Ztim Wicdererwaclicn der Ornamentik.
Arbeiten (Flora und Fortuna) weiß man nichts
rechtes anzufangen. — Hübsche Plaketten von
Ehehalt, Hasenohr, Kuhnert. Am besten
ist Elkan, der auch eine Bronzemaske Trübners
und eine nicht eigentlich plastisch gesehene,
aber sonst sehr interessante Bronze „der alte
Mann" zeigt. — Hildebrand und Klinger
sind mit Porträts charakteristisch vertreten.
Von Minne sieht man eine männliche Büste
Und dann jene beiden überragenden Bronze-
werke Rodins, die Tschudi für München er-
worben und für diese Ausstellung geliehen hat,
das „Kauernde Weib" und die „Mahlerbüste".
Mit was für geheimnisvollen Mitteln verleiht
dieser Künstler den furchtbar verkrümmten
Gliedern Schönheit? Und welche Fülle von
plastischen Ideen in dieser einen Figur, und
welch eine überlegene Sicherheit der Gestaltung!
Das Bildnis Mahlers sprüht von Geist und Tem-
perament. - DR. EWALD BENDER.
Ä
Wenn es ein Ding gibt, das über die Nationali-
tät hinausragt und als allgemeines Menschlieitsziel die
Völker verbinden kann in ihren schönsten Daseins-
regungen, sie, wenn sie sich auch noch so fremd
sind, einander als im Grunde doch gleichen Wesens
zeigen, so ist es die Kunst. - HANS THOMA.
ZUM WIEDER-ERWACHEN DER ORNA-
MENTIK. Jedermann weiß, daß die mo-
derne, dekorative Kunst nichts so sehr haßte
und verachtete als jene Elemente, die bisher
immer als für nicht unwesentliche Bestand-
teile des Kunstgewerbes angesehen worden
waren, ja, ohne die man sich eine höhere
Kunst dieser Art kaum hatte denken können:
als Schmuck und Ornamentik. Sie schienen
auf einmal gar nicht mehr nötig zu sein, ein
Ballast, der die wahre, reine Kunst nur be-
schwerte, belästigte, ohne ihr irgendwie nützen
zu können. Darum über Bord mit ihr, je eher,
je besser, und wo es nur immer ging. Nur
wenige Gebiete der dekorativen Kunst, vor
allem die der reinen Fläche haben hiervon
eine Ausnahme gemacht. Wie sollte man auch
diese anders beleben als durch Ornamentik?
Die Farbe allein tuts hier ja nicht. Doch auch
hier gab es Zurückhaltung auf allen Gebieten.
Eine rechte Freude war nicht dabei. Und nichts
ist wohl charakteristischer für diese ganze Be-
wegung als die damalige Flächen-Ornamentik:
ein System von Linien, das allerdings ganz
fein ausgetüftelt und durchempfunden war,
doch ganz ohne Fleisch und Körper und
damit auch ohne jede Breite und Deckung.
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Arbeiten (Flora und Fortuna) weiß man nichts
rechtes anzufangen. — Hübsche Plaketten von
Ehehalt, Hasenohr, Kuhnert. Am besten
ist Elkan, der auch eine Bronzemaske Trübners
und eine nicht eigentlich plastisch gesehene,
aber sonst sehr interessante Bronze „der alte
Mann" zeigt. — Hildebrand und Klinger
sind mit Porträts charakteristisch vertreten.
Von Minne sieht man eine männliche Büste
Und dann jene beiden überragenden Bronze-
werke Rodins, die Tschudi für München er-
worben und für diese Ausstellung geliehen hat,
das „Kauernde Weib" und die „Mahlerbüste".
Mit was für geheimnisvollen Mitteln verleiht
dieser Künstler den furchtbar verkrümmten
Gliedern Schönheit? Und welche Fülle von
plastischen Ideen in dieser einen Figur, und
welch eine überlegene Sicherheit der Gestaltung!
Das Bildnis Mahlers sprüht von Geist und Tem-
perament. - DR. EWALD BENDER.
Ä
Wenn es ein Ding gibt, das über die Nationali-
tät hinausragt und als allgemeines Menschlieitsziel die
Völker verbinden kann in ihren schönsten Daseins-
regungen, sie, wenn sie sich auch noch so fremd
sind, einander als im Grunde doch gleichen Wesens
zeigen, so ist es die Kunst. - HANS THOMA.
ZUM WIEDER-ERWACHEN DER ORNA-
MENTIK. Jedermann weiß, daß die mo-
derne, dekorative Kunst nichts so sehr haßte
und verachtete als jene Elemente, die bisher
immer als für nicht unwesentliche Bestand-
teile des Kunstgewerbes angesehen worden
waren, ja, ohne die man sich eine höhere
Kunst dieser Art kaum hatte denken können:
als Schmuck und Ornamentik. Sie schienen
auf einmal gar nicht mehr nötig zu sein, ein
Ballast, der die wahre, reine Kunst nur be-
schwerte, belästigte, ohne ihr irgendwie nützen
zu können. Darum über Bord mit ihr, je eher,
je besser, und wo es nur immer ging. Nur
wenige Gebiete der dekorativen Kunst, vor
allem die der reinen Fläche haben hiervon
eine Ausnahme gemacht. Wie sollte man auch
diese anders beleben als durch Ornamentik?
Die Farbe allein tuts hier ja nicht. Doch auch
hier gab es Zurückhaltung auf allen Gebieten.
Eine rechte Freude war nicht dabei. Und nichts
ist wohl charakteristischer für diese ganze Be-
wegung als die damalige Flächen-Ornamentik:
ein System von Linien, das allerdings ganz
fein ausgetüftelt und durchempfunden war,
doch ganz ohne Fleisch und Körper und
damit auch ohne jede Breite und Deckung.
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