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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 27.1910-1911

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Lang-Danoli, Hugo: Hygiene in der Wohnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7379#0080

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Hygiene in der Wohnung.

architekt carl witzmaxn— wien.

Küche der Wohnung Josef Müller Brünn.

Veranda, sowie auf Kugellager-Rollen leicht ver-
schiebbarem Bett ausgestattet wird, eine Ein-
richtung, die das heute so umständliche Lüften
zur alltäglichen Gewohnheit machte, wie das
Zähneputzen. — Der dunkle Korridor mit den
vielen raumbeengenden Eis-, Kleider-, Wäsche-
und Besenschränken und mit den vielen staub-
fangenden und notorisch niemals zu reinigenden
Ecken und Flächen unter und auf den Schränken
ist das weitereübel der heutigen Bürgerwohnung.
Der eingebaute Schrank schafft hier Ab-
hilfe ; seine größere Kostspieligkeit fällt in An-
betracht seiner vielen praktischen Vorteile nicht
in die Wagschale. Ein solcher Schrank läßt
sich mit abwaschbarem Material auskleiden.

Daß der Küche und der bisher so stief-
mütterlich behandelten Speisekamm er von
Seiten der Bauherren eine verständigere Aus-
stattung und vor allem größere Raumaus-
maße zuerteilt werden, sollte durch nachdrück-
liche Forderungen der Hausfrau allmählich er-
zwungen werden. Wasserdichter Fußboden-
belag aus irgend einem der neueren Mate-

rialien, Majolika oder Fliesenbelag auf der
Wandfläche und wasserfeste Anstriche, und vor
allem entsprechende Lichtzufuhr und Venti-
lation sind hier unerläßlich, um eine tadellose
Erhaltung der Speisen zu gewährleisten.
■'■ Es wird heute viel gegen das mangelnde
Empfinden für Qualität der Materialien ge-
schrieben; zum mindesten ebenso nötig ist die
Erweckung des Sinnes der deutschen Hausfrau
für die Qualität der Atmosphäre der
Wohnung. „Wholesome and sweet" muß
diese sein, und der Amerikaner, der in Annoncen
die Güte eßbarer Produkte dadurch darstellt,
daß er die Fabrik einer „hellen sauberen Küche
mit Sonnenschein in allen Ecken" vergleicht,
weiß die überzeugende Wirkung einer solchen
konkreten Vorstellung auf die Sinne richtig ein-
zuschätzen. — Es steht zu hoffen, daß die im
nächsten Jahre in Dresden stattfindende inter-
nationale Hygiene-Ausstellung besonders von
deutscher Seite ästhetisch und praktisch ein-
wandfrei gelöste, für den Mittelstand verwert-
bare Vorbilder uns bringen wird, lang-danoli.

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