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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 18.1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12974#0373

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gemälden im Treppenhause des Neuen Museums gehörten, in deren
Gesammtausgabe die von Teichel ausgeführten zu den besten ge-
hören. Er stach für dies Prachtwerk die Einzelfiguren der Bau-
kunst, der Kupferstecherkunst, der Bildhauerei, der Jtalia, Friedrich
des Großen, der Germania und von dem weltgeschichtlichen Kinder-
fries die Blätter 11 und 12. Sein Leben war ein ziemlich ver-
einsamtes und selten von Sorgen mancherlei Art befreit. Die Ge-
schichte seiner Kunst wird seinem Namen eine ehrenvolle Stelle
einräumen.

— — Von dem Comits zur Errichtung eines Denkmals für
Waldeck waren mehrere Künstler aufgefordert worden, Skizzen ein-
zureichen, welche letztere einige Zeit zur öffentlichen Ansicht ausgestellt
waren. Das Comits hatte die Herren Professoren Drake und
Bläser zur Beurtheilung veranlaßt, und beide Künstler sprachen
sich für den Entwurf des Bildhauers Herrn H. Walger aus.
Die Anfertigung des Denkmals soll thunlichst gefördert werden,
und es wird der großen Zahl der Verehrer des gefeierten Freiheits-
kämpfers zur Genugthuung gereichen, daß demselben ein seiner Be-
deutung würdiges Monument geschaffen wird. Dasselbe ist als ein
Schmuck des Grabes gedacht, und dürfte hier zuerst ein Standbild,
das den Mann wiedergiebt, wie man ihn im Leben gekannt hat,
auf einem Begräbnißplatze errichtet werden, wie solche Grabes-
denkmäler z. B. in München schon lange bekannt sind.

— Seine Majestät der Kaiser haben genehmigt, daß eine
Sammlung von 22 römischen Schaumünzen, sogenannte Medaillons,
welche nach Kennern, u. A. auch nach Prof. Mommsen, hervorragende
wissenschaftliche Bedeutung haben, für den Preis von 14,400 Thlrn.
angekauft und dem Münzkabinet des königlichen Museums einver-
leibt werde.

*** — Das dem Verein für historische Kunst gehörige Bild
„Martin Luther's Einzug in Worms" von G. Spangenberg ist
kürzlich in deni königlichen Akademiegebäude ausgestellt worden.

*** — Im Verein zur Förderung des Zeichnenunterrichts hielt
Herr Schlüter einen Vortrag über die ornamentale Bildhauerei
im Kunstgewerbe.

*** Düffeldorf. In Folge des Konkurrenzausschreibens für
das hier zu errichtende Cornelius-Denkmal sind 20 Skizzen von
19 Künstlern eingelaufen, welche gegenwärtig im Lokal des Künstler-
Vereins „Malkasten" ansgestellt sind. (S. Korrespondenz.) Aus
Berlin kamen sieben, aus Dresden und Düsseldorf je drei, ans
München zwei und die übrigen aus Karlsruhe, Wien und Rom.
Die meisten sind nur mit einem Motto versehen, genannt haben sich
die Bildhauer Moser und Walger in Berlin, H. Volz in Karls-
ruhe, L. Rauh in Rom, S. Eberle in München und C. Müller,
C. Hilgers und I. Bayerle hier. Prof. Wittig, der Lehrer
der Skulptur an der hiesigen Akademie, hat leider nicht mit kon-
kurrirt, obschon seine Kolossalbüste von Cornelius, die er zur Todten-
feier des Meisters im Jahre 1867 modellirte, zu den besten und
charakteristischsten gehört, welche wir überhaupt kennen.

— — Das Ehrenkreuz dritter Klasse ist an den Prof. Oswald
Achenbach hier verliehen worden.

Darmstndt. Vom historischen Verein für Hessen ist die An-
stellung eines Konservators der Kunstdenkmale in Hessen in Anregung
gebracht und zugleich ein Gesetz wegen Erhaltung und Aufnahme der
Kunstdenkmale beantragt worden. Die nächste Veranlassung zu
diesem Schritte gab die verunglückte Restauration der interessanten
gothischen Dorfkirche zu Partenheim in Rheinhessen, welche von der
Kirchenbehörde des Ortes begonnen worden ist. Allerdings ist die
oberste Baubehörde eingeschritten, aber Alles, was dort gesündigt
worden, läßt sich nicht wieder gut macheu. Eine bedeutende Schöpfung

der Architektur, das Schloß in Babenhausen, hat der Konservator
der Kunstdenkmäler in Preußen, v. O.uast, in Schutz genonimen.
Da dieser Bau als Kaserne dem preußischen Kriegs-Ministerium
untersteht, konnte er durch eine Verfügung desselben gerettet werden.

*** München. Von hier aus wird gemeldet, daß am 26sten
v. Mts. der königl. preuß. Geh. Hofrath Karl Waagen gestorben ist.

*** Stuttgart. Im Festsaale der königl. Kunstschule ist ein
Gemälde von de Keyser ausgestellt, welches Dante und die Mäd-
chen darstellt, wie sie vom Begräbniß des Vaters der Beatrix zu-
rückkehren. Der von Schmerz erschütterte und zu Thränen gerührte
Dante ist an einem Betstuhl niedergesunken, während die Mädchen,
welche von der Tröstung der um ihren verstorbenen Vater jammern-
den Beatrix zurückkehren und, an Dante vorbeischreitend, diesen mit
inniger Theilnahme anschauen. Das Bild des belgischen Malers
soll namentlich durch weichen Farbenschmelz die Beschauer für sich
einnehmen.

— Der hiesige Kunstverein ist gegenwärtig mit vielen aus-
gezeichneten Bildern ausgestattet und kann man viele als beson-
ders werthvoll und sehenswerth bezeichnen, wie z. B. „Der Rekon-
valescent", Genrebild von O ehmichen, „Nymphe" von Rüg ge,
„Seehafen mit Lootsenboot" von dem bekannten französischen Maler
le Poittevin, eine niedliche „Parkscene" von Döpler, „ein beim
Lesen eingeschlafenes Mädchen" von Strecker. Unter den Land-
schaften sind hervorzuheben: „Lyst auf der Insel Sylt" von Fe-
dersen, eine schöne „Partie aus Venedig" von Herlmeier, eine
„Landschaft" von Sommer und Schmidt's „Partie aus Stutt-
gart". — In der Permanenten Ausstellung sind ebenfalls einige
Bilder von Bedeutung ansgestellt. Unter Anderm: Ein kleines
„Pferdestück" von Liesken, drei „Landschaften" von Ernst, die
„Zugspitze" von Häfer. Der Bildhauer Dietelbach hat ein
recht ähnliches Medaillon-Portrait des Königs und ein schön em-
pfundenes Basrelief „Entwurf zu einem Grabmonumente" ausge-
stellt, welches sehr stylvoll gehalten ist.

2% Freiburg im Breisgau. Die von Herrn v. Babo und
dem Professor Clauß veranstaltete Sammlung zur Errichtung des
Liebig-Denkmals hat auf hiesiger Hochschule 170 Gulden ergeben.

*** Wien. Das Schiller - Denkmal - Comits in Wien hat
dem Meister Semper zu seinem 70jährigen Geburtstage eine
Adresse gesandt, welche folgendermaaßen lautet: Hochgeehrter Herr!
Die Kunde, daß Sie am 29. d. Mts. Ihren 70. Geburtstag be-
gehen, hat in allen Herzen und Geistern, die für die Kunst warm
schlagen und begeistert gestimmt sind, eine theilnahmsvolle und
freudige Bewegung hervorgerusen. Das deutsche Volk nicht allein
feiert in Ihnen seinen ersten Meister und Sie selbst blicken nicht
nur auf eine ruhmreiche Vergangenheit zurück; es ist Ihnen wie
allen Götterlieblingen vergönnt, noch jetzt jugendkräftig zu schaffen,
als gelte es den Lorbeer erst zu erringen, der längst Ihr Haupt
ziert. Es gereicht uns einstimmig zur Befriedigung, ebenfalls eine
Veranlassung zu haben, Ihnen, der Sie unser Unternehmen, ein
Schiller-Denkmal in Wien in's Leben zu rufen, durch Ihren er-
leuchteten künstlerischen Rath so schön gefördert haben, am heutigen
Tage unsere wärmsten Glückwünsche darzubringen, unsere Verehrung
auszusprechen. Möge es Ihnen, geehrter Herr, noch lange vergönnt
sein, mit „immer" frischem Sinn, mit heiterem Geiste zu schaffen
und zu wirken zum Ruhme der deutschen Kunst, zum Ruhme Ihrer
Bewunderer, deren Zahl weit über die Grenzen des deutschen Vater-
landes hinausgeht, zur Freude und zum Glücke Ihrer Familie und
Freunde.

Wien, am 29. November 1873.

Der Kunstverein: v. Wurzbach, Ludwig August Franke.
 
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