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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 27.1910-1911

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Michel, Wilhelm: Adolf Hengeler - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7379#0430

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PROFESSOR ADOLF HENGELER.

»Heilige Nacht«. Pinakothek.

ADOLF HENGELER—MÜNCHEN.

VON WILHELM MICHEL—MÜNCHEN.

Es gibt in der Welt der Kunst Fälle, in denen
der Name eines Mannes bekannter ist als
seine Persönlichkeit. Das will sagen, daß Ruhm
und Ruf sich häufig an vereinzelte glänzende
Leistungen knüpfen und den Namen des Schöp-
fers groß machen, wobei aber zugleich die wich-
tigeren, die verbindenden Teile der Persönlich-
keit im Dunkel bleiben.

Viereinhalb Tausend Zeichnungen für die
„Fliegenden Blätter" haben Adolf Hengelers
Namen gewiß populär gemacht. In den Aus-
stellungen, vorab der Sezession, in Kunsthand-
lungen und Privatgalerien tändeln und lachen
seine Putten, wandeln seine Liebespaare. Seine
Ausstattungen des „Wolkenkuckucksheim" und
des „Kaufmann von Venedig" haben die Kenner
und das Publikum des Künstlertheaters ent-
zückt. Und trotz alledem scheint es mir, als

sei die Persönlichkeit Hengelers heute noch vor
der Öffentlichkeit apokryph, der Gesamtumfang
seines Schaffens noch unbekannt.

Freilich, die Publizität einer künstlerischen
Persönlichkeit ist ja vielleicht ein sehr zweifel-
haftes Glück. In der Stille reift Größeres als
im Lärm, und wer nicht öffentlich diskutiert
wird, entgeht wohl auch mancher Trübung, die
den bedroht, der in der Arena steht. Aber die
Dinge liegen einmal so, daß die Menschheit
meint, durch Diskussion und Publizität einem
Künstler ihre Anerkennung zu verdeutlichen.
Und deshalb liegt es selbst für den, der in
dieser Öffentlichkeit ein Danaergeschenk er-
blickt, nahe, in manchen Fällen zu fragen:
Warum gerade dieser? Warum nicht auch jener,
der die größten Anforderungen vor sich auf-
türmte und ihnen in zäher Arbeit genügte?

1911. vi. 1.

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