Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 20.1875

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13551#0039

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
fmijtfanpra iter Aeulschrn ^misiurroinr.

Herausgegeben und redigirt
von

vr. Mar Schasler.

Jf 31. Januar |
^ 1875.

Preis des Journals pro Quartal IV, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.

(Redaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)

«* bie d v,—.««»r “-Vt»"“ - s“"

*"tÄ4*******

reich.) — K. K. München, Ende Januar. (Ausstellung un Kunstverein. ^„^^^„„gsßalcnLcr. — üricfkastcn.
Fortstlzung.)

Was ist die wahre Wufgabe der Wortraitmaterei?

Einige sachgemäße Bemerkungen über die künstlerische Behandlnngsweise des Bildnisses.

Von W. Sr.

(Schluß.)

; er die bedeutenderen Portraits der Aus-
stellung von jenem allein maaßgebenden Ge-
s sichtspunkt, ob es der Künstler — nicht ans
die von zufälliger Stimmung oder äußer-
lichen Einflüssen abhängige momentane Er-
scheinung, sondern vielmehr — aus die in-
Wahrheit der Charakterschilderung abgesehen
habe, betrachtet hat, wird sich weder von der
Schönheit des Kolorits, noch von der Geschick-
lichkeit im Arrangement und der Bildmäßigkeit
der ganzen Wirkung haben bestechen lassen, sondern vor Allem
darauf geachtet haben, wie in dem betreffenden Werke die Frage
der Charakterisirnng gelöst sei.

Auf diesen Punkt müssen wir noch etwas näher cingehen,
weil er — auch seitens der Künstler — manchem Mißverständ-
niß ausgesetzt ist: wir meinen, um es mit einem Worte zu sagen,
den wichtigen Unterschied der portraitmäßigcn und der
genrehaften Anffassnng. Wenn wir den scheinbar para-
doxalen Satz aufstellten, daß ein Portrait unter Umständen ähn-

licher sein könne als das Original, das dazu gesessen, so be-
deutet dies einfach doch nur, daß das Original in gewissen
Augenblicken sich selber, d. h. derjenigen Erscheinung, die seinem
wahren Charakter entspricht, unähnlich sein könne. Daß dies
möglich ist, wird wohl Niemand bestreiten, wer die Wirkungen
von krankhaften Zuständen und zufälligen Stimmungen, die mit
dem Charakter nicht im wesentlichen Zusammenhänge stehen, auf
den Ausdruck und die Haltung, ja auf das Inkarnat und die
Formen der Züge beobachtet hat. Die bloße Langeweile —
und diese ist ja bei dem langen „Sitzen" ein Hanptfeind des
Charakterstudiums — wirkt schon erschlaffend oder doch er-
nüchternd auf Ansdruck und Haltung, von andern Einflüssen
ganz zu schweigen. Nicht ohne Absicht pflegen daher Portrait-
maler, denen cs eben um mehr als bloße äußerliche Aehnlich-
keit zu thun ist, die Personen, welche ihnen sitzen, zum Sprechen
über irgend welche sie intcressirende Gegenstände zu veranlassen,
obschon man doch denken sollte, daß durch den hiemit be-
wirkten Wechsel des Ausdrucks ein Festhalten der Züge sehr
erschwert, ja unmöglich gemacht wird. Aber gerade darin bc-
 
Annotationen