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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 27.1910-1911

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Kleine Kunst-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7379#0507

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blumenschalen und vasen in kristallglas.

deutsche werkstatten f. handwerkskunst.

KLEINE KUNST-NACHRICHTEN.

FEBRUAR 1911.

EIN LADEN VON PETER BEHRENS. In der
Königgräßerstraße, zwischen Potsdamerplaß
und Tiergarten, in diesem, von der Ruhe der Mi-
nistergärten und der Millionärs-Etage zum exklusi-
ven Geschäftsviertel sich wandelnden Block, hat
Peter Behrens für die A. E. G. einen Laden ge-
baut. Er schuf eines der wenigen Beispiele spe-
zifisch merkantiler Architektur. Eine prachtvolle
Nüchternheit und ein geschärfter Instinkt zum We-
sentlichen gestalteten den Raum, indem sie ihn
entkleideten. Man empfängt den Eindruck einer
höheren, geistigen Nacktheit; die Kälte einer messer-
scharfen Rechnung, der ungemilderte Rhythmus
der Notwendigkeit, sieht einem in das Gesicht.
Ohne irgend welche Symbolik oder angelehnte
Form, allein durch die Verhältnisse, durch die ge-
schmeidige Strenge und die stolze Gastfreundschaft,
lebt in diesem Laden die Elastizität und die Rein-
heit der Antike, spartanische Askese, Athens Gym-
nasium. Doch würde man nicht einen Augenblick
sich historisch verführt glauben; man spürt wohl
den Bogen rückwärts zum klassischen Kodex, aber:
man empfindet bewußt die eiserne Gegenwart, man
erwartet und sucht die Maschinen. Die Wandun-
gen sind weiß; ein schlichter Zahnschnitt sondert
die Decke, deren Achse durch Beleuchtungskörper
von straffer Reinlichkeit betont wird. Aus gläser-
nen Platten und metallenen Streifen wurden die
Tische aufgestellt, und Schauschränke gefügt. Man
erkennt, daß solche geschliffene Präzision die al-
lein mögliche Art ist, die Kraftgefäße und Werk-
zeuge der Elektrizität zur Schau zu stellen. er.

MAGDEBURG. Das Kaiser Friedrich-Museum
sucht allmählich die Lücken in seiner Ge-
mäldesammlung zu schließen. In dieser Absicht
ließ es sich zwei große Kartons aus der Nazarener-
zeit schenken: von Schwind eine schwebende
Frauengestalt mit Putten, eine Allegorie der Kunst,
und von Overbeck eine stark sentimentale Gruppe,
Christus mit Maria in der Engelsglorie. Dann
wurde die schöne Stiftung des verstorbenen Geh.
Kronenrats Wolff dazu benußt, um einen Leibi
zu erwerben, der diesen großen Künstler besser
repräsentiert als die zwei unbedeutenden Studien-
köpfe, die das Museum bisher besaß: das lebens-
große Bildnis seiner Schwester um 1867, das in
der Jahrhundert-Ausstellung 1906 ausgestellt war.
Die flockig-weiche Malerei seiner frühen Zeit, auf
schwarzem Grund, der aber noch ziemlich langweilig
wirkt, ist sehr gut an den Fleischteilen und dem
grau-weißen Halskragen zu studieren. Außerdem
wurde aus demselben Fonds ein frühes Genrebild
von Knaus (1864) gekauft für einen „amerikani-
schen" Preis auf ausdrücklichen Wunsch der Stadt-
verordneten -Versammlung.

£

PRAG. Jahres-Ausstellung des Vereins deutscher
bildender Künstler in Böhmen. (Künstlerhaus
Rudolfinum). Eine gute deutsche Ausstellung auf
dem heißumstrittenen Prager Boden hat nicht nur
künstlerischen, auch nationalen Wert. Die gegen-
wärtige Ausstellung ist reichhaltig, interessant, hat
vorzügliche Qualitäten und — was durchaus nicht
zu unterschäßen ist — wird von deutsch-böhmischen

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