ARCHITEKT INO A. CAMPBELL—MÜNCHEN.
Gartenhof im Hotel Continental München.
ARCHITEKT INO A. CAMPBELL-MÜNCHEN.
UMBAU DES HOTEL CONTINENTAL MÜNCHEN.
Der englische Architekt Ino A. Campbell,
der in München wirkt, gehört zu denen,
deren Arbeiten stets durch ihr künstlerisches
Gepräge auffallen. Das versteht sich nicht von
selbst. Es gibt beträchtlich viele Architekten,
denen die Baukunst nichts weiter, als eine er-
lernbare Wissenschaft ist. Man kann ein ganz
anständiges Haus, ja einen sehr respektablen
Palazzo bauen und doch nichts weiter sein, als
ein ganz nüchterner Baubeamter. Vielleicht ist
es nicht ganz unnötig, das jetzt wieder einmal
zu sagen. Wie man in den letzten Tiefstands-
zeiten der Architektur vergessen hatte, daß
diese eigentlich zu den Künsten zählt, so ist man
jetzt wieder zu sehr geneigt, auch alles, was ein
Architekt mit der Autorität seiner polytechni-
schen Bildung macht, für künstlerische Arbeit,
für Offenbarung persönlicher Werte zu halten.
Und das ist falsch. — Das Künstlerische ist
etwas anderes, freilich etwas mit Worten kaum
faßbares, — doppelt schwer zu fassen, wenn es
sich um Werke der Architektur, der Innende-
korationhandelt. Hier können ja der Empirismus
und der klug abwägende Verstand gar vieles
schaffen, was ästhetisch befriedigt oder wenig-
stens nicht verletzt. Zu den Gefahren, die
heute den dekorativen Künsten in Deutschland
drohen, gehört sogar in erster Linie eine Vor-
herrschaft des Verstandesmäßigen, des Kon-
struierten und nicht Gefühlten. — Campbell hat
in letzter Zeit einige interessante Umbauten
geschaffen und die betreffenden neuen Räume
eingerichtet; es sind Räume geworden, in
denen seltsam viel wohlige Wärme und hei-
melige Stimmung wohnt, die sich dabei sehr
wohl mit echter Noblesse verträgt. Camp-
bell ist durchaus kein Stilpuritaner, und was
seine Arbeiten von sehr vielen anderen, gerade
Münchner Leistungen auf diesem Gebiete unter-
scheidet, ist die künstlerische Freiheit, mit der
er sich bewegt. Und noch eins ist eine Besonder-
heit des Künstlers, eine ererbte-nationale viel-
leicht: sein Sinn für das Heim, für das Behagen
im Wohnraum. Er geht auf das Wesen seines
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Gartenhof im Hotel Continental München.
ARCHITEKT INO A. CAMPBELL-MÜNCHEN.
UMBAU DES HOTEL CONTINENTAL MÜNCHEN.
Der englische Architekt Ino A. Campbell,
der in München wirkt, gehört zu denen,
deren Arbeiten stets durch ihr künstlerisches
Gepräge auffallen. Das versteht sich nicht von
selbst. Es gibt beträchtlich viele Architekten,
denen die Baukunst nichts weiter, als eine er-
lernbare Wissenschaft ist. Man kann ein ganz
anständiges Haus, ja einen sehr respektablen
Palazzo bauen und doch nichts weiter sein, als
ein ganz nüchterner Baubeamter. Vielleicht ist
es nicht ganz unnötig, das jetzt wieder einmal
zu sagen. Wie man in den letzten Tiefstands-
zeiten der Architektur vergessen hatte, daß
diese eigentlich zu den Künsten zählt, so ist man
jetzt wieder zu sehr geneigt, auch alles, was ein
Architekt mit der Autorität seiner polytechni-
schen Bildung macht, für künstlerische Arbeit,
für Offenbarung persönlicher Werte zu halten.
Und das ist falsch. — Das Künstlerische ist
etwas anderes, freilich etwas mit Worten kaum
faßbares, — doppelt schwer zu fassen, wenn es
sich um Werke der Architektur, der Innende-
korationhandelt. Hier können ja der Empirismus
und der klug abwägende Verstand gar vieles
schaffen, was ästhetisch befriedigt oder wenig-
stens nicht verletzt. Zu den Gefahren, die
heute den dekorativen Künsten in Deutschland
drohen, gehört sogar in erster Linie eine Vor-
herrschaft des Verstandesmäßigen, des Kon-
struierten und nicht Gefühlten. — Campbell hat
in letzter Zeit einige interessante Umbauten
geschaffen und die betreffenden neuen Räume
eingerichtet; es sind Räume geworden, in
denen seltsam viel wohlige Wärme und hei-
melige Stimmung wohnt, die sich dabei sehr
wohl mit echter Noblesse verträgt. Camp-
bell ist durchaus kein Stilpuritaner, und was
seine Arbeiten von sehr vielen anderen, gerade
Münchner Leistungen auf diesem Gebiete unter-
scheidet, ist die künstlerische Freiheit, mit der
er sich bewegt. Und noch eins ist eine Besonder-
heit des Künstlers, eine ererbte-nationale viel-
leicht: sein Sinn für das Heim, für das Behagen
im Wohnraum. Er geht auf das Wesen seines
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