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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 27.1910-1911

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Rings, Joseph: Bodenständigkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.7379#0422

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BODENSTÄNDIGKEIT.

Es wird heute viel von Bodenständigkeit in
der Architektur geredet, ohne daß der Be-
griff richtig verstanden wird. Vielfach begegnet
man der Ansicht,
nach der diejenigen
Neubauten als bo-
denständig be-
zeichnet werden,
die die Architek-
turformen einer
längst entschwun-
denen Zeit, die in
einer Stadt einmal
einen großen Ein-
fluß auf die Bau-
tätigkeit ausgeübt
hat und ihr dadurch
eine besondere
Note aufdrückte,
tragen. Aus dieser
falschen Ansicht in
Vereinigung mit
einer sentimenta-
len Schwärmerei
wurden vielfach
die Formen jener
Zeit kopiert und

schlecht und recht, wo es sich machen ließ,
angewendet, um das Stadtbild nicht zu „ stören ".
Dadurch ging natürlich alle Frische verloren,

es mußte zu einer
Verödung führen
und die Folge da-
von war auch, daß
mit der Zeit, da
allmählich die mei-
sten alten Bauten
neuen weichen
mußten, nur noch
ein jämmerlich
schwacher Schat-
ten einer früheren
kraftvollen Stil-
periode übrigblieb.
Die Architektur
war nur noch „Fas-
sade". Sie ver-
flachte gänzlich u.
hatte keinen Zu-
sammenhang mehr
mit dem Organis-
mus des Baues, der
sich mittlerweile
im Programm ge-

JUNGGESELLEN-WOHNHAUS AM MAIN.

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