Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 14.1869

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13561#0113

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
99

Die Ausstellung bot durch ein besonderes Zusammentreffen günstiger
Umstände eine große Fülle interessanter Werke, die einen außergewöhnlich
Zahlreichen Besuch seitens des Publikums veranlaßten: es wurden im Ganzen
während der 2 Monate der Ausstellung 12,281 Entreekarten abgesetzt. Aus-
gestellt waren im Ganzen 315 Kunstwerke, darunter 258 Oelgemälde und 11
plastische Arbeiten. Darunter befanden sich, vom Kaiser dargeliehen, das^Bild
von Matejko in Krakau: „Der Reichstag zu Warschau im Jahre 1773",
welcher außerdem durch ein zweites Bild „Der Alchvmist am Hofe Sigis-
mund III. von Polen" vertreten war, sodann „Die Ermordung Julius
Cäsars" von Pilotv, „Uebergang auf Alsen" von Camphausen u. m. a.

Der Kapitalfonds für Herstellung öffentlicher monumentaler Kunstwerke
belief sich am Schluß des Vereinsjahres 1866/7 auf 49,254 und erhob sich
in dem letzten auf 55,807 Gulden, wovon für die Zwecke des Fonds ver-
ausgabt wurden 631 Gulden. Hauptsächlich wurde die Ausmalung der Absis
der Karolinenthaler Kirche durch Hrn. Akademiedirektor Trenkwald aus diesem
Fonds bestritten, neuerdings ist die Errichtung eines dem Verein gehörigen
würdigen Ausstelluugsgebäudes in Aussicht gestellt, das so eingerichtet werden
soll, daß auch während der Zeit, wo nicht Ausstellungen stattfindeu, Koncerte re.
darin gegeben werden können.

Zum Vereinsblatte für das kommende Jahr wurde ein Stich von Raab
nach Rainberg 's „Liebeserklärung" gewählt.

2. psätflschcr ünnstverein. 1867/8.

Der Verein ist erst im Jahre 1867 gegründet, der Bericht bezieht sich
also auf das erste Vereinsjahr. Dies in Rücksicht genommen, erscheint seine
Wirksamkeit bereits sehr beachtenswerth und verspricht eine bedeutende Zu-
kunft. Bei Konstituirung des Vereins zählte derselbe 811 Mitglieder, welche
Zahl sich am Schluß des Vereinsjahrs auf 1004 erhöht hatte. In Spei er,
als dem Hauptsitz des Vereins, wurde die Ausstellung, welche 100 Werke
umfaßte, am 31. Mai eröffnet und durchlief dann den Cyklus der Städte
Landau, Neustadt, Kaiserslautern, Zweibrückeu und Ludwigs-
Hasen, wo sie am 20. September geschlossen wurde. Unter den ansge-
stellten Werken befanden sich Arbeiten von Ans. Feuerbach, I. Lange,
B. Fries, C. Mali, Fr. Voltz, G. Bürkel, Th. Pixis, Wagner-
Deines, Gugel u. s. f. Ein besonderes Verdienst um die Förderung
der Vereinszwecke erwarben sich die Pfälzischen Eisenbahnen dadurch, daß sie
nicht nur in dem Bahuhofgebäude in Ludwigshafen ein vortreffliches Lokal
für die Ausstellung einräumten, sondern auch für den ganzen Turnus völlige
Frachtfreiheit gewährten.

Die Münchener Künstler waren, wie erklärlich, auf der Ausstellung
am zahlreichsten vertreten, aber auch aus Rom, Karlsruhe, Frankfurt,
Heidelberg, Düsseldorf und Speier waren Werke beigesteuert worden.
Von den 92 Gemälden (die übrigen 8 Werke bestanden ans Skulpturen und
Cartons) wurden 17 für die Verloosung angekauft, zu einem Gesammtwerth
von 2903 Gulden, von Privaten 5, zu einem Gesammtwerth von 1350 Gul-
den, im Ganzen also für 4253 Gulden. —

Von besonderer Wichtigkeit für die Bestrebungen des Vereins ist die
Gründung einer kleinen Gallerie in Speier, wozu der Grund durch die seitens
der bayrischen Staatsregierung bewilligten Ueberlassung einer Anzahl der im
Depot zu Schleißheim befindlichen Gemälde gelegt wurde. Die Stadt hat
zur Aufstellung der Gallerie eine Anzahl Zimmer im oberen Stockwerke des
Realgymnasiums zur Verfügnug gestellt.

Die Einnahmen des Vereins betrugen pro 1867/8 im Ganzen 4474 fl.
11 kr., die Ausgaben 4294 fl. 33 kr., so daß noch ein Ueberschnß von
194 fl. 38 kr. verblieb.

3. Üarmcr Lunjtvrrein. 1867/8.

Auch der Barmer Kunstverein ist erst vor kurzer Zeit konstituirt. Es
liegen uns die Berichte über sein zweites und drittes Vereinsjahr vor. Im
Im Jahre 1866 — also während der wegen der Kriegsereignisse ungünstigsten
Zeit — veranstaltete er im Mai seine erste öffentliche Ausstellung. Daß
sowohl diese wie die Wirksamkeit des Vereins durch die Zeitverhältnisse zum
Theil gelähmt wurden, bedarf keiner Erklärung. Dennoch steigerte sich die
Mitgliederzahl von 1866—1867 von 737 bis auf 840. Der Verein trat
mit 8 Vereinen in gegenseitige Mitgliedschaft, nämlich mit Berlin (?) *) Köln,
Magdeburg, Minister, Hamburg, Leipzig, Karlsruhe und Gotha.

Die Einnahmen des Vereins betrugen im Jahre 1866: 3329 Thlr.
10 Sgr. (darunter 2505 Thlr. an Actien), 1867: 3206 Thlr. 5 Sgr.
(darunter 2562 Thlr. an Actien). Die Abnahme um 123 Thlr. 5 Sgr.
betrifft also nicht die Actien, deren Zahl im Gegentheil gestiegen ist, sondern
die Entree's u. A. Die Ausstellung von 1867 umfaßte 225 Kunstwerke,
darunter 212 Oelgemälde, wovon der überwiegend größte Theil von Düssel-
dorfer Künstlern. Unter den vertretenen Künstlern sind zu erwähnen: Min-
trop, Rosenfelder, G. Spangenberg, Grund; Camphausen,

*) Das Fragezeichen bezieht sich auf die Unbestimmtheit des Ausdrucks.
In Berlin existiren mehre Kunstvereine; unter diesen ist der „Verein der
Kunstfreunde in Preußen" der hervorragendste und war damals (1867) der
einzige, welcher den Namen „Kunstverein" verdiente. So viel wir aber wissen,
steht dieser Verein mit dem Barmer in keinem Actienaustausch.

Seel u.^A. — Zur^Berloosung kaufte der Verein 15 Bilder zum Preise
von 2097 Thlr. 20 Sgr., und außerdem 65 Kunstblätter rc. für 239 Thlr.
19 Sgr., von Privaten wurden erworben 10 Oelgemälde für 2629 Thlr.
29 Sgr., so daß die Gesammtsumme 4966 Thlr. 29 Sgr. beträgt. Die
im Vorjahr angewandte Summe von 5188 Thlr. hinzugerechnet, beläuft sich
die durch die Thätigkeit des Vereins der Kunst zugewandte Summe auf
10,154 Thlr. 29 Sgr., ein Resultat, das als ein sehr erfreuliches bezeichnet
werden kann. — Hinzuznfügen ist, daß der Verein in der letzten General-
Versammlung des Jahres 186 ( die Gründung und Erweiterung einer eignen
Gemäldesammlung beschlossen hat, wofür eine Verwendung von 15^ der
Bruttoeinnahme verwandt werden soll.

Der Bericht über das Jahr 1868 kann eine günstige Entwicklung des
Vereins konstatiren. Sowohl Mitgliederzahl wie Ausstellnngsbesuch und An-
kauf haben eine bedeutende Steigerung erfahren. Die Zahl der Mitglieder
ist von 854 (die Kuustvereins-Actien mitgerechnet) auf 962 gestiegen. Für die
Gemäldesammlung des Vereins wurden erworben „Erndtebild aus Schwaben"
von Käppis in München und „Strand bei Dieppe" von Ch. Hoguet in
Berlin; als Geschenke gingen ein zwei Aquarellen von I. Bütler in Düssel-
dorf und ein Jahrgang des „Overbeck-Albums düsseldorfer Künstler" von
Schulte. Die Einnahmen des Jahres 1868 beliefen sich auf 3495 Thlr.
17 Sgr. 6 Pf., überstiegen also die des Jahres 1867 um 289 Thlr. 12 Sgr.

6 Pf. — Auf der am 12 April eröffneten Ausstellung befanden sich 359
Oelgemälde, 5 Aquarellen und 3 Handzeichuungen, zum Gesammtpreise von
53,953 Thlrn; unter den 165 Künstlern, die die Ausstellung beschickten, ge-
hörten 132 Düsseldorf an. Augekaust wurden von Privaten 27 Oelgemälde und
3 Aquarellen zum Gesammtpreise von 5575 Thlr. 5 Sgr. vom Verein für die
Gemäldesammlung ein Landschaftsbild für 425 Thlr. und 17 Oelgemälde für die
Verloosung zum Gesammtpreise von 2022 Thlr. 10 Sgr., außer den Kunst-
blättern u. s. f. für 349 Thlr. 23 Sgr., so daß die Gesammtsumme der Ankäufe
8372 Thlr. 8 Sgr., also fast das Doppelte gegen 1867 beträgt. Die Aus-
gaben beliefen sich auf 9075 Thlr. 5 Sgr. 8 Pf., so daß für 1869 ein
Ueberschuß von 640 Thlr. 11 Sgr. 8 Pf. bleibt. — Die Resultate des
Vereinsjahres sind also außerordentlich günstig und stellen dem gegenwärtigen
ein günstiges Prognostikon.

4. Amijthiittc zu Chemnitz.

Bei Beginn des Jahres 1868 zählte die Kunsthütte 256, am Schluß
des Jahres 313 Mitglieder. Die permanente Ausstellung, welche an Sonn-
nnd Festtagen sowie an den Donnerstagen bei freiem Eintritt geöffnet ist,
wurde im Laufe des Jahres von 14,360 Personen besucht, was einen Be-
weis für das vorhandene Bedürfniß nach künstlerischer Anregung liefert, ein
Bedürfniß, das durch die Wirksamkeit des Vereins in anerkennenswerther
Weise befriedigt wurde. Es wurden während des Jahres 478 Kunstwerke
im Werth von 29,847 Thlrn. ausgestellt, darunter 217 Oelgemälde, 65 Aqua-
rellen, 3 Pastellgemälde, 56 plastische Arbeiten, 10 Zeichnungen u. s. f., ein-
gesandt aus den Städten Augsburg, Berlin, Breslau, Bonn, Koburg, Dres-
den, Düsseldorf, Genf, Hamburg, Hannover, Königsberg, Leipzig, München,
Nürnberg, Paris, Stuttgart, Salzburg, Stettin, Wien u. a. ni. Mit Recht
fügt aber der Bericht hinzu, daß eine so reichliche Beschickung nur dann von
Dauer sein kann, wenn die Aussteller durch Ankäufe zu weiteren Sendungen
ermuthigt werden, und richtet er demgemäß an die kunstsinnigen nnd wohl-
habenderen Einwohner von Chemnitz die Bitte, das Uuternehmeu auch in
dieser Beziehung thatkräftig zu unterstützen. Wir können uns Dem mir an-
schließen, um so mehr, als der Ankauf bis jetzt, wenn auch im Steigen, doch
immerhin noch ein ziemlich beschränkter ist: es wurden im Ganzen von Pri-
vaten 22 Kunstgegenstände im Gesammtwerth von 684 Thlr. 21 Sgr. dar-
unter 10 Oelgemälde angekanft, für 223 Thlr. 7 Sgr. mehr als im vor-
hergehenden Jahre. Der Verein selbst kaufte 20 Kunstwerke, darunter 15 Oel-
gemälde, für die Summe von 673 Thlr. 5 Sgr. an, für 28 Thlr. 4 Sgr.
mehr als im vorhergehenden Jahr. Eine Steigerung des Kunstverkehrs ist
also ersichtlich, wenn auch noch nicht m hohem Grade. — Als Vereinsblatt
vertheilte der Verein „Maitag" nach Böttcher in München (?), gestochen von
Schultheiß. — Die Sammlung des Vereins wurde durch ein Oelgemälde
„Wiedertäufer" von Prof. B ähr in Dresden, Geschenk des Hrn. Kaufmann
F. O. Clauß in Chemnitz, und 93 Blatt Radirungen von Elias Ridin-
ge r, Geschenk des Hrn. Advokaten Kohl, vermehrt.

Der Verein hält wöchentliche Winterversammlungen, in denen Vorträge
gehalten werden, er vertheilt Prämienblätter an fleißige und talentvolle Zeich-
nenschüler der verschiedenen städtischen Schulanstalten und wendet der Ausbil-
dung der Gewerbe nach Seite des Geschmacks seine besondere Aufmerksamkeit'
zu. — Lebhafte Theilnahme widmete der Verein der Angelegenheit des
Becker-Denkmals, welches seiner Ausführung nunmehr entgegensieht,
nachdem am 2. Sptbr. v. I. die Grundsteinlegung erfolgt ist. Bis zum
Schluß des Jahres 1868 beliefen sich die Einnahmen für das Denkmal auf
3286 Thlr. 26 Sgr. 4 Pf., wovon 1682 Thlr. 19 Sgr. 8 Pf. veraus-
gabt wurden. — Die sonstigen Einnahmen des Vereins belaufen sich an
Mitgliedsteuern auf 1257 Thlr., an Beihülfe aus dem Stadtkasse auf 300
Thlr., wovon für die Ausstellung und für Verwaltungszwecke 1519 Thlr.
26 Sgr. 1 Pf. verausgabt wurden.

(Fortsetzung folgt nach Maaßgabe des eingehenden Materials.)
 
Annotationen