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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 27.1910-1911

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Pabst, Arthur: Technische Kultur und Erziehung
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7379#0451

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Technische Kultur und Erziehung.

sönlichkeit des Zöglings nach jeder Richtung
hin, körperlich und geistig. Erst im Tun, in
der Übung des Auges und der Hand kommen
Verstand und Wille wirklich zusammen, wird
eine übereinstimmende Bildung des Kopfes und
des Herzens erreicht. Somit läuft alle Erziehungs-
weisheit schließlich darauf hinaus, an Stelle des
Wortunterrichts, wie er in unserem heutigen
Erziehungssystem vorherrscht, einen Tat-
sach e n Unterricht zu setzen, der das Kind als
ein handelndes Wesen ansieht. Jede Erziehung
muß mit dem Tun beginnen und an die Pflege
des Beschäftigungstriebes müssen alle
anderen Maßnahmen anknüpfen.

Die Erfüllung dieser Forderung ergab sich
unter den früheren Bedingungen des wirt-
schaftlichen und häuslichen Lebens ganz von
selbst; unter den heutigen Verhältnissen, wie
sie die technische Kultur geschaffen hat, die
eine vollständige Umwälzung aller wirtschaft-
lichen und sozialen Zustände hervorbrachte,
muß eine wohlüberlegte und sorgfältig durch-

geführte Erziehung die Schäden ausgleichen,
die im anderen Falle durch die Vernichtung
aller Persönlichkeitswerte entstehen. Diese
Erziehung kann nur die durch Arbeit
und zur Arbeit sein.

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TUGEND-HEIME. Es kommt alles darauf an,
J daß die moderne Kunst, das moderne Emp-
finden volkstümlich werde. Sie soll auf der ge-
sunden Basis des Volkes neu und stark wachsen.
So wollen die Jugendheime begriffen sein. Daß
man es wagen darf, jungen Arbeitern diese rein-
lich und mit Geschmack hergerichteten Räume
zu überlassen, beweist einiges für das steigende
Niveau der völkischen Bedürfnisse und des Re-
spektes vor der Kultur. Zwei solcher Jugend-
heime hat Hermann Münchhausen in Berlin ein-
gerichtet. Er fand den Ausdruck schlichtester
Sachlichkeit, den er durch Farbe fröhlich stei-
gerte. Die jungen Leute, die hier ihre Muße-
stunden verbringen, können nach dem ihnen ge-
setzten Maß Helfer zur neuenSchönheitwerden.

PROFESSOR ADOLF HENGELER —MÜNCHEN.

Gemälde: »Schlüsselblumen«. Privatbesitz.
 
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