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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 20.1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.13551#0355

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345

Kunstliteratur und Album.

I. Knnstlitcratur.

Llestlselik — Zeschiclsle — Technik.

m>m Mid Mittel-Italien von vr. Th. Gsell-Fels.
2. Aufl. 1. Bd. Mittel-Italien und die römische Cam-
pagna. M. 5 Karten, 8 Plänen u. Grundrissen, 6 Au-
fsichten in Stahlstich und 18 Ansichten in Holzschnitt.

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E-i-EM D Holzschnitt. Leipzig. Bibliogr. Institut. 1875. 8. 18 Mk.

2. Bd. Rom. Mit 47 Plänen u. Grundrissen, 16 An-
sichten u. 1 Panorama in Stahlstich u. 30 Ansichten in

t Hätte man es doch kaum für möglich gehalten, daß ein Buch, welches
von der Touristenwelt wie von den Kunstkennern und Kunstforschern mit so
großem Beifall ausgenommen und auch in diesen Blättern (1872, Nr. 20,
22—25) in anerkennendster Weise besprochen wurde, noch einer solchen Ver-
besserung und Vervollständigung, wir wollen nicht sagen bedürftig, sondern
nur fähig wäre, wie wir es vor etwa einem Jahre an der 2. Aufl. von
Gsell-Fels „Oberitalien", und jetzt an desselben Verfassers „Rom und Mittel-
Italien" erblicken. Und doch sind es nicht blos die im Laufe der Zeit sich
gewöhnlich herausstellendcn Verbesserungen und Zusätze in den Verkehrswegen,
Gasthöfen, Sehenswürdigkeiten u. dgl., was uns hier geboten wird, sondern
eine ans gewissenhafter Durcharbeitung und Erwägung auch der geringfügigsten
Details, und eine ans sorgfältiger Berücksichtigung des Gcsammtzieles, das
sich der Verfasser gesteckt hat, beruhende Umarbeitung. Dieses Ziel, das er
im Vorwort zur vorliegenden 2. Aufl. dahin ausspricht, daß „das Buch
besonders zum tieferen Verständniß der inneren Kultur des Landes anleiten,
sowie aus der Fülle der dargebotencn Schöpfungen der antiken Zeit, des
Mittelalters und der Renaissance das wahrhaft Große, umgeben von seinem
Werden und seinem Sinken, hervorheben und dem Werk des Malers gleichen
sollte, das den Gegenstand treu wiedergiebt, aber mit der Seele des Künst-
lers" — dieses Ziel hatte das Buch nach dem einstimmigen Urtheile der
Kritik zwar schon in seiner ersten Auflage erreicht, und doch kann man sagen,
erreicht die neue Auflage es noch vollständiger. Wer sich die Mühe nimmt,
beide Auflagen genau mit einander zu vergleichen, muß staunen über die
unendliche Sorgfalt, mit der der Verfasser in allen einzelnen Angaben,
Schilderungen und Charakteristiken nach Berichtigungen und Vervollstän-
digungen gestrebt, wie gewissenhafter die neuere, sehr reiche Literatur über
die Schätze Mittel-Italiens und Roms berücksichtigt, wie sehr sich auch im
Einzelnen im Vergleich mit der ersten Auflage sein Kunsturtheil geklärt und
geläutert hat. Um diesen Zweck zu erreichen, hat der Verfasser es sich nicht
verdrießen lassen, „auf einer viernwnatlichcn Reise im Frühling und Sommer
1874 fast jeden aufgezählten Ort persönlich zu besuche», überall mit eignen
Augen zu sehen und die mannigfaltigsten Veränderungen an Ort und Stelle
einzutragen". Daß diese Veränderungen und Berichtigungen sich vorzugs-
weise aus den ersten Band (Mittel-Italien und die Campagna) erstrecken,
also auf die drei Eisenbahnrouten von Florenz nach Rom, auf die stich daran
schließenden Zweigbahnen und sonstigen Abstecher, sowie auf die Fahrt von
Bologna über Ankona nach Rom, ist wohl natürlich, denn schon die erste
Auflage zeigte es deutlich, daß der Text des Buches, je näher er der ewigen
Stadt kam, desto mehr von der römischen Unfehlbarkeit ergriffen wurde.
Kein Wunder mehr, daß im zweiten Bande, also in Rom selbst, die ganze
Hauptsache in Wanderungen, Charakteristiken und Sehenswürdigkeiten viel
unveränderter bleiben mußte, als im ersten Band. Wer dagegen in diesem
letzteren aus der ersten Auslage die Beschreibung z. B. der Städte Arezzo,
Assisi, Spoleto, Foligno, Cerni, Siena, Gubbio, Carnerino u. A. kannte,
der erkennt sie in diesem Bande der zweiten Auflage kaum wieder. Und
das hat besonders darin seinen Grund, daß jetzt überall in den Städten zur
rascheren und bequemeren Uebersicht alles besonders Sehenswerthen die topo-
graphische Anordnung durchgefllhrt ist, „weil sie allein das Bild der Stadt
gewährt, wie sie wirklich gesehen wird". Dabei ist es freilich jedem Einzelnen
überlassen, zu besichtigen was er sehen will; wer sich auf das Hauptsächlichste
beschränken will oder muß, der wird sich an die auch aus anderen Reise-
büchern bekannten Sternchen halten.

Wie hat denn der Verfasser alle diese Erweiterungen und Bereicherungen
namentlich im ersten Bande möglich gemacht, ohne den Umfang des Werkes

wesentlich zu erhöhen? Er hat in durchgreifenderer, konsequenterer Weise
alle historischen Exposees und Detailbcschreibungen mit kleinerer Schrift
drucken lassen, was früher nicht in dem Umfang der Fall war; ferner hatte
er in jenem ersten Bande die Möglichkeit sowohl die Haupt-Eintriitsrouten
nach Italien, als auch das ganze an Monumenten so reiche Pisa wegzulassen,
weil Beides dem Bande „Ober-Italien" schon bei dessen erstem Erscheinen
einverleibt worden ist. Was ihn aber bewogen hat, die wenig vermehrte
chronologische Uebersicht der Geschichte und Kunstgeschichte Roms (etwa 135
Seiten umfassend) vom Anfänge des ersten Bandes an das Ende desselben
zu verweisen, ist nicht einzusehen. Streng genommen gehört sie freilich gar
nicht in den ersten Band, sondern an den Anfang des zweiten, weil eben
dieser Rom behandelt; will man aber beide Bände als ein Ganzes ansehcn,
so gehört sie an den Anfang des ersten Bandes, da sie die historische Ein-
leitung zum Ganzen bildet. Eben in dieser Uebersicht vermissen wir am
Ende derselben ein näheres Eingehen in die heutige italienische Skulptur und
Malerei.

Gehen wir jetzt zu den einzelnen wesentlichen Veränderungen der zweiten
Auflage über, so bietet sich uns nach dem oben Gesagten ein so reiches Feld,
daß wir uns hier auf die Hauptsachen beschränken müssen. Eine für manche
Leute wichtige Berichtigung haben z. B. die meisten Städte Mittel-Italiens
in der Angabe der Einwohnerzahl erfahren, obgleich die früheren veralteten
Angaben unseres Wissens Niemand gerügt hatte; dagegen fehlt diese Angabe
leider noch immer, wahrscheinlich aus Mangel an authentischen Nachrichten
bei manchen Städten. Berichtigt ist sie z. B. bei Arezzo, Cortona, Perugia,
Spoleto, Volterra, Jmola, Faenza, Forli, Urbino, Macerata, sie fehlt da-
gegen noch bei Assisi, Siena, Orvieto und Ancona. Im einleitenden Ab-
schnitt „Allgemeines" hat auch der kleine Artikel „Vorstudien", der sich in
der ersten Auflage auf die Angabe des bekannten „Cicerone" von Burckhardt
beschränkte, mit Recht bedeutende Zusätze bekommen, wobei wir uns jedoch
die Berichtigung erlauben möchten, daß Crowe und Cavalcaselle sich
nicht blos auf die ältere italienische Malerei erstrecken und daß bereits
5 Bände dieses trefflichen Werkes in deutscher Ausgabe erschienen sind, die
bereits die oberitalienischcn Schulen des 15. Jahrhunderts behandeln. Und
warum hier die für die gesammte italienische Kunst so wichtige Geschichte
von Ernst Förster (bis jetzt 4 Bände) und dessen Denkmale der italienischen
Malerei (bis jetzt 2 Bände), sowie, da doch für Raphael, der bereits in
mancher Beziehung veraltete Passavant (nicht 2, sondern 3 Bände) an-
geführt ist, Förster's trefflicher Raphael übergangen ist, sehen wir nicht ein.
Wenn für Michel-Angelo das bekannte Buch von Grimm angegeben ist, so
hätte auch Aurelio Gotti, Vita di Michelang. Buonarotti, Firenze 1875,
nicht fehlen dürfen. (Schluß folgt.)

II. Älbmn.

Ans Eduard Hildebrandt's Skizzenbuch. Eine Auswahl von Blei-
stiftzeichnungen des Meisters. Facsimiledruck von Rönnuler und
Jonas in Dresden. 1. Lieferung: 12 Blatt. 4. (Verlag von
R. Wagner.)

Ans Europa. Neue Sammlung Hildebrandt'scher Aqua-
rellen. Nach Originalen aus dem Privatbesitz Sr. Majestät des
Kaisers. Chromolithographirt von R. Steinbock und W. Loeillot.
1. Lieferung: 5 Blatt gr. Fol. in ausgeschnittenem?assL-partont
von starkem Carton. (Verlag von R. Wagner in Berlin.)

Zu unserer freudigen Ueberraschung, die gewiß alle Besitzer der „Reise
um die Erde" von Hildebrandt mit uns theilen, bringt uns die Verlags-
handlung von R. Wagner auch in diesem Jahre zwei neue Folgen der genialen
Schöpfungen des zu früh geschiedenen Meisters. Wir fühlen eine gewisse Ge-
nugthuung, an die Worte zu erinnern, die wir bei Ankündigung der Schluß-
lieferung der „Reise um die Erde" in unserem Bericht nussprachen:

„Wir glauben, daß Keiner der glücklichen Besitzer desselben dem Ver-
leger dafür Dank wissen wird, daß er ihm schon jetzt sozusagen die Thür
vor der Nase zuschlägt, denn bei aller in der genialen Eigenartigkeit des un-
vergeßlichen Meisters begründeten Stylverwandtschaft der Hildebrandt'schen
Aquarellen besitzt doch jedes Blatt wieder eine so prägnante Individualität
 
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