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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 29.1911-1912

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Michel, Wilhelm: Münchner Sommer-Secession 1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.7012#0018

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Münchner Sommer-Secession ign.

„Nettigkeit", etwas schief in den Valeurs viel-
leicht, aber munter in den Farben. Die Blumen-
stilleben von Julius Heß bewegen sich mit feier-
licher Pracht in jenen prunkvollen Dämmerun-
gen, die dem Künstler lieb geworden sind; im
Innenraum entfalten sie eine willkommene
schmückende Wirkung. Untadelhafte Solidität
zeichnet Angelo Janks Selbstbildnis aus. Al-
bert v. Keller und H. v. Habermann haben
beträchtlich besser ausgestellt als im Frühjahr.
Ganz in kraftlose Süßigkeit sieht man Keller-
Reutlingen verschwinden; schade um diese
feine, empfindsame Begabung. Max K u s c h e 1 s
„Urteil des Paris" überschreitet zwar die be-
kannten Grenzen dieses Künstler nicht, aber
es ist eine geistreiche und außerordentlich reiz-
voll gemachte Arbeit. Dieselben Eigenschaften
sind wohl bei der Strandlandschaft „Badeleben
in Ostende" des geschmackvollen und kulti-
vierten Berliners Ernst Oppler hervorzuheben.
Emil Orliks eklektisches Talent hat sich wohl
selten bequemere Ziele gesteckt, als es sie in
der Dame mit schwarzem Pelz erreicht hat.

Es scheint mir kein großer Ruhm, vor solcher
Bescheidenheit der eigenen Anforderungen nicht
zu versagen. Franc Potockis Damenbildnis
in Schwarz hat zweifellos einen großen Zug;
ein Meisterstückchen an kultivierter Malerei
und intimer Charakteristik bedeutet das „ Baby "
von Fritz Rhein. Franz v. Stucks Damen-
bildnis ist in einem ganz äußerlichen Sinne re-
präsentativ; seine „Schwüle Nacht", ein Ken-
taurenidyll, ist nicht ohne malerisch-sinnlichen
Reiz. Charles Toobys blühender Gartenwin-
kel zeigt den Künstler von der besten Seite,
und es scheint mir, daß Tooby sich die nature
morte endgültig versagen müßte. Wühlende
Kraft und Innerlichkeit liegen in Julius Sey-
lers Strandbildern, Edwin Scharffs „Studie
zu einer Medusa" verdient ernste Beachtung.

Die graphische Abteilung bringt famose
Holzschnitte von Walter Klemm und Josef
Stockner. W. Repsolds Silhouettenserien
„Schülers Anfang", „Malschule", „Professor
und Modell" sind von blitzender Lebendigkeit
und schlagfertigem Humor.

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