Otto Hettner—Florenz.
OTTO HETTNER -FLORENZ.
Gemälde: »Orientalinnen«
Diese Einheit löst sich noch einmal mit dem
Erstarken des Gefühls für die Beziehungen
zwischen Rhythmus und Bildgesetz. Die Aus-
drucksfunktionen des menschlichen Körpers
treten in den Vordergrund, Bewegungen, für
sich oder wie bei Hodler von dem Gleich-
klang paralleler Vorgänge getragen, durch-
brechen das Bildmäßige: der Rhythmus wird das
Dominierende, zuweilen, wie in dem bekann-
ten „Aufbruch", sogar fast Selbstzweck. Der
Raum gewinnt wieder eigenes Leben, wie in
dem „Ruhenden Mann" vor der sonnigen Land-
schaft, das Intellektuelle tritt noch einmal stär-
ker zu Tage, um fast gleichzeitig von einem in-
tensiven, nach Lösung im Farbig - Formalen
drängenden Gefühlsf aktorparalysiert zu werden.
Es gibt ein Pastell aus der letzten Zeit, zwei
Bajazzi auf einer „Wippe", der eine hoch oben
schwebend, der andere tief unten. In der merk-
würdig traumhaften Suggestionskraft seiner
räumlichen Anordnung wie in der farbigen Or-
ganisation stünde es neben den früheren Ar-
beiten Hettners ziemlich allein, wenn nicht in
verschiedenen anderen Werken der letzten
Zeit die gleiche Erscheinung zu Tage träte. Die
„Traumphantasie" gehört hierher, mit der ganz
eigentümlich unwirklichen Realität der Gestalten,
deren Gefühlsgehalt wie im Unbewußten ver-
ankert scheint, der „schlafende Pierrot", der
auf der „Barke" noch einmal auftaucht. Es ist,
als ob hier Schichten der Seele Ausdrucks-
möglichkeiten gefunden haben, die zu den frühe-
ren Werken noch keine Beziehung hatten und
die vielleicht doch das eigentlich Bedeutsame
aller Produktion ausmachen.
Von hier aus wird man von Otto Hettner
heute vielleicht am meisten zu erwarten haben.
Eine ägyptische Reise scheint ihm mancherlei
Klärung in der Auffassung von der Gefühlsbe-
deutung des Raums und seinem Verhältnis zu
unserem Seinsempfinden gebracht zu haben;
wenigstens spricht eine Reihe von Zeichnungen
und Entwürfen dieser Zeit dafür. Dazu kommt
die Abkehr von dem Teilungsprinzip des Im-
106
OTTO HETTNER -FLORENZ.
Gemälde: »Orientalinnen«
Diese Einheit löst sich noch einmal mit dem
Erstarken des Gefühls für die Beziehungen
zwischen Rhythmus und Bildgesetz. Die Aus-
drucksfunktionen des menschlichen Körpers
treten in den Vordergrund, Bewegungen, für
sich oder wie bei Hodler von dem Gleich-
klang paralleler Vorgänge getragen, durch-
brechen das Bildmäßige: der Rhythmus wird das
Dominierende, zuweilen, wie in dem bekann-
ten „Aufbruch", sogar fast Selbstzweck. Der
Raum gewinnt wieder eigenes Leben, wie in
dem „Ruhenden Mann" vor der sonnigen Land-
schaft, das Intellektuelle tritt noch einmal stär-
ker zu Tage, um fast gleichzeitig von einem in-
tensiven, nach Lösung im Farbig - Formalen
drängenden Gefühlsf aktorparalysiert zu werden.
Es gibt ein Pastell aus der letzten Zeit, zwei
Bajazzi auf einer „Wippe", der eine hoch oben
schwebend, der andere tief unten. In der merk-
würdig traumhaften Suggestionskraft seiner
räumlichen Anordnung wie in der farbigen Or-
ganisation stünde es neben den früheren Ar-
beiten Hettners ziemlich allein, wenn nicht in
verschiedenen anderen Werken der letzten
Zeit die gleiche Erscheinung zu Tage träte. Die
„Traumphantasie" gehört hierher, mit der ganz
eigentümlich unwirklichen Realität der Gestalten,
deren Gefühlsgehalt wie im Unbewußten ver-
ankert scheint, der „schlafende Pierrot", der
auf der „Barke" noch einmal auftaucht. Es ist,
als ob hier Schichten der Seele Ausdrucks-
möglichkeiten gefunden haben, die zu den frühe-
ren Werken noch keine Beziehung hatten und
die vielleicht doch das eigentlich Bedeutsame
aller Produktion ausmachen.
Von hier aus wird man von Otto Hettner
heute vielleicht am meisten zu erwarten haben.
Eine ägyptische Reise scheint ihm mancherlei
Klärung in der Auffassung von der Gefühlsbe-
deutung des Raums und seinem Verhältnis zu
unserem Seinsempfinden gebracht zu haben;
wenigstens spricht eine Reihe von Zeichnungen
und Entwürfen dieser Zeit dafür. Dazu kommt
die Abkehr von dem Teilungsprinzip des Im-
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