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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 29.1911-1912

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Pabst, A.: Die Arbeitsschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.7012#0250

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DIE ARBEITSSCHULE.

VON DIREKTOR DK. A. PABST—LEIPZIG.

Das Problem „Arbeitsschule" ist heute wohl
das am meisten umstrittene aller Erzieh-
ungsprobleme, und nicht nur die Berufserzieher
sind auf das lebhafteste an seinerLösung interes-
siert, sondern auch dieSchulverwaltungen, die er-
werbstätigen Stände und selbstverständlich nicht
zuletzt die Eltern. Aber bei keiner Erziehungs-
frage gehen auch die Meinungen so weit aus-
einander, wie bei der Frage der Arbeitsschule.
Das zeigte sich in besonders schlagender Weise
auf dem „Ersten deutschen Kongreß für Jugend-
bildung und Jugendkunde", der in der ersten
Oktoberwoche in Dresden tagte. Nicht weniger
als 11 Referenten sprachen in dieser bedeu-
tungsvollen Versammlung über das Thema „Ar-
beitsschule", und wohl jeder von ihnen verband
mit dem Worte einen wesentlich andern Be-
griff. Am schärfsten trat diese Verschiedenheit
der Begriffe bei den beiden ersten Referenten
hervor, Oberstudienrat Dr. Kerschensteiner—
München und Schulrat Dr. Gaudig—Leipzig.

Jeder von ihnen gab sein Bestes. Der erste eine
wohldurchdachte, abgeklärte Entwicklung des
Begriffes und der Aufgabe der Arbeitsschule,
abgeleitet aus der Feststellung der Aufgaben,
die die Erziehung überhaupt zu lösen hat. Sie
hat den einzelnen vorzubereiten für seinen
künftigen Beruf, sie hat die Berufsbildung zu
versittlichen und weiterhin dem Zögling die
Befähigung zu geben, an der Versittlichung des
Gemeinwesens mitzuarbeiten. Aus dieser
Zweckbestimmung ergeben sich Folgerungen,
die zur Forderung der Arbeitsschule führen,
deren praktische Durchführung ebensowohl
körperliche (manuelle) wie geistige Arbeit ver-
langt und die vor allem der Charakterbildung
der Schüler dienen soll.

Der Eindruck der Ausführungen Kerschen-
steiners war ein starker und nachhaltiger, und
im Interesse einer Vertiefung dieses Eindruckes
war es eigentlich zu bedauern, daß dem ersten
Vortrage sogleich ein zweiter folgte, der des

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