Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 27.1910-1911

DOI Artikel:
Grolmann, Willy von: Deutsche Medaillen und Plaketten: Betrachtungen anlässlich der Wiesbadener Ausstellung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7379#0227

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Deutsche Medaillen und Plaketten.

Prof. Th. v. Gosen. »JOSEPHINA«

Revers »LOTTE KAUFMANN«

»LOTTE KAUFMANN«

waschenes in die Formgebung bringt. Selbst
in den Wiedergaben der Autotypien empfindet
man, z. B. an der Schlachthof- und der Brücken-
Medaille Hörnleins, die
lebendige Hand des
Künstlers, die gleichsam
mit dem harten Material
gerungen und dabei nicht
die gleichmäßige, unper-
sönliche Ruhe bewahren
konnte wie die Maschine.
Die letztgenannte Arbeit
läßt zugleich deutlich er-
kennen (z. B. an dem
Maßstab der Figuren),
daß die Komposition
gleich für den engen Raum
und in den kleinen Dimen-
sionen konzipiert ist. Man
vergleiche die genannten
Stücke und die beiden
humoristischen Medaillen
Dasios (Abb. S.213) mit
den Maschinenreduktio-
nen Kaufmanns auf der
gleichen Seite, dem Rad-
dreher R. Bosselts (Abb.
S. 213), um die Reize zu
empfinden, die den erste-
ren in der persönlichen
Art der Modellierung
innewohnt und ihnen et-
was eigenartig kerniges
verleiht. Dabei soll nicht
verkannt werden, daß es
Hermann Hahn, der wie
die meisten Großplastiker
nicht die schwierige Tech-
nik der Stempelschnei-
dung gelernt - hat, auf
Grund eines stark ent-

Prof. Jos. Kowarzik.

Prof. Ludwig Habicli—Slutlg;art

wickelten Stilgefühls, gelungen ist, in der er-
wähnten Pettenkofer - Medaille den aus der
Anwendung der Reduktionsmaschine und der
Modellierung im Großen
drohenden Gefahren zu
entgehen und mit einer
ganz plastisch gedachten,
einfach klaren Kompo-
sition eine äußerst kraft-
volle Wirkung zu er-
zielen. Es üben eben
Temperament und Rasse
schließlich maßgebend-
sten Einfluß auf den Ge-
samtcharakter deutscher
und französischer Me-
daillenkunst aus, und
wenn ich den Vergleich
gebrauchen darf, so möch-
te ich sagen, daß die
deutsche Medaille neben
der französischen dasteht,
wie ein in jugendlicher
Kraft erblühter Bruder
neben den weiblichen
Reizen einer anmutigen
Schwester. Noch fehlt es
den Deutschen an der
ihnen gebührenden Aner-
kennung in den Kreisen
der Sammler. Der Erfolg
der Wiesbadener Aus-
stellung (auch bei den
kaufenden Liebhabern)
aber läßt für die Zukunft
einen Umschlag erwarten,
wenn auch die deutsche
Medaille an das Publikum
viel höhere ästhetische
Forderungen stellt als die
Kunst der Franzosen. —

JOH. FR1EDR. STADEL«

214
 
Annotationen