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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 27.1910-1911

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Moser, Koloman: Bühnenbilder und Kostüm-Entwürfe zu "Der Musikant": Zwei Akte von Julius Bittner
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https://doi.org/10.11588/diglit.7379#0403

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Professor Koloman Moser Wien:

BÜHNENBILDER U. KOSTÜM-ENTWÜRFE ZU „DER MUSIKANT"

ZWEI AKTE VON JULIUS BITTNER.

Bei Aufführung eines dramatischen Werkes
geben die sichtbaren Vorgänge auf der Bühne
das Bühnenbild. Es ermöglicht uns, im Verein

mit den anderen
Mitteln der Dich-
tung, die ureigene
Welt wahrzuneh-
men, die der Dichter
mit seinem Werk
geschaffen. — Die
Mittel zur Gestal-
tung des Bühnen-
bildes sind die For-
men, die Farben u.
das Licht. So un-
begrenzt diese sind,
der Inhalt des dar-
zustellenden Wer-
kes bestimmt sie,
sowie die Art ihrer
Verwendung. Erst
innerhalb dieser Be-
grenzung tritt für
den Gestalter des
Bühnenbildes die
mitschöpferische

Arbeit ein. Selbst wenn es sich um Wiedergabe
einer in der Natur bestehenden Realität handeln
würde, müßte eine, nicht nur die Forderungen
der Bühne erfüllende, sondern in erster Linie
dem Wesen der Dichtung entsprechende Um-
oder Neugestaltung stattfinden. Die Natur bietet
stets eine verwirrende Menge von Motiven, es
gibt da nur ein einseitiges Verzichten zu Gun-
sten einer Auswahl jener, die dem Werk dienen,
nützen können. Nicht das der Natur nachge-
bildete, sondern das dem Werk absolut not-
wendige Motiv gibt dem Bühnenbild Wahrheit.
Naturalistik kann die Wahrscheinlichkeit unter-
stützen, ohne zwingende Notwendigkeit bleibt
sie Zutat, Aufputz, Ausstattung. Nicht Reali-
sierung zufälliger Erscheinungsformen der Natur,
sondern Versinnbildlichung der vom Dichter im
Werk geschaffenen Welt ist Ausgangspunkt und
Ziel für die Gestaltung des Bühnenbildes.

Des Autors Forderungen nach einem be-
stimmten Raum, nach einer bestimmten Zeit
für den Rahmen, in dem sich die Handlung ab-
spielen soll, sind Hilfsmittel zur stärkeren Be-
tonung seiner Intentionen. Denselben Zwek-
ken hat das Bühnenbild zu dienen. Der zu ge-
staltende Raum muß die vom Werk geforderte

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