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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 20.1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.13551#0228

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218

Negativbilde beliebig oft wiederholt werden kann, ist keine
Camera mehr nothwendig, sondern ein einfacher mit Glas be-
deckter Rahmen, in dem das Negativbild, welches zur besseren
Durchlassung des Sonnenlichts transparent gemacht wird, ver-
kehrt und darunter das neupräparirte Papier für das Positiv-
bild eingeschlossen wird. Der Effekt eines solchen Bildes hat
viel Aehnlichkeit mit einer Sepiazeichnung. Seit einigen Jahren
hat man die Photographie auch auf Glas statt auf Papier an-
zuwenden versucht (Hyalotypie). Wichtiger ist noch die neuer-
dings gemachte Erfindung, das Lichtbild auf den lithographischen
Stein so zu fixiren, daß es wie eine Kreidezeichnung gedruckt
werden kann (Lithophotographie).

22. Der Farbendruck ist seinem allgemeinsten Grund-
princip nach nicht neu, und es finden sich schon Proben davon
z. B. in dem von Fust und Schösser im Jahre 1457 zu Mainz
gedruckten Psalter, als Nachahmung der handschriftlichen Initialen,
wie sie damals und in früherer Zeit sich in den schönen und mit
großer Geschicklichkeit und Geduld ausgeführten Miniaturen der
Briefmaler und Mönche sich vorfinden. Doch beschränkten sich
diese Farbendrucke, wohin denn auch die Oiairobsvurs gerechnet
werden können, meist auf zwei oder drei Farbennüancen. Es
wurden zu jenen Initialen Holzstöcke gebraucht, in welche die
Zeichnung entweder vertieft geschnitten wurde, so daß der Grund
farbig und die Verzierungen weiß erschienen oder umgekehrt.
Am häufigsten findet man Roth, Violett und Grün. •— Später
wurde der Farbendruck besonders in England und Deutschland
zuletzt bis zum wirklichen Gemäldedrnck ausgebildet. Unter den
neueren Farbedruckmethoden sind hauptsächlich drei Arten zu er-
wähnen: die Baxter'sche Methode, der Liepmann'sche
Oelgemäldedruck und die Lithochromie.

a. Die Baxter'sche Methode ist im Princip einfach
genug, aber in der Ausführung mit vielen praktischen Schwierig-
keiten verknüpft. Baxter stach die Umrisse des zu kopirenden
Gemäldes in eine Stahlplatte und zog von dieser soviel Abdrücke,
als zur Auflage nöthig waren, ab. Sodann richtete er soviel
Holzstöcke zu, als Farben und Farbentöne auf dem Gemälde
vorhanden waren und versah sie mit den gehörigen Tinten.
Hierauf geschah der Druck derselben und zwar in einer durch
die Farbenzusammeusetzung gebotenen Aufeinanderfolge. Die
Schwierigkeit des Verfahrens beruht nun nicht blos darin, daß
manche Blätter 12—20 Mal unter die Presse gebracht werden
müssen und daher die größte Akkuratesse beim Druck erforderlich
ist, damit die Platten in allen Stücken korrespondiren, sondern
noch weit mehr darin, daß jedes Blatt, so wie es einmal die
Presse verlassen hat, in demselben Zustande der Feuchtigkeit zu
erhalten ist, damit es sich weder dehnt noch zusammenzieht,
wodurch die aneinandergedruckten Farben zusammenlaufen oder
sich decken würden. Abgesehen von diesen technischen Schwierig-
keiten, die durch große Sorgfalt wohl endlich vermieden werden
können, giebt es dabei aber auch wirkliche künstlerische Hinder-
nisse zu überwinden, z. B. in der Beurtheilung des Eindrucks,
den eine Farbe hervorbringt, sowohl im Verhältniß zum Original
als in ihrem Unterschiede von sich selbst rücksichtlich der Feuchtig-
keit und Trockenheit. Denn eine nasse Farbe vertieft oder erhellt
sich, wird härter oder weicher, je nachdem sie in einen mehr
oder minder trocknen Zustand übergeht.

b. Der Liepmann'sche Oelgemäldedrnck ber^
auf einem ganz andern Princip, indem hier das Bild nicht du^
mehrfachen Abdruck von verschieden gefärbten Platten, sonder,
durch einmaligen Abdruck von mosaikartig zusammengesetzten Och
farbenstiften, deren Spitzen in einer Ebene liegen rind beim Druck
durch ein chemisches Verfahren aufgelöst werden, bewirkt wird.
Doch hat sich der praktische und künstlerische Erfolg, den man
seiner Zeit von dieser Erfindung erwartete, nicht bewährt,
weshalb wir eine nähere Beschreibung für unnöthig halten.

e. Die Lithochromie unterscheidet sich dadurch von
der Baxter'schen Methode, daß sie statt der Stahlplatte und
der verschieden gefärbten Holzstöcke nur lithographische Steine
anweudet. Es ist auch hier wie bei der Baxter'schen Methode,
und noch mehr als bei dieser, außer der höchsten technischen
Sorgfalt ein großes künstlerisches Verständniß der Farbenwirkung
und Farbenmischung unerläßlich. Denn die einzelnen Steine
enthalten nicht nur die Grundfarben selbst, sondern auch je die
entsprechenden Schattirungen derselben und außerdem müssen auch
die Verwandtschaften derjenigen Farben, welche durch Deckung
Mischtöne hervorbringen sollen, in Rechnung gebracht werden,
damit die Uebergangstöne, welche noch mehr als die Grund-
farben selbst zart gehalten werden müssen, nicht schmutzig werden.

23. Der Naturselbstdruck, vom Direktor der k. k.
Staatsdruckerei in Wien, Auer, erfunden, besteht seinem Princip
nach in einem Verfahren, flache Gegenstände, wie Blätter, In-
sekten, Gewebe u. dgl. unmittelbar, d. h. ohne Vermittlung
einer Zeichnung, auf einer Platte einzudrucken, so daß diese, mit
Farbstoff bedeckt, in die Presse gebracht werden kann. Ueber
das nähere Verfahren ist nichts Sicheres bekannt geworden, wie
denn überhaupt diese Erfindung so ziemlich in Vergessenheit ge-
rathen ist.

Die nun folgenden weiteren Druckarten schlagen schon mehr
in das Fach der bloßen Typographie und stehen zu den graphischen
Künsten kaum noch in mechanischer Beziehung, sondern dienen
mehr oder weniger zur Herstellung von äußerlichem Schnmck-
werk.

24. Die Polytypie, wörtlich „Vieldruck" d. h. Ver-
vielfältigung von Druckplatten, ist dem Princip nach Eins mit
dem Clichiren und unterscheidet sich rücksichtlich der Anwendung
von diesem nur dadurch, daß sie nicht in der Vervielfältigung
von Knnstplatten, sondern von Vignetten-, Zierbuchftaben- und
Stanzenmatrizen besteht, welche man zur Ausschmückung von
Büchern, Zeitungsannoncen u. s. f. benutzt.

25. Der Facsimiledruck geht darauf hinaus, seltene
Manuskripte und alterthümliche Druckwerke, welche für die Ge-
schichte der Presse von Wichtigkeit sind, durch getreue Nachbildung
der Züge und Typen zu vervielfältigen und dadurch vom all-
mäligen Untergänge zu schützen. Man geht dabei entweder so
zu Werke, daß man die Originale durchpaust und dann auf
Holz überträgt oder aber durch Ueberdruck dieselben unmittelbar
aus den Holzstock bringt. Letzteres giebt zwar ein genaueres
Facsimile, ist aber nicht ohne Gefahr für das Original. In
letzterer Beziehung verhält sich dann der Facsimiledruck zur Auto-
graphie wie die Polytypie zum Clichiren.
 
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