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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 27.1910-1911

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Baer, Casimir H.: Das Kunsthaus in Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.7379#0038

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Das Kunsthaus in Zürich.

CUEJEL UND MOSER—KARLSRUHE.

Treppenhalle des Sammlungshauses.

Dieser Zweckbestimmung entspricht der
äußere Aufbau in seiner Zweiteilung:

Das hochragende Haupthaus, dessen Mauern
in monumentaler Ruhe, festgefügt und ge-
schlossen emporstreben, und nur unter dem
konsolengetragenen Hauptgesims, von Lisenen
geteilt, durch mächtige Reliefs geschmückt wer-
den sollen, behütet den wertvollen Besitz der
Gesellschaft, das unveränderliche Kunstgut.

Der reicher gegliederte seitliche Anbau, der
sich mit weiten Fenstern fröhlich öffnet, dient
den Darbietungen der Kunst des Tages. Seine
leicht geschwungenen Mauerflächen, festliche
Säulen mit wirkungsvollen Statuen dazwischen,
verleihen ihm die freudige Lebendigkeit schöpfe-
rischer Arbeit und setzen ihn so in Gegensatz
zu dem feierlichen Ernst des Haupthauses. Hier
herrscht das lebhafte Kommen und Gehen des
Neueren und des Neusten, der Streit der Mei-
nungen und Geschmacksrichtungen, der Kampf
um die Anerkennung, dort die Beständigkeit
allgemein gültiger Kunstwerke.

Ein niedrig Torhaus, fast ungegliedert wie
die Mauern des Hauptgebäudes und doch
flächig belebt wie der hallenartige Anbau, ver-
mittelt den Zugang. Große Dächer aus Glas-
ziegeln sind in logischer Kühnheit auf die grauen
Mauern aus Bolliger und St. Margrether Sand-
stein gestülpt und leiten eine Flut von Licht
in die Oberlichtsäle und Kabinette, wie in die
hohe Treppenhalle des Sammlungshauses.

Die so geartete äußere Gestaltung des Bau-
werks hat mancherlei Kritik erfahren; und doch
erscheint sie mir als Tat, als das Werk einer
kraftvoll energischen Persönlichkeit, die,
allein geleitet vom Drang nach künstlerischer
Einheit, eigene Wege zu gehen wagt.

Der doppelte Zweck des neuen Hauses ist
auch in seiner Einteilung und Ausstattung sorg-
sam im Auge behalten worden.

Große ruhige Wände, neutrale Farben an
Sockeln, Mauern und Bodenflächen, hier und
da eine Türumrahmung oder ein Pfeiler aus
farbenschönem gelbem oder grünem Marmor
 
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