Farbe, daß
man von dem einen Reiter mehr gefesselt wird, als von zehn anderen
leb- und regungslosen Genrebildern. (Fortsetzung folgt.)

Kunst-Khronik.

, erlin. Der Bildhauer Profeffor August Ferdinand Fischer
ist am zweiten Osterfeiertage nach längerem Leiden ge-
storben. Viele seiner Arbeiten gereichen unserer Stadt
zur Zierde; andere, wie beispielsweise die vier Gruppen-
Sl|§p>7 bilden, die den Belle-Allianz-Platz schmücken sollten, sind
c'”(o leider nur Modell geblieben.

— Zu der Paris er Weltausstellung sind im Ganzen 177 An-
meldungen von Kunstwerken eingegangen. Davon kommen auf die
berliner Akademie 110, auf die düsseldorfer 63, auf die
königsberger 4.

Greifswald. Beim Entfernen einer Kalktünche in der
Marienkirche fand man an der Südseite über der Gruft der
Familie von Essen ein altes Wandgemälde, das laut der theil-
weise erhaltenen Inschrift aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts
herrührt. Das Bild ist 20 Fuß hoch und besteht aus vier Dar-
stellungen in zwei Abtheilungen; rechts ist „Christi Gebet am Oel-
berg" und „Christi Geißelung", links „Die Kreuztragung" und „Die
Kreuzigung" zu erblicken.

Arnstadt. Die Wiederherstellung unsrer Liebfrauenkirche ist
nunmehr gesichert. Dieses schönste Ueberbleibsel mittelalterlichen
Kirchenbaus in Thüringen war mit der Zeit sehr baufällig geworden.
Das Gebäude selbst ist im reinsten gothischen, die vier Thürme aber
im romanischen Styl, in der Zeit von 1050 bis 1350, aufgeführt.

Breslau. Am 22. März starb hier im 83. Lebensjahre der
vr. I. D. F. Neigeb aur, Geh. Justizrath, Major a. D. und
Mitglied vieler gelehrten Gesellschaften, namentlich italienischer, wie
er denn für Italien ein besonderes lebhaftes Interesse hegte. Der
Verstorbene war auch längere Zeit als Mitarbeiter und Korrespondent
aus Italien für unser Journal thätig. Noch gegenwärtig befindet
sich die Redaction im Besitze eines Manuscripts von ihm, betitelt
„Das jetzige Italien in Beziehung auf das Kunstleben", welches wir
in Kurzem zu veröffentlichen gedenken. Die größte Verbreitung haben
seine Reisehandbücher gefunden, zu denen er das Material auf den
von ihm selbst unternommenen zahlreichen Reisen gesammelt. Viele
seiner Schriften sind anonym erschienen, andere unter dem Namen
„Daniel" oder „Daniel Dittmann". Seiner literarischen Thätigkeit
wegen ertheilte ihm die Universität Königsberg schon 1821 das
Diplom eines Oootor fionorarius.

Dresden. Der Minister des Innern hat für sächsische Ar-
chitekten eine Konkurrenz ausgeschrieben um den Bau eines Akademie-
Gebäudes. Einsenduugstermin der Pläne ist der 1. September;
die Preise bestehen in 500, 300 und 200 Thlr.

Wien. Der Maler und Musik-Schriftsteller Auathasius
Groß hat ein Miniaturportrait des jugendlichen Beethoven ent-
deckt, welches den berühmten Tondichter in seinem 20. Jahre dar-
stellt und mit dessen Autograph versehen ist. Das Portrait zeigt
Beethoven mit toupirtem und gepudertem Haar und Seitenlocken, in
graugrünem Rock. Der Ausdruck des Gesichts wird als sehr geist-
voll geschildert.

— Die Dekoration der Kuppel in der Ruhmeshalle des Waffen-
Museums (Arsenal), dessen Wandmalereien bekanntlich von Prof.
Blaas ausgeführt worden, ist nahezu vollendet. Die übrigen
Malereien dürften noch mehre Jahre in Anspruch nehmen:

— Neben den Pegasusgruppen für das Hofoperntheater führt
Pilz auch die Statue „Haynau's" für die Ruhmeshalle des Arse-
nals aus und arbeitet außerdem an einer Skizze für das „Schubert-
Monument", welches im Stadtparke aufgestellt werden soll.

— Für das Wiedener Gemeindehaus ist dem Historienmaler
Nutz die Ausführung eines „Portraits des Kaisers Franz Joseph"
übertragen worden.

— Herr Erzherzog Ludwig Victor ist dem Baufonds für
das Künstlerhaus als Stifter mit dem Betrage von 3000 fl. bei-
geireten.

Hamburg. Am 19. v. Mts. starb nach kurzer Krankheit
hieselbst der Bildhauer L. Wink, mehrjähriger Sekretär des Künst-
vereins. Von ihm verfertigt sind einige der Sandstein-Statuen der
Nicolaikirche, Apostel und Evangelisten.

London. Es hat sich hier nach dem Muster der deutschen
Kunstvereine eine Gesellschaft gebildet, welche unter dem Namen
International society of fine Arts einen Cyklus von Kunstaus-
stellungen in den größeren Städten Englands veranstalten will.
Präsident ist der Lord Ranelagh. Das durch Actien aufgebrachte
Kapital beträgt IM,000 Pfd. St. Zunächst ist ein Grundstück zur
Erbauung eines Gesellschaftshauses und Ausstellungslokales an-
gekauft worden, für dessen Erbauung eine Konkurrenz eröffnet ist.

Konstantinopel. Das Innere des großartigen Tshiragan-
Palastes soll durchgängig in arabisch-türkischem Styl renovirt werden.
 
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