Eine deutsche Welt-Ausstellung?
eigentlich last alle Gründe, nicht nur seine be-
sonders günstige Lage für alle Verkehrswege
und Verkehrsmittel. Hauptsächlich aber seine
Stellung als „Reichshauptstadt" spricht dafür,
Berlin als Ausstellungsstätte einer
„Deutschen Reichs-Ausstellung" zu
wählen. Sämtliche deutschen Bundes-Staaten
würden sicherlich in diesem Sinne vollste Sym-
pathie für Berlin hegen.
Aber auch alle Völker würden für eine
solche deutsche Ausstellung ihre Sympathie
bekunden, wenn sie lediglich als ein großes,
ja gigantisches Werk des Friedens, der kul-
turellen Macht und Größe erstehen würde.
Dabei würde die politische Größe des Reiches
keineswegs zu kurz kommen, im Gegenteil:
sie würde so in unaufdringlicher Weise erst
recht zur Geltung kommen: denn ein Volk der
Arbeit und Intelligenz ist auch stets ein Volk
in Waffen! Wo nichts ist, ist auch nichts
zu verteidigen!..........
Würde der hier nur in großen Umrissen dar-
gelegte Plan einer Deutschen Reichs-Ausstel-
lung in den leitenden Kreisen und breiteren
Schichten des Deutschen Volkes verstärkenden
Widerhall finden, so würde darin zugleich
eine Beruhigung und Festigung der politischen
Zukunft liegen. Ein so eklatantes Zeichen
der inneren Arbeit eines Volkes und der An-
spannung seiner besten Kräfte für eine so
lange Zeitspanne bedeutet wohl die beste
Bürgschaft des Friedens!
Wir bedürfen dazu auch keines äußeren An-
lasses, keiner politischen Feier oder eines Re-
gierungs-Jubiläums. Man denke deshalb nicht
an 1918 oder gar an 1921. Es genügt vollauf,
daß wir uns stark genug fühlen, eine solche
Ausstellung zu machen. Je eher wir uns ent-
schließen, desto besser! Nicht was wir wollen,
sondern was wir können, müssen wir der
Welt einmal zeigen!
Sammeln wir unsere Kräfte unter Vermei-
dung jeglicher Zersplitterung endlich einmal
zu einer wirklich großen Tat!" — a. k.
DER DEUTSCHE STIL.
Ratlos steht Frankreich, das heißt Paris, vor
. den Räumen der Münchner Künstler im
Herbstsalon: ratlos, weil diese Erzeugnisse sei-
nem oft bewährten Geschmacke schnurgerade
zuwiderlaufen und weil zugleich die Unmög-
lichkeit, diese Erzeugnisse glatt zu verneinen,
deutlich gefühlt wird. Es kommt auf diese
Weise zu jenen halben Anerkennungen, die uns
lächeln machen, und zu jenen halben Tadels-
kundgebungen, die unser Lächeln in Lachen
verwandeln. Denn beides, Lob und Tadel,
kommt von falschen Standpunkten. Im einen
Falle der mühsame Versuch einer Einfühlung
in Fremdes, ein Versuch mit untauglichen Mit-
teln; im anderen Falle das Messen einer glän-
zenden kulturellen Errungenschaft am Maßstabe
der ästhetischen Harmlosigkeit.
Einen Ausdruck des Erstaunens möchte ich
hier einschalten, des Erstaunens darüber, wie
diese vollkommene Unkenntnis der primitiven
Grundlagen unserer kunstgewerblichen Umwäl-
zung sich auch bei den französischen Kunst-
kritikern bis heute erhalten konnte. Zuge-
geben, daß deutsches Kunstgewerbe in Frank-
reich bisher selten gezeigt worden ist. Wozu
haben aber unsere Kunstzeitschriften seit
fast fünfzehn Jahren eine überwältigende Fülle
bildlichen Materials veröffentlicht, wenn sich
jetzt jeder Pariser Kritiker angesichts der Lei-
stungen im Herbstsalon auf eigene Faust den
Kopf zerbrechen muß, um diese fremdartigen
Erscheinungen einigermaßen zu enträtseln? Wir
deutschen Schriftsteller wissen doch in vielen
Fällen auch nur aus den französischen Revuen
Bescheid über die französische Industrie. Wobei
noch zu bemerken, daß unsere Kunstzeitschrif-
ten den französischen an Fülle des Materials
und an Qualität der Abbildungen weit überlegen
sind. Man kann also nur annehmen, daß die fran-
zösische Kunstkritik diese ungeheure Masse an
Stoff nicht beachtet hat, eine Unterlassung, die
sich eben in den letzten Wochen empfindlich
gerächt hat. Man erinnert sich wohl auch noch
des Berichtes der französischen Kommission
über die Ausstellung München 1908, die in
München damals, nach zwölf Jahren deutschen
Kunstgewerbes, noch auf die Renaissance-
Möbel zu stoßen gefaßt war, die vor dreißig
Jahren einmal den Ruhm der Münchner Möbel-
Industrie ausgemacht haben. Bei dieser Un-
kenntnis wichtigster Kulturströmungen des
Nachbarlandes wird freilich die Hilflosigkeit
der Pariser Kritik einigermaßen verständlich,
wenn auch keineswegs gerechtfertigt.
Der Franzose — mit Ausnahmen, die erfreu-
licher Weise nicht selten sind — versteht nichts
von all den Motiven, die die Entwicklung un-
seres Kunstgewerbes bestimmt haben. Schon
sein Ursprung ist ihm dunkel, weil er das Ge-
fühl nicht kennt, das uns dazu drängte, für
228
eigentlich last alle Gründe, nicht nur seine be-
sonders günstige Lage für alle Verkehrswege
und Verkehrsmittel. Hauptsächlich aber seine
Stellung als „Reichshauptstadt" spricht dafür,
Berlin als Ausstellungsstätte einer
„Deutschen Reichs-Ausstellung" zu
wählen. Sämtliche deutschen Bundes-Staaten
würden sicherlich in diesem Sinne vollste Sym-
pathie für Berlin hegen.
Aber auch alle Völker würden für eine
solche deutsche Ausstellung ihre Sympathie
bekunden, wenn sie lediglich als ein großes,
ja gigantisches Werk des Friedens, der kul-
turellen Macht und Größe erstehen würde.
Dabei würde die politische Größe des Reiches
keineswegs zu kurz kommen, im Gegenteil:
sie würde so in unaufdringlicher Weise erst
recht zur Geltung kommen: denn ein Volk der
Arbeit und Intelligenz ist auch stets ein Volk
in Waffen! Wo nichts ist, ist auch nichts
zu verteidigen!..........
Würde der hier nur in großen Umrissen dar-
gelegte Plan einer Deutschen Reichs-Ausstel-
lung in den leitenden Kreisen und breiteren
Schichten des Deutschen Volkes verstärkenden
Widerhall finden, so würde darin zugleich
eine Beruhigung und Festigung der politischen
Zukunft liegen. Ein so eklatantes Zeichen
der inneren Arbeit eines Volkes und der An-
spannung seiner besten Kräfte für eine so
lange Zeitspanne bedeutet wohl die beste
Bürgschaft des Friedens!
Wir bedürfen dazu auch keines äußeren An-
lasses, keiner politischen Feier oder eines Re-
gierungs-Jubiläums. Man denke deshalb nicht
an 1918 oder gar an 1921. Es genügt vollauf,
daß wir uns stark genug fühlen, eine solche
Ausstellung zu machen. Je eher wir uns ent-
schließen, desto besser! Nicht was wir wollen,
sondern was wir können, müssen wir der
Welt einmal zeigen!
Sammeln wir unsere Kräfte unter Vermei-
dung jeglicher Zersplitterung endlich einmal
zu einer wirklich großen Tat!" — a. k.
DER DEUTSCHE STIL.
Ratlos steht Frankreich, das heißt Paris, vor
. den Räumen der Münchner Künstler im
Herbstsalon: ratlos, weil diese Erzeugnisse sei-
nem oft bewährten Geschmacke schnurgerade
zuwiderlaufen und weil zugleich die Unmög-
lichkeit, diese Erzeugnisse glatt zu verneinen,
deutlich gefühlt wird. Es kommt auf diese
Weise zu jenen halben Anerkennungen, die uns
lächeln machen, und zu jenen halben Tadels-
kundgebungen, die unser Lächeln in Lachen
verwandeln. Denn beides, Lob und Tadel,
kommt von falschen Standpunkten. Im einen
Falle der mühsame Versuch einer Einfühlung
in Fremdes, ein Versuch mit untauglichen Mit-
teln; im anderen Falle das Messen einer glän-
zenden kulturellen Errungenschaft am Maßstabe
der ästhetischen Harmlosigkeit.
Einen Ausdruck des Erstaunens möchte ich
hier einschalten, des Erstaunens darüber, wie
diese vollkommene Unkenntnis der primitiven
Grundlagen unserer kunstgewerblichen Umwäl-
zung sich auch bei den französischen Kunst-
kritikern bis heute erhalten konnte. Zuge-
geben, daß deutsches Kunstgewerbe in Frank-
reich bisher selten gezeigt worden ist. Wozu
haben aber unsere Kunstzeitschriften seit
fast fünfzehn Jahren eine überwältigende Fülle
bildlichen Materials veröffentlicht, wenn sich
jetzt jeder Pariser Kritiker angesichts der Lei-
stungen im Herbstsalon auf eigene Faust den
Kopf zerbrechen muß, um diese fremdartigen
Erscheinungen einigermaßen zu enträtseln? Wir
deutschen Schriftsteller wissen doch in vielen
Fällen auch nur aus den französischen Revuen
Bescheid über die französische Industrie. Wobei
noch zu bemerken, daß unsere Kunstzeitschrif-
ten den französischen an Fülle des Materials
und an Qualität der Abbildungen weit überlegen
sind. Man kann also nur annehmen, daß die fran-
zösische Kunstkritik diese ungeheure Masse an
Stoff nicht beachtet hat, eine Unterlassung, die
sich eben in den letzten Wochen empfindlich
gerächt hat. Man erinnert sich wohl auch noch
des Berichtes der französischen Kommission
über die Ausstellung München 1908, die in
München damals, nach zwölf Jahren deutschen
Kunstgewerbes, noch auf die Renaissance-
Möbel zu stoßen gefaßt war, die vor dreißig
Jahren einmal den Ruhm der Münchner Möbel-
Industrie ausgemacht haben. Bei dieser Un-
kenntnis wichtigster Kulturströmungen des
Nachbarlandes wird freilich die Hilflosigkeit
der Pariser Kritik einigermaßen verständlich,
wenn auch keineswegs gerechtfertigt.
Der Franzose — mit Ausnahmen, die erfreu-
licher Weise nicht selten sind — versteht nichts
von all den Motiven, die die Entwicklung un-
seres Kunstgewerbes bestimmt haben. Schon
sein Ursprung ist ihm dunkel, weil er das Ge-
fühl nicht kennt, das uns dazu drängte, für
228