Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 29.1911-1912

DOI Artikel:
Westheim, Paul: Vom Kleingerät
DOI Artikel:
Kleine Kunst-Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7012#0496

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kleine Kunst-Nachrichten.

Meister, die in ihrem Bereich nichts weniger als
Künstler sind, ungünstig gewesen sein, sie über-
raschten immer durch die Anmut und den inner-
lichen Reichtum, den, ihren Erzeugnissen zu
geben, sie sich selten einmal die Mühe ver-
drießen ließen. Wenn diese in der Verborgenheit
schlummernden Geschmackswerte jetzt durch
eine große Messe für die Massen greifbar ge-
macht werden, wenn endlich einmal diese Seite
der angewandten Kunst mit der Wucht einer
solchen Veranstaltung betont wird, so kann da-
raus dem Kunstgewerbe als Ganzem beträcht-
licher Nutzen erwachsen. Denn nicht nur in
Bayern gibt es eine beachtliche, nachFörderung
hungernde Kleinkunst. paul westheim.

KLEINE KUNST-NACHRICHTEN.

MAGDEBURG. Curt Herrmann hatte zu
seiner Kollektivausstellung im Kunstverein
eine Rede gehalten über „Probleme der modernen
Malerei". Für ihn schrumpften diese Probleme
zu dem einen zusammen: absolute Malerei; Über-
windung des zufallsmäßigen Impressionismus; Licht-
malerei schlechthin, und das bedeutet: alleinige
Herrschaft des Neo-Impressionismus. So lautet

wenigstens das Dogma dieser kleinen Künstler-
gruppe, die noch immer auf Seurats technische
Erfindung schwört, und Curt Herrmann hat sogar
ein hübsches Buch daraus gemacht. Man kann
nun schon deshalb nicht an seinem Problem vor-
bei, weil es einen richtigen Kern hat, nämlich den,
daß allerdings in erster Linie gut gemalt werden
soll. Aber mit der absoluten Malerei ist es doch nicht
in alle Ewigkeit getan, und mit Lichtmalerei allein
ist nur ein kleiner Prozentsatj aller malerischen
Probleme erschöpft. Dies genüge zur Abwehr
von Herrmanns Einseitigkeit. Sie steckt auch ganz
in seinem praktischen Schaffen (das ihm, sehr
natürlich, seine Theorie diktiert hat): eigentlich
ist er nur Stillebenmaler. Wunderbar sind seine
Stilleben, von delikatester, schöner Juwelenwirkung;
ein Genuß für Augen, die reine Farben zu schälen
wissen. Diese Wirkung der touches und des
leuchtenden Lichts kann schwerlich überboten
werden. Herrmanns Landschaften aber sind auch
nicht viel anders als Stilleben behandelt; am
lebendigsten noch die breit (impressionistisch!)
gemalten Skizzen, die größeren Bilder oft wie von
transparentem, statt auffallendem Licht erfüllt.
Sonst waren noch Bilder von Bracht, Fr. Rhein,
O. H. Engel u. a. ausgestellt. p. f. schmidt.

489
 
Annotationen