CHR. ROSELIUS BREMEN.
Aus dem Garten Roselius.
BRAUCHBARE GARTENKUNST.
Noch immer steht von all den schönen Er-
folgen, den großen Taten, dem heißen
Wollen unsrer jungen Kunst die größere Hälfte
nur auf dem Papier: Ausstellungserfolge, be-
wundernswerte Entwürfe, die niemals ausge-
führt wurden, Paradeleistungen, die aus irgend
einem besonderen Anlaß entstanden sind —
und daneben immer noch ein unabsehbares
Heer von Kulturlosigkeit und Unverstand, an
guter Nutzkunst für den Alltag überall noch
ein schmerzlicher Mangel. Auch von Brüssel
kommt man mit demselben Gedanken heim:
Ein Spiegelbild des deutschen Schaffens der
Gegenwart ist das leider nicht, was unter Bruno
Pauls und Peter Behrens' Führerschaft dort mit
Recht Bewunderung erregt; es ist kein Jahres-
durchschnitt durch die Produktion unsererWerk-
stätten und Firmen, sondern eine durch den tat-
kräftigen Willen einiger weniger entstandene
Auslese. Gerade das, was die angewandte
Kunst zum bedeutungsvollen Kulturfaktor macht,
das künstlerisch anständige Niveau in der ge-
samten Produktion muß also unser nächstes
Ziel sein, mehr als die gesteigerte Einzelleistung.
— Es bedarf dazu nicht nur der Führer, deren
Ruf und Werk ja nun zur Genüge unter uns
feststeht und nicht mehr Gefahr läuft, verkannt
oder verachtet zu werden, es bedarf vielmehr
großer Scharen von Mitstreitern, von prakti-
schen Männern mit dem rechten Sinn für die
Ziele der Zeit und mit der Fähigkeit, in der
Arbeit des Alltags die kleine Münze des prak-
tischen Erfolgs aus der großen Theorie zu prägen.
So steht es auch in dem Gebiet, von dem hier
zu sprechen ist, im Gartenbau. Die Zahl der
interessanten großangelegten Ideen, die in den
letzten Jahren bei Park- und Friedhof-Wettbe-
werben, bei Ausstellungen und anderen Ge-
legenheiten auf dem Papier oder in vergäng-
licher Wirklichkeit als Werke moderner Garten-
kunst entstanden, ist fast unübersehbar; aber
wie steht es um die Masse der kleinen und
großen Hausgärten, der täglichen Arbeit im
Gartenbau? Noch alljährlich kehren die all-
bekannten Schaufenster-Dekorationen wieder,
die uns daran erinnern, was zur Ausstattung
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Aus dem Garten Roselius.
BRAUCHBARE GARTENKUNST.
Noch immer steht von all den schönen Er-
folgen, den großen Taten, dem heißen
Wollen unsrer jungen Kunst die größere Hälfte
nur auf dem Papier: Ausstellungserfolge, be-
wundernswerte Entwürfe, die niemals ausge-
führt wurden, Paradeleistungen, die aus irgend
einem besonderen Anlaß entstanden sind —
und daneben immer noch ein unabsehbares
Heer von Kulturlosigkeit und Unverstand, an
guter Nutzkunst für den Alltag überall noch
ein schmerzlicher Mangel. Auch von Brüssel
kommt man mit demselben Gedanken heim:
Ein Spiegelbild des deutschen Schaffens der
Gegenwart ist das leider nicht, was unter Bruno
Pauls und Peter Behrens' Führerschaft dort mit
Recht Bewunderung erregt; es ist kein Jahres-
durchschnitt durch die Produktion unsererWerk-
stätten und Firmen, sondern eine durch den tat-
kräftigen Willen einiger weniger entstandene
Auslese. Gerade das, was die angewandte
Kunst zum bedeutungsvollen Kulturfaktor macht,
das künstlerisch anständige Niveau in der ge-
samten Produktion muß also unser nächstes
Ziel sein, mehr als die gesteigerte Einzelleistung.
— Es bedarf dazu nicht nur der Führer, deren
Ruf und Werk ja nun zur Genüge unter uns
feststeht und nicht mehr Gefahr läuft, verkannt
oder verachtet zu werden, es bedarf vielmehr
großer Scharen von Mitstreitern, von prakti-
schen Männern mit dem rechten Sinn für die
Ziele der Zeit und mit der Fähigkeit, in der
Arbeit des Alltags die kleine Münze des prak-
tischen Erfolgs aus der großen Theorie zu prägen.
So steht es auch in dem Gebiet, von dem hier
zu sprechen ist, im Gartenbau. Die Zahl der
interessanten großangelegten Ideen, die in den
letzten Jahren bei Park- und Friedhof-Wettbe-
werben, bei Ausstellungen und anderen Ge-
legenheiten auf dem Papier oder in vergäng-
licher Wirklichkeit als Werke moderner Garten-
kunst entstanden, ist fast unübersehbar; aber
wie steht es um die Masse der kleinen und
großen Hausgärten, der täglichen Arbeit im
Gartenbau? Noch alljährlich kehren die all-
bekannten Schaufenster-Dekorationen wieder,
die uns daran erinnern, was zur Ausstattung
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