PROFESSOR EMANUEL V. SEIDL.
Haus Kommerzienrat Karl Benker.
DAS HAUS BENKER IN DÖRFLAS.
ERBAUT VON PROF. EMANUEL VON SEIDL.
Die Eigenart Emanuel von Seidls ist nicht
schwer zu umschreiben; denn seine künst-
lerische Richtung steht klar und deutlich um-
rissen da. Er ist Süddeutscher, das unterschei-
det ihn auf den ersten Blick. Er arbeitet nicht
Ingenieur,
wie ein
für den die äußere
und innere Form
eines Gebäudes aus-
schließlich eine Kon-
struktions - Aufgabe
bedeutet. Eine Fa-
brik, die technischen
Prozessen dient, und
wo jede individuelle
Laune ausgeschaltet
ist, wo die Arbeit
einem einzigen Wil-
len gehorcht, mag mit
kühlen Geraden und
Vermeidung jeglicher
<ibr7)(feschess>
Weichheit wohl bestehen; da schadet nicht ein-
mal eine ins Übermäßige gesteigerte Konse-
quenz. Aber wehe dem Wohnhaus, das ein
solcher Geist errichtet. Der Mensch will ein-
mal zuerst nicht „logisch" noch weniger päda-
gogisch, sondern be-
haglich u. geschmack-
voll wohnen; er will
sich bewegen können
u. nicht jeden Augen-
blick gleichsam von
einem Zaun unfreund-
licher u. eigensinnig
sich vordrängender
Härten u. Ecken ein-
geengt werden. Selbst
ein repräsentatives
Wohnhaus kann un-
möglich jenes Trop-
fens Liebenswürdig-
keit entbehren, ohne
351
Haus Kommerzienrat Karl Benker.
DAS HAUS BENKER IN DÖRFLAS.
ERBAUT VON PROF. EMANUEL VON SEIDL.
Die Eigenart Emanuel von Seidls ist nicht
schwer zu umschreiben; denn seine künst-
lerische Richtung steht klar und deutlich um-
rissen da. Er ist Süddeutscher, das unterschei-
det ihn auf den ersten Blick. Er arbeitet nicht
Ingenieur,
wie ein
für den die äußere
und innere Form
eines Gebäudes aus-
schließlich eine Kon-
struktions - Aufgabe
bedeutet. Eine Fa-
brik, die technischen
Prozessen dient, und
wo jede individuelle
Laune ausgeschaltet
ist, wo die Arbeit
einem einzigen Wil-
len gehorcht, mag mit
kühlen Geraden und
Vermeidung jeglicher
<ibr7)(feschess>
Weichheit wohl bestehen; da schadet nicht ein-
mal eine ins Übermäßige gesteigerte Konse-
quenz. Aber wehe dem Wohnhaus, das ein
solcher Geist errichtet. Der Mensch will ein-
mal zuerst nicht „logisch" noch weniger päda-
gogisch, sondern be-
haglich u. geschmack-
voll wohnen; er will
sich bewegen können
u. nicht jeden Augen-
blick gleichsam von
einem Zaun unfreund-
licher u. eigensinnig
sich vordrängender
Härten u. Ecken ein-
geengt werden. Selbst
ein repräsentatives
Wohnhaus kann un-
möglich jenes Trop-
fens Liebenswürdig-
keit entbehren, ohne
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