346
und konkrete Schönheit der Wirkung, daß man, wenn beim Durchblättern
des Albums das letzte nmgcschlagen wird, ein Gefühl lebhafter Mißstimmung
nicht unterdrücken kann. Die von der Verlagshandlung als Grund des Ab-
schlusses angegebene Befürchtung, daß „„das lebhafte Interesse, welches von dem
Publikum den Blättern geschenkt worden, durch eine noch ausgedehntere Weiter-
führung abgeschwächt werden möchte"", kann wohl kaum ernsthast gemeint sein;
und was den zweiten Grund betrifft, daß damit „„der Bezug des Gesammt-
werkes durch einen allzuhohen Preis erschwert werden dürfte"", so wollen wir
nur daran erinnern, wie oft für ein einziges unbedeutendes Landschäftchen
von Pape mehre hundert von Thalern ausgegeben werden, welche — obwohl
Original — hinsichtlich der edlen und genialen Auffassung der Natur und
der Kraft der Wirkung sich mit keinem von diesen zahlreichen Blättern —
obwohl sie nur Reproductivncn sind — messen kann. Was will also da der
Preis bedeuten! Wir hoffen daher in allem Ernst, daß die Verlags Hand-
lung, die sich durch die Veröffentlichung und Popularisirung
dieser Meisterblätter, welche für alle Zeit ihre Bedeutung behalten
werden, ein nicht hoch genug anerkennenswerthes Verdienst erworben, an jenem
Entschluß und Beschluß nicht festhalten, sondern uns auch im
nächsten Jahre mit einigen neuen Blättern nach Hildebrandt
erfreuen werde."
Der Erfolg — und welch' Erfolg! — zeigt, daß Hr. Wagner ein Mann
ist, der „mit sich reden" läßt, und wir sind der festen Ueberzeugung, daß,
falls wirklich unser Zureden dabei mitgeholfen hat, ihn zur Herausgabe der
beiden vorliegenden Prachtwerke zu ermuthigen, er uns im Hinblick auf den
sicher zu erwartenden kunsthändlerischcn Erfolg Veranlassung haben wird
dafür zu danken. Denn — sagen wir es nur sogleich heraus — die uns
gebotenen 5 Aquarelle „Aus Europa" — ganz abgesehen von der künstlerisch
schöneren und noch eleganteren Ausstattung —-stellen sich, was malerische Detail-
und Gesammtbehandlung betrifft, entschieden noch über die Blätter der „Reise
um die Erde". Wir haben lange darüber reflektirt, worin der Grund dieser
fesselnden Wirkung liegt, und haben uns schließlich sagen müssen, daß —
gerade wie die früheren Oelgemälde Hildebrandt's in gewisser Beziehung
sachlich (um uns so auszudrUcken) vollendeter sind als die aus seinen letzten
Jahren, so auch die Aquarelle aus den 50er Jahren einen — wir finden
keinen passenderen Ausdruck für unsere Empfindung dafür — solideren, ob-
jektiv höheren Knnstwerth besitzen als die späteren. Nicht als ob in jenen
die technische Behandlung eine größere Sorgfalt in der Durchbildung der
malerischen Details zeigte — obschon auch darin wohl ein Unterschied zu finden
sein dürfte —, aber manche von den früher veröffentlichten Blättern machen
in sichtbarer Weise den Eindruck, als ob dem Künstler das specifisch Fremd-
artige, seltsam Pittoreske, das die orientalische Welt für den Europäer besitzt,
zunächst und hauptsächlich, und erst in zweiter Reihe das rein Malerische in-
teressirt habe. Bei den vorliegenden fünf Meisterblättern hat man sogleich
den vollen und ungemischten Eindruck der reinen malerischen Wirkung, welche
ohne Nebenabsichten sich mit künstlerischer Objektivität offenbart. Daher auch,
hinsichtlich der technischen Durchführung, der wohlthuende Eindruck einfacher
Solidität bei aller Meisterschaft der Pinselführung und der aquarellistischen
Behandlung überhaupt.
Auf eine Beschreibung der einzelnen Blätter einzugehen, halten wir für
ungeeignet; sie sind eben, so verschieden sie in ihrer Gesammtwirkung erscheinen,
jedes in sich vollendet, und es ist lediglich Sache des individuellen Geschmacks
an der Eigenartigkeit dieser oder jener Natur, ob dem Einen jenes besser ge-
falle oder dieses. Sie stellen dar „Windsor Castle", „Walter Skott-Monu-
ment in Edinburgh", „Mitternachtssonne am Nordkap", „Hexentanzplatz im
Harz" und „Palazzo Vecchio in Florenz". Anzuerkennen haben wir nur
noch die ganz vorzügliche Ausführung der chromolithographischen Repro-
duction seitens der Herren. Steinbock und Loeillot, welche in der That die
Originale kaum vermissen lassen.
Die zwölf Blätter „aus dem Hildebrandt'schen Skizzenbuch" führen uns
gewissermaaßen in die geheime Werkstätte des künstlerischen Genius Hildc-
brandt's: es sind zwar nur stüchtige, aber mit feinstem Verständniß des
Charakteristischen hingeworfene Zeichnungen, nach Motiven, wie sie gerade
der Moment-darbot. Hr. Wagner hat aus den etwa 600 Zeichnungen, die'
der Künstler hinterlassen, fünfzig besonders interessante Blätter ausgewählt,
die in 3 bis 4 Lieferungen erscheinen sollen, und zwar im Wege des photo-
typischen Verfahrens, welches bekanntlich die facsimileartige Wiedergabe des
Originals, wie sie die Photographie bewirkt, mit der Unveränderlichkcit des
Typendrucks oder der Lithographie verbindet. Was die Motive betrifft, so
wird uns darin das Verschiedenartigste geboten, namentlich in einer Richtung,
worin Hildebrandt den, großen Publikum am wenigsten bekannt ist, nämlich
in figürlichen Darstellungen. Hildebrandt war ein außerordentlich geschickter
Zeichner, namentlich wußte er mit wenigen Bleistiftstrichen Charakterköpfe in
einer oft an's Karrikirte oder doch Humoristische streifenden Treue des Aus-
drucks und einer Wahrheit der physiognomischen Erscheinung wiederzugeben,
die bewundernswürdig ist. So finden wir in dieser Sammlung ebenfalls
mehre Charakterköpfe, einen „brasilianischen Schiffsjungen", Thiere u. s. f.
mit unübertrefflicher Künstlerschast hingeschrieben. Allerdings gehört ein schon
künstlerisch gebildetes Auge dazu, um die ganze Schönheit dieser äußerlich so
anspruchslos sich gebenden Blätter zu würdigen und sich daran zu erfreuen.
M. Sr.
Soeben erschien:
Aus
Eine Auswahl von Bleistift-Zeichnungen des Meisters.
Facsimile-Druck von Römmler & Jonas in Dresden.
1. Lieferung- 12 Blatt auf starkem Carton in Quart.
Preis in eleg. Mappe 18 Mir. — in Umschlag 15 Mk. — des einzelnen Blattes l,so Mk.
Die unvergleichliche Vielseitigkeit Ed. Hildebrandt’s, die Genialität seiner Auf-
fassung und die meisterhafte Sicherheit seiner Vortragsweise- kommt in dieser Samm-
lung auf das Ueberraschendste zur Geltung. Landschaften, Charakterköpfe, Thiere,
Figuren, Bäume, Genrestücke, Karikaturen, fast jedes Gebiet der Malerei ist hier in
einer gleich interessanten, originell angelegten Zeichnung vertreten. — Die Abdrücke
liefern mit dem Original zu verwechselnde Facsimile’s.
Die Verlagshandlung von WscgCieUr«
[925J BEELIN, Zimmerstrasse 92/93.
Anton Elb
©pesdtett
Gewandhaus-Strasse No. 1
(k. Ministerium d. Ausseren).
IhnnnnrahiitBBfelittng
Theodor Lichtcnbcrg
Kunsthandlung
BRESLAU [839]
Sehweidnitzer Strasse 30.
Ich ersuche die Herren Künstler
freundlichst um Uebersendung von
Gemälden, trage gern einmalige
Fracht und verwende mich thätigst
für deren Verkauf. Alle Wünsche,
die Weiterbeförderung betreffend,
berücksichtige piinktlichst und be-
rechne keinerlei Spesen.
Für bedeutende Werke bin ich
gern bereit Honorar zu zahlen. Cor-
respondenee franco gegen franco,
Breslau, 1875.
Theodor Lichtenberg.
Kommissions - Verlag der Nicolai'schen Verlags-Buchhandlung (Stricker) in Berlin. — Druck von H. Theinhardt in Berlin, Jüdenstr. 37.
und konkrete Schönheit der Wirkung, daß man, wenn beim Durchblättern
des Albums das letzte nmgcschlagen wird, ein Gefühl lebhafter Mißstimmung
nicht unterdrücken kann. Die von der Verlagshandlung als Grund des Ab-
schlusses angegebene Befürchtung, daß „„das lebhafte Interesse, welches von dem
Publikum den Blättern geschenkt worden, durch eine noch ausgedehntere Weiter-
führung abgeschwächt werden möchte"", kann wohl kaum ernsthast gemeint sein;
und was den zweiten Grund betrifft, daß damit „„der Bezug des Gesammt-
werkes durch einen allzuhohen Preis erschwert werden dürfte"", so wollen wir
nur daran erinnern, wie oft für ein einziges unbedeutendes Landschäftchen
von Pape mehre hundert von Thalern ausgegeben werden, welche — obwohl
Original — hinsichtlich der edlen und genialen Auffassung der Natur und
der Kraft der Wirkung sich mit keinem von diesen zahlreichen Blättern —
obwohl sie nur Reproductivncn sind — messen kann. Was will also da der
Preis bedeuten! Wir hoffen daher in allem Ernst, daß die Verlags Hand-
lung, die sich durch die Veröffentlichung und Popularisirung
dieser Meisterblätter, welche für alle Zeit ihre Bedeutung behalten
werden, ein nicht hoch genug anerkennenswerthes Verdienst erworben, an jenem
Entschluß und Beschluß nicht festhalten, sondern uns auch im
nächsten Jahre mit einigen neuen Blättern nach Hildebrandt
erfreuen werde."
Der Erfolg — und welch' Erfolg! — zeigt, daß Hr. Wagner ein Mann
ist, der „mit sich reden" läßt, und wir sind der festen Ueberzeugung, daß,
falls wirklich unser Zureden dabei mitgeholfen hat, ihn zur Herausgabe der
beiden vorliegenden Prachtwerke zu ermuthigen, er uns im Hinblick auf den
sicher zu erwartenden kunsthändlerischcn Erfolg Veranlassung haben wird
dafür zu danken. Denn — sagen wir es nur sogleich heraus — die uns
gebotenen 5 Aquarelle „Aus Europa" — ganz abgesehen von der künstlerisch
schöneren und noch eleganteren Ausstattung —-stellen sich, was malerische Detail-
und Gesammtbehandlung betrifft, entschieden noch über die Blätter der „Reise
um die Erde". Wir haben lange darüber reflektirt, worin der Grund dieser
fesselnden Wirkung liegt, und haben uns schließlich sagen müssen, daß —
gerade wie die früheren Oelgemälde Hildebrandt's in gewisser Beziehung
sachlich (um uns so auszudrUcken) vollendeter sind als die aus seinen letzten
Jahren, so auch die Aquarelle aus den 50er Jahren einen — wir finden
keinen passenderen Ausdruck für unsere Empfindung dafür — solideren, ob-
jektiv höheren Knnstwerth besitzen als die späteren. Nicht als ob in jenen
die technische Behandlung eine größere Sorgfalt in der Durchbildung der
malerischen Details zeigte — obschon auch darin wohl ein Unterschied zu finden
sein dürfte —, aber manche von den früher veröffentlichten Blättern machen
in sichtbarer Weise den Eindruck, als ob dem Künstler das specifisch Fremd-
artige, seltsam Pittoreske, das die orientalische Welt für den Europäer besitzt,
zunächst und hauptsächlich, und erst in zweiter Reihe das rein Malerische in-
teressirt habe. Bei den vorliegenden fünf Meisterblättern hat man sogleich
den vollen und ungemischten Eindruck der reinen malerischen Wirkung, welche
ohne Nebenabsichten sich mit künstlerischer Objektivität offenbart. Daher auch,
hinsichtlich der technischen Durchführung, der wohlthuende Eindruck einfacher
Solidität bei aller Meisterschaft der Pinselführung und der aquarellistischen
Behandlung überhaupt.
Auf eine Beschreibung der einzelnen Blätter einzugehen, halten wir für
ungeeignet; sie sind eben, so verschieden sie in ihrer Gesammtwirkung erscheinen,
jedes in sich vollendet, und es ist lediglich Sache des individuellen Geschmacks
an der Eigenartigkeit dieser oder jener Natur, ob dem Einen jenes besser ge-
falle oder dieses. Sie stellen dar „Windsor Castle", „Walter Skott-Monu-
ment in Edinburgh", „Mitternachtssonne am Nordkap", „Hexentanzplatz im
Harz" und „Palazzo Vecchio in Florenz". Anzuerkennen haben wir nur
noch die ganz vorzügliche Ausführung der chromolithographischen Repro-
duction seitens der Herren. Steinbock und Loeillot, welche in der That die
Originale kaum vermissen lassen.
Die zwölf Blätter „aus dem Hildebrandt'schen Skizzenbuch" führen uns
gewissermaaßen in die geheime Werkstätte des künstlerischen Genius Hildc-
brandt's: es sind zwar nur stüchtige, aber mit feinstem Verständniß des
Charakteristischen hingeworfene Zeichnungen, nach Motiven, wie sie gerade
der Moment-darbot. Hr. Wagner hat aus den etwa 600 Zeichnungen, die'
der Künstler hinterlassen, fünfzig besonders interessante Blätter ausgewählt,
die in 3 bis 4 Lieferungen erscheinen sollen, und zwar im Wege des photo-
typischen Verfahrens, welches bekanntlich die facsimileartige Wiedergabe des
Originals, wie sie die Photographie bewirkt, mit der Unveränderlichkcit des
Typendrucks oder der Lithographie verbindet. Was die Motive betrifft, so
wird uns darin das Verschiedenartigste geboten, namentlich in einer Richtung,
worin Hildebrandt den, großen Publikum am wenigsten bekannt ist, nämlich
in figürlichen Darstellungen. Hildebrandt war ein außerordentlich geschickter
Zeichner, namentlich wußte er mit wenigen Bleistiftstrichen Charakterköpfe in
einer oft an's Karrikirte oder doch Humoristische streifenden Treue des Aus-
drucks und einer Wahrheit der physiognomischen Erscheinung wiederzugeben,
die bewundernswürdig ist. So finden wir in dieser Sammlung ebenfalls
mehre Charakterköpfe, einen „brasilianischen Schiffsjungen", Thiere u. s. f.
mit unübertrefflicher Künstlerschast hingeschrieben. Allerdings gehört ein schon
künstlerisch gebildetes Auge dazu, um die ganze Schönheit dieser äußerlich so
anspruchslos sich gebenden Blätter zu würdigen und sich daran zu erfreuen.
M. Sr.
Soeben erschien:
Aus
Eine Auswahl von Bleistift-Zeichnungen des Meisters.
Facsimile-Druck von Römmler & Jonas in Dresden.
1. Lieferung- 12 Blatt auf starkem Carton in Quart.
Preis in eleg. Mappe 18 Mir. — in Umschlag 15 Mk. — des einzelnen Blattes l,so Mk.
Die unvergleichliche Vielseitigkeit Ed. Hildebrandt’s, die Genialität seiner Auf-
fassung und die meisterhafte Sicherheit seiner Vortragsweise- kommt in dieser Samm-
lung auf das Ueberraschendste zur Geltung. Landschaften, Charakterköpfe, Thiere,
Figuren, Bäume, Genrestücke, Karikaturen, fast jedes Gebiet der Malerei ist hier in
einer gleich interessanten, originell angelegten Zeichnung vertreten. — Die Abdrücke
liefern mit dem Original zu verwechselnde Facsimile’s.
Die Verlagshandlung von WscgCieUr«
[925J BEELIN, Zimmerstrasse 92/93.
Anton Elb
©pesdtett
Gewandhaus-Strasse No. 1
(k. Ministerium d. Ausseren).
IhnnnnrahiitBBfelittng
Theodor Lichtcnbcrg
Kunsthandlung
BRESLAU [839]
Sehweidnitzer Strasse 30.
Ich ersuche die Herren Künstler
freundlichst um Uebersendung von
Gemälden, trage gern einmalige
Fracht und verwende mich thätigst
für deren Verkauf. Alle Wünsche,
die Weiterbeförderung betreffend,
berücksichtige piinktlichst und be-
rechne keinerlei Spesen.
Für bedeutende Werke bin ich
gern bereit Honorar zu zahlen. Cor-
respondenee franco gegen franco,
Breslau, 1875.
Theodor Lichtenberg.
Kommissions - Verlag der Nicolai'schen Verlags-Buchhandlung (Stricker) in Berlin. — Druck von H. Theinhardt in Berlin, Jüdenstr. 37.